Behrang Safari – ein fussballerisch und mental starker Teamplayer
Porträt
Montag, 20.12.2021 // 10:27
Uhr
Als linker Verteidiger beim FC Basel 1893 und anderen Vereinen hat Behrang Safari enorm viel erreicht. Er hat in seiner Karriere länderübergreifend zehn Meistertitel geholt, einmal den Cupbecher gestemmt und internationale Spiele auf höchstem Niveau bestritten. Er hätte noch länger in der Rheinstadt bleiben können. Aber nach langem Ringen entschied er sich schliesslich vorzeitig nach Schweden zurückzukehren, um seinen von Autismus betroffenen Söhnen eine effiziente Behandlung zu ermöglichen. Heute sagt er: «Dieser Entscheid hat sich gelohnt. Der ganzen Familie geht es gut.» Wir blicken zurück.
Geboren wurde Behrang Safari in der iranischen Metropole Teheran. Als Zweijähriger kam er mit seiner Familie nach Schweden. Beim Lunds SK durchlief er dann die Juniorenabteilungen. Auf eigenen Wunsch durfte er an einem Testspiel Lunds SK gegen Malmö FF teilnehmen. Der Malmö FF war dann sein erster ganz grosser Verein. Mit den hellblau gekleideten Akteuren aus Südschweden spielte er anfänglich noch bei den A-Junioren und in der zweiten Mannschaft. Im Jahre 2004 sicherte sich der mit einem Ausbildungsvertrag ausgestattete schwedisch-iranische Doppelbürger seinen ersten Meistertitel in der Allsvenskan, der höchsten schwedischen Spielklasse, allwo bekanntlich sämtliche Tenöre mitspielen. Doch es ging bis 2008, bis er sich für höhere Aufgaben bereit fühlte.
Das Defensiv-Bollwerk aus Südschweden: Linksverteidiger Behrang Safari.
Der damals 23-jährige unterzeichnete beim FC Basel einen Vertrag bis 2011. Der FCB überwies damals geschätzte 400'000 Franken nach Malmö. In Basel ging Behrang Safari als erstes auf eine Bootsfahrt, schon bald fühlte er sich heimisch. Mit seiner Familie bezog er eine Wohnung in Binningen. Wenig später, Ende Juli 2008 wars, bestritt er bereits seinen ersten internationalen Match, ein kapitales Qualifikationsspiel zur UEFA Champions League. Gegner war kein Geringerer als der IFK Göteborg, welcher den älteren Semestern unter der Rotblau-Leserschaft als Europacupsieger mit Superstar Torbjörn Nilsson bekannt ist. Der FCB gewann diesen Match nach hin und her wogendem Kampf mit 4:2 – und weil zuvor auswärts ein 1:1 herausgeschaut hatte, waren die Rotblauen erneut für die Sternen-Liga qualifiziert.
Meisterschaft und Cupsieg
In der Schweiz hat der ruhige Schwede mit dem multikulturellen Hintergrund in der Folge so ziemlich alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Viermal Meister und einmal Cupsieger wurde er mit dem FCB – wobei er im Cupfinal gegen Lausanne-Sport (6:0) einen ruhigen Nachmittag erleben durfte. Mit seinem dynamischen, präzisen Spiel in der Abwehr und dank seinen wirbligen Durchbrüchen auf der linken Flanke brachte er jene Portion an Unberechenbarkeit ins rotblaue Teamgefüge ein, die den FC Basel damals in ganz Europa zu einem ernstzunehmenden Kunden werden liess. Im Nou Camp zu Barcelona zeigten die Basler gegen Messi und Konsorten einen brillanten Match und spielten 1:1 unentschieden.
230 Matches im rotblauen Dress – Behrang, immer aine vo uns!
Unzählige Partien auf internationaler Ebene summieren sich bei Behrang Safari zu einem bärenstarken Palmares. Vervollständigt wurde dieses beeindruckende Mosaik durch internationale Auftritte in Gelbblau, denn Behrang Safari stand auch in der schwedischen Nationalmannschaft seinen Mann. Unter anderem spielte er mit Andreas Isaaksson, Martin Olsson, Daniel Majstorovic, Andreas Granqvist, Olof Mellberg, Kim Källström, Markus Rosenberg, Sebastian Larsson, Marcus Allbäck, Zlatan Ibrahimovic sowie Marcus Berg zusammen. Nach zwei Meistertiteln und einem Cuptriumph in der Schweiz wechselte der wieselflinke Mann in Belgiens Pro League, zum RSC Anderlecht. Doch nach zwei erfolgreichen Jahren zog es ihn abermals in die Nordwestschweiz zurück.
