Vor dem Spiel:
Nachdem Cheftrainer Ciriaco Sforza in seinen drei ersten Pflichtspielen mit dem FCB nicht rotiert hatte, liess er gegen Servette eine etwas veränderte Mannschaft beginnen. Drei Tage nach dem Sieg gegen Anorthosis Famagusta trat neu Jasper van der Werff anstelle von Eray Cömert in der Abwehr auf, Orges Bunjako übernahm im Mittelfeld den Platz von Samuele Campo und Rückkehrer Edon Zhegrova schliesslich erhielt gegenüber Afimico Pululu den Vortritt. Neben Ersatztorhüter Heinz Lindner und Samuele Campo sassen der 17-jährige Albian Hajdari, der 20-jährige Daniele Spataro, der 21-jährige Afimico Pululu, der 19-jährige Julian von Moos und der 19-jährige Tician Tushi auf der Bank.
Bei Servette standen mit Kyei und Schalk die beiden Torschützen des 2:2-Spiels vom 19. Juli 2020 nicht in der Startformation. Dafür war damals wie dieses Mal Schiedsrichter Luca Piccolo mit der Spielleitung beauftragt worden. Und damals wie jetzt zog der 27-jährige Tessiner Referee den Unmut der Basler auf sich. Im Juli hatte er völlig zu Unrecht FCB-Stürmer Cabral vom Feld geworfen und ein zweifelhaftes Tor für Servette akzeptiert, diesmal griff er mit einem schwer verständlichen Penaltyentscheid ins Geschehen ein.
Erste Halbzeit:
Sowohl Servette wie der FCB waren an diesem zweiten Tag ihren Fans etwas schuldig, denn beide Europacup-Teilnehmer hatten zum Saisonauftakt gegen die beiden Aufsteiger nicht gewinnen können. Derweil Servette das Derby in Lausanne 1:2 verloren hatte, gab der FCB bereits beim 2:2 daheim gegen den FC Vaduz Punkte weg.
Es war damit hier wie dort Rehabilitierung angesagt. Das schien vorerst Servette ein wenig mehr zu beherzigen. Schon nach zwei Minuten hatten die Genfer eine enorme Chance zum 1:0, doch Stürmer Koné pfefferte den Ball aus vier Metern ungestört an die Torlatte.
Danach fing sich der FCB aber, es entwickelte sich ein ausgeglichenes Spiel, ja, die Rotblauen bekamen die Dinge immer besser in Griff, hatten dann aber Pech. Stocker erzielte nach Vorlage von Ricky van Wolfswinkel ein schönes Tor, das wenig später nur noch ein «Tor» in Anführungszeichen war. Denn aufgrund der Intervention des VAR annullierte Piccolo den Treffern nach längerem Studium der Sachlage wegen eines Fouls von Zhegrova an Arial Mendy. Man darf sich in dieser Szene allerdings die Frage stellen, ob das ein so eindeutiger Fehlentscheid des Schiedsrichters gewesen sei, dass Sascha Kever, der Mann in Volketswil, eingreifen musste oder durfte. An der Tatsache, dass Gleiches nach dem Penaltyentscheid nicht getan wurde, hatten die Basler zusätzlich zu kauen.
Unsere Leitung war ok. Wir spielten solidarisch und sind in der zweiten Halbzeit trotz Unterzahl nicht eingebrochen.
Der nächste für den FCB schwerwiegende Entscheid des Schiedsrichters durfte dann allerdings keine Diskussionen mehr zulassen, zu klar war die Notbremse von van der Werff an Kastriot Imeri, so dass Piccolo den Basler vom Platz stellen musste.
Damit schlug die Stunde von Junior Albian Hajdari, der fortan mehr als eine Stunde lang in der Innenverteidigung spielen durfte und erstmal mithalf, dass der FCB ohne resultatmässigen Schaden in die Pause gehen konnte.
Zweite Halbzeit:
Eine dritte Szene mit dem Schiedsrichter im Mittelpunkt prägte die zweite Halbzeit. Dank der personellen Überzahl war nun Servette überlegen, hatte auch einige brauchbare Weitschuss-Gelegenheiten und zwei von Djordje Nikolic hervorragend vernichtete Grosschancen, derweil sich der FCB nun aufs Resultathalten beschränken musste, weil Servette mehr für den Angriff tun konnte – etwas, was die Basler in der zweiten Hälfte höchstens noch ansatzweise zustande brachten.
Wir haben es nicht verdient, auf diese Weise zu verlieren.
Das Kompliment verdiente sich der FCB jetzt mit einem starken Abwehrverhalten und dank einem fehlerfreien sehr sicheren Goalie Nikolic. Auch Hajdari passte sich bestens in das Defensiv-Gefüge ein – und hatte dann ganz grosses Pech mit dem bereits erwähnten Schiedsrichterentscheid. Man hätte dem jungen Mann einen etwas weniger folgenreichen «Lehrplätz» gewünscht…
Nach dem Spiel:
Nein, ein runder Auftritt des FCB war das auch in Genf noch nicht. Noch ist die Mannschaft nicht wie gewünscht in Fahrt gekommen. Doch im Gegensatz zum ärgerlichen und selbstverschuldeten 2:2 gegen den FC Vaduz vor Wochenfrist und dem gefährlichen Nachlassen in der zweiten Halbzeit gegen Anorthosis Famagusta musste das Team von Sforza dieses Mal keine Vorwürfe mangelnder Mentalität und fehlender Einsatzbereitschaft entgegennehmen.
Das freilich gilt es am Donnerstag im Playoff-Spiel gegen den PFK CSKA Sofia vor leeren Joggeli-Rängen zu bestätigen, um im Herbst sechs weitere internationale Spiele bestreiten zu können.
Das Telegramm:
Servette FC – FC Basel 1893 1:0 (0:0)
Stade de Genève. – 1000 Zuschauer. – SR Luca Piccolo.
Tor: 77. Schalk 1:0 (Handspenalty).
Servette: Frick; Sauthier (70. Diallo), Rouiller, Sasso, Mendy; Cespedes, Ondoua; Stevanovic, Cognat (10. Antunes, 93. Severin), Imeri (70. Schalk); Koné.
FCB: Nikolic; Widmer, van der Werff, Alderete, Padula; Stocker (80. Pululu), Bunjaku (80. Campo), Frei, Zhegrova (33. Hajdari); van Wolfswinkel, Cabral (63. Tushi).
Bemerkungen: FCB ohne Isufi, Marchand, Petretta, Xhaka, Zuffi (alle verletzt) und Cömert (angeschlagen). – Servette ohne Kyei (verletzt). - Ersatzbank FCB: Lindner (T), Campo, Pululu, Vonmoos, Tushi, Spataro, Hajdari. – Rote Karte: 30. van der Werff (Notbremse). Verwarnungen: 7. Bunjaku (Foul), 13. Cespedes (Foul). 51. Stevanovic (Reklamieren), 59. van Wolfswinkel (Unsportlichkeit), 61. Nikolic (Zeitspiel). – 3. Lattenschuss Koné.