VOR DEM SPIEL:
Der FCB musste im siebten Spiel unter Cheftrainer Marcel Koller auf einige verletzte Spieler verzichten. Vor allem im Defensivbereich fielen mit Goalie Jonas Omlin und den beiden Innenverteidigern Marek Suchy und Eder Balanta drei Spieler aus, die im Normalfall mit einem Platz in der Aufstellung hätten rechnen können, so dass nun auch Marcel Koller gezwungen war, Mittelfeldspieler Fabian Frei ins Abwehrzentrum zurückzuziehen.
Im Offensivbereich konnten wegen Verletzungen Kevin Bua und Valentin Stocker nicht mittun. Und weil als weiterer verletzter Spieler Signori Antonio, nominell der dritte Torhüter hinter Omlin und Martin Hansen, ausfiel, sass für den Fall der Fälle wie schon letzten Donnerstag gegen Limassol der U21-Torhüter Jozef Pukaj aus Back-up für Martin Hansen auf jener Ersatzbank, auf der neben den vier jungen Spielern Pukaj (18), Oberlin (20), Kalulu, Pululu (19) und Kaiser (20) mit Zuffi und Kuzmanovic nur zwei Routiniers zur Verfügung standen.
DIE 1. HALBZEIT:
Angesichts dieser Ausgangslage war es keine Selbstverständlichkeit, dass der FCB im Letzigrund das Geschehen eine Halbzeit lang weitgehend kontrollierte. Er spielte ruhig, überlegt, hatte mehr Ballbesitz, stand sehr hoch, griff nach Möglichkeit jeden ballbesitzenden Gegenspieler sofort an – das allerdings vor allem zwischen den Strafräumen. Die „Box“ des FCZ mieden die Basler Offensivspieler zwar nicht gerade, doch so richtigen Drang auf das Tor von Goalie Brecher war auch nicht auszumachen. Am nächsten am Führungstreffer des FCB stand in der 18. Minute Ajeti nach einer Flanke des gut spielenden Campo, doch dem Basler Mittelfeldspieler fehlten ein paar Schuhnummer-Grössen, um den Ball am Torhüter vorbeispitzeln zu können. So kam man zu einem Zwischenfazit: FCB überlegen, FCZ eher passiv und defensiv. Doch wenn er vor das Basler Tor kam, was drei, vier Mal der Fall war, war der Gastgeber gefährlicher als der FCB.
Gleichwohl ging in der 39. Minute Marcel Kollers Team in Führung, als Samuele Campo einen herrlichen Steilpass von Taulant Xhaka mitnahm und mit einem trockenen Flachschuss zum 0:1 traf. Dass sich so etwas der FCZ nicht länger gefallen lassen würde, deutete sich noch vor der Pause ab, als Torhüter Hansen gegen Winter und im Nachwuchs Cömert gegen Odey grösste Gefahr bannen und so mit einer Führung die viertelstündige Erholungspause antreten konnten.
DIE ZWEITE HALBZEIT:
Die freilich schien der FCZ besser genutzt zu haben – oder aber er profitierte nun etwas davon, dass er in den letzten paar Wochen fünf Spiele weniger ausgetragen hatte als der FCB, der in ein Muster zurückfiel, das in den letzten Jahren immer mal wieder zu sehen war, egal, welche Spieler auf dem Feld sanden und wer der Chef auf der Trainerbank war: Er verlor den Faden, wirkte etwas behäbig und liess sich vom „erwachten FCZ“ phasenweise stark zurück drängen. Ehe Pa Modou eine Viertelstunde vor Schluss das 1:1 gelang, hatte der FCB nämlich einen Pfostenschuss von Bangura und ein annulliertes Tor von Odey schadlos überstanden. Wer in dieser Szene im Stadion oder am Bildschirm – je nach Clubbrille – von einem richtigen oder falschen Entscheid sprach, hatte so oder so Recht. Es war eine kaum zu beurteilende Situation. Umso verdienter war es dann für den FCZ, als er zehn Minuten später doch noch traf.
Bitter war dieser Gegentreffer allerdings für den Dänen Martin Hansen, der den verletzten Jonas Omlin in nächster Zeit weiterhin vertreten muss und der jetzt in seinem dritten FCB-Einsatz, in dem er nach den Spielen gegen Montlingen und Limassol tatsächlich auch gefordert wird, mit mehreren wirklich starken Paraden bewies, dass auf ihn gebaut werden kann. Allerdings wird er sich dann, wenn er sich den Kopfballtreffer von Pa Modou am Bildschirm nochmals anschauen wird, in seiner dänischen Muttersprache die leise Frage stellen: Var det også en fejl i mig? War das auch mein Fehler?
Sei’s drum: Weil dem FCB die erste und dem FCZ die zweite Halbzeit gehörte, weil die Zürcher etwas mehr Torchancen hatten, der FCB aber in der 92. Minute eine grosse Möglichkeit zum 1:2 durch Campo vergab, werden beide Seiten mit diesem Unentschieden leben (müssen).
NACH DEM SPIEL:
Den nächsten Auftritt hat der FCB am kommenden Donnerstag, 30. August, wenn er in der zypriotischen Hauptstadt Nikosia den letzten Schritt in die Gruppenphase der UEFA Europa League tun möchte. Dafür darf er gegen den Apollon Limassol FC den 3:2-Vorsprung aus dem Heimspiel vom letzten Donnerstag nicht preisgeben. Es wird dann das achte Spiel unter Koller in der Zeitspanne von 26 Tagen sein.
Das Telegramm
FC Zürich – FC Basel 1:1 (0:1)
Stadion Letzigrund. – 13‘162 Zuschauer. – SR Alain Bieri
Tore: 39. Campo 0:1 (Xhaka). 76. Pa Modou 1:1 (Khelifi).
FC Zürich: Brecher; Nef, Bangura, Mirlind Kryeziu; Rüegg, Domgjoni (87. Palsson), Hekuran Kryeziu, Pa Moudo; Winter (68. Khelifi), Odey, Kololli (90. Rodriguez).
FCB: Hansen; Widmer, Cömert, Frei, Petretta; Serey Die, Xhaka; van Wolfswinkel (91. Oberlin), Campo, Okafor (73. Zuffi); Ajeti (78. Pululu).
Bemerkungen: FCB ohne Omlin, Antonio, Balanta, Suchy, Bua und Stocker (alle verletzt). FCB-Ersatzbank: Pukaj, Zuffi, Kuzmanovic, Oberlin, Kalulu, Pululu, Kaiser. – FC Zürich ohne Aliu, Kempter, Krasniqi, Rexhepi, Sarr und Sauter (alle verletzt). – Verwarnungen: 31. Nef (Foul), 70. Frei (Foul), 75. Campo (Weiterspielen nach Schiedsrichterpfiff), 78. Rüegg (Foul), 87. Van Wolfswinkel (Foul).Bemerkungen: 41. Cömert rettet gegen Odey auf der Torlinie. 53. Pfostenschuss Bangura. 67. Tor von Odey wegen extrem knapper Offsideposition annulliert).