Liverpool, Rom, St. Étienne und Sevilla
Im Europacup mit dem FCB erlebte der Mann mit der Rückennummer 20 an der Seite von Akteuren wie Xherdan Shaqiri, Scott Chipperfield, Valentin Stocker, Benjamin Huggel, David Abraham, Matías Delgado, Marek Suchy, Tomas Vaclik, Taulant Xhaka, Michael Lang, den beiden Freis Alex und Fabian, Mohamed Elneny, Walter Samuel, Birkir Bjarnason, Davide Callà, Breel Embolo und anderen eine Vielzahl von denkwürdigen Partien. Herausheben möchte er den Match in Liverpool, als es den Baslern gelang, die legendären Reds in deren Heimstadion an der Anfield Road in Schach zu halten. Das war eine echte «Night To Remember». Zweimal triumphierten die Rotblauen mit Safari gegen die AS Roma, einmal zuhause (2:0) einmal auswärts (3:1). Und dann müssen noch die beiden dramatischen St. Etienne-Spiele erwähnt werden. In diesen Partien setzte sich dank einem erstklassig aufspielenden Luca Zuffi und dank einer perfekt funktionierenden Abwehrreihe bestehend aus Lang, Suchy, Samuel und Safari einmal mehr der FCB durch. Erwähnenswert auch das 2:0 auswärts gegen Belenenses.
Behrang Safari Stand 59 Mal für den FCB im Europacup im Einsatz – wie hier gegen Barcelona mit Lionel Messi.
Spannend waren für Behrang Safari auch immer die Quervergleiche mit spanischen Teams, welche allerdings nicht jedes Mal zugunsten der Rotblauen ausgingen. Immerhin reichte es gegen das grosse Sevilla einmal zu einem 0:0-Heimunentschieden. Basel war an diesem Abend nach Ansicht der Fachleute insgesamt gesehen das bessere Team. Wir wissen: Wenn FCB-Back Adama Traoré damals allein vor dem Tor stehend seinen Ball versenkt hätte, hätte der FCB auch den stolzen Kickern aus Andalusien gefährlich werden können. «Die Spiele gegen die Spanier waren mit Abstand die härtesten und schwierigsten. Man ist nur am Reagieren, sie beherrschen alle Facetten des Spiels. In Basel haben wir immer besser ausgesehen, aber zu Hause sind sie andere Teams, praktisch unschlagbar», sagte Safari im Anschluss an die Partien gegen Sevilla in der bzBasel.
Rückkehr nach Schweden
Doch dann hiess es für Behrang Safari Abschied nehmen. Sein Vertrag in Basel wäre zwar noch weitergelaufen, trotzdem entschied sich der Familienvater nach Rücksprache mit seiner Frau Ivana dazu, in sein Heimatland zurückzukehren. Der Grund für diese vorzeitige Vertragsauflösung war familiärer Natur. Die beiden Söhne der Familie Emiliano und Leon waren von Autismus betroffen. Um ihnen eine adäquate Behandlung in ruhigem Umfeld zu ermöglichen, entschlossen sich Behrang und seine Frau Ivana schweren Herzens, Basel adieu zu sagen. Der gemeinsam getroffene Entscheid zugunsten des familiären Kerns hat sich aber unterdessen als goldrichtig entschieden.
Behrang Safari feierte mit dem FCB fünf Meistertitel und einen Cupsieg und überraschte bei diesen Feiern teils auch mit seinen Tanzfähigkeiten.
Den Söhnen geht es gut, sie gehen in eine Spezialschule, treffen sich regelmässig mit Freunden und können ein gutes Leben führen. Erfreulicherweise hat sich Behrang Safari nach seiner Rückkehr nach Schweden nochmals im Profifussball bewähren können. Noch dreimal durfte er sich als schwedischer Meister in der Allsvenskan feiern lassen. Bei seinem Abschiedsmatch wurden ihm per Videowand Grussbotschaften von Walter Samuel und Roger Federer übermittelt.
Neue berufliche Horizonte
Heute wirkt er in einer sehr verantwortungsvollen Position. Agent und Mentor ist er – für junge schwedische Spieler zwischen 17 Jahren und 24 Jahren, die in den beiden oberen schwedischen Ligen (Allsvenskan und Superettan) sowie in der Schweiz, Holland und Polen tätig sind. Die jungen Spieler erhalten von Behrang Safari eine umfassende Beratung für den Einstieg ins Profigeschäft. «Das Ziel im Fussball sollte es sein, in grossen Teams und legendären Stadien zu spielen und bei internationalen Turnieren um wichtige Titel zu kämpfen», bekräftigt er. «Die Höhe des Monatslohns sollte dabei nicht die wichtigste Rolle spielen.» In regelmässigen Abständen kehrt Safari in Ausübung seines neuen Berufs aufs europäische Festland zurück. Geduldig und geschickt verhandelt er mit den Exponenten von Proficlubs in der Schweiz (auch mit dem FC Basel natürlich), aber auch mit Teams in Holland und Polen. Er wirft dabei seine ganze Erfahrung im Berufsfussball in die Waagschale und probiert seine Kicker in beste Ausgangslagen zu bringen.
Wunderbare Erinnerungen
Wenn man Behrang Safari auf die lustigsten Episoden während seiner Zeit in Basel anspricht, kommt der stille Schwede ins Schmunzeln. Witzig war sicher sein Auftritt als Tänzer auf dem Balkon des Stadtcasinos, als der FCB wieder einmal mehr als strahlender Sieger aus einem hitzig geführten Meisterschaftsrennen hervorgegangen war. Damals legte Behrang Safari einen filmreifen Duck Walk derart perfekt auf die Bretter, dass die Fans aus dem Staunen und Schreien kaum mehr herauskamen.
Behrang Safari begrüsst seine ehemaligen Teamkollegen bei einem Besuch im St. Jakob-Park im September 2021.
Wer Behrang sonst kennt, weiss, dass er beileibe nicht immer nur auf Bruder Lustig macht, sondern durchaus auch sehr ernst und nachdenklich sein kann. Aber damals, bei der Meisterfeier, hat eben alles zusammengepasst. Den gemeinsam mit seinen Teamkameraden tanzenden, feiernden Behrang behalten alle diejenigen, die damals live zugegen waren, in allerbester Erinnerung. Behrang Safari bleibt mit Basel weiterhin verbunden. Zu zahlreichen FCB-Stars (im Gespräch mit Rotblau erwähnt er namentlich Strelli, Stocker, Frei, Tauli und Lang) hat er heute noch Kontakt. Es ist halt schon so: Einmal Basel-immer Basel.
Name: Safari
Vorname: Behrang
Geburtsdatum: 9. Februar 1985
Position: Aussenverteidiger
Vereine:
Nachwuchs Lunds SK 1992-2000
Malmö FF - A Junioren und zweite Mannschaft 2001-2005
Malmö FF 2004-2008
FC Basel 1893 2008-2011
RSC Anderlecht 2011-2013
FC Basel 1893 2013-2016
Malmö FF 2016-2020
Lunds SK 2020-2021
Erfolge:
Schweizer Meister mit dem FC Basel 2009/2010, 2010/2011, 2013/2014, 2014/2015, 2015/2016
Cupsieger mit dem FC Basel 2010
Schwedischer Meister mit Malmö FF 2004, 2010, 2017, 2020
Belgischer Meister mit dem RSC Anderlecht 2012, 2013
Dreimal Champions League Teilnehmer mit dem FC Basel
Dreimal Europa League Teilnehmer mit dem FC Basel und mit Malmö FF
31 Länderspiele mit dem schwedischen A-Nationalteam, Teilnehmer an der Euro-Endrunde 2012.
Behrang Safaris Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken
Bisher porträtierte Spieler
Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019), Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September) und Mile Sterjovski (19. November 2021).
Text: Lukas Müller
Fotos: Sacha Grossenbacher und Luca Cavegn