René Hasler – Mittelfeldspieler mit grossem Aktionsradius

Porträt
Dienstag, 27.09.2022 // 17:01 Uhr

Wenige FCB-Spieler können von sich berichten, dass sie sowohl gegen Real Madrid, gegen Ujpest Dozsa als auch gegen den FC Brügge ein Tor erzielt und auch als Mitglied der Schweizer Nationalmannschaft wichtige Spiele bestritten haben. René Hasler durfte im Verlauf seiner Karriere bei den Rotblauen viele wunderbare Erfolge geniessen. Der heute 74-jährige wohnt in Horw bei Luzern. Mit seiner Laufbahn ist er mehr als zufrieden, sucht das Rampenlicht allerdings nicht mehr und gibt auch kaum mehr Interviews. Für fcb.ch hat er eine Ausnahme gemacht.

Am 18. Juni 1948 kam René Hasler in Luzern auf die Welt. Aufgewachsen ist er im nahegelegenen Horw. Schon früh war er Richtung Stadt orientiert. Er absolvierte die Kantonsschule bis zur Matura und spielte von Anfang an viel Fussball.  «Ich hatte eine Sonderbewilligung», erzählt er. C-Junioren mussten im Normalfall 12 bis 14 Jahre alt sein, ich durfte bereits als Zehnjähriger mitkicken.»

Hasler wurde Junioren Schweizer Meister mit dem FC Luzern und als 17jähriger schlug für ihn die grosse Stunde. Er durfte beim FCL auf der Allmend einlaufen. Luzern damals, das war ein verschworenes Team, welches auch den ganz Grossen im Schweizer Fussball das Fürchten lernte. Mit dem viel älteren Paul Wolfisberg bildete René Hasler im damaligen WM-System im Mittelfeld ein gut eingespieltes Duo.  

Termin bei Stumpen-Nägeli

1969 wurden verschiedene Vereine auf den quicklebendigen, agilen Midfielder aufmerksam. Am heftigsten machte sich der FCZ bemerkbar. Dessen damaliger Präsident Edi Nägeli (bekannt unter dem Spitznamen Stumpen-Nägeli) wollte ihn nach Limmatathen lotsen. Dafür war ihm kein Effort zu schade. So fuhr der Zürcher Vereinsboss nach einem Match in seinem Amischlitten René Hasler durchs dichte Verkehrsgewühl nach und schnitt ihm sogar brüsk den Weg ab. Hasler musste mit seinem Auto einen Stopp reissen. Zuerst ärgerte er sich, dann staunte er Bauklötze: Stumpen-Nägeli himself stieg aus. «Wir sehen uns morgen um 10 Uhr im Tabakfass in Zürich», schnarrte er.

Der 1.70 Meter grosse René Hasler hat mit den Rotblauen auf nationalem und internationalem Parkett fantastische Erfolge gefeiert. Hier feiert er einen persönlichen Torerfolg gegen den FC Lugano.

Am darauffolgenden Tag wurden alle Details geklärt. So kam es, dass René Hasler als Junger für die Zürcher im Einsatz war. Er stand auch in einem Cupfinal gegen den FC Basel und gewann prompt. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass Hasler in den beiden darauffolgenden Cupfinals Basel-Zürich jeweils auf Seiten von Basel sein Bestes gegeben hat. 

Wechsel zum FCB

Stichwort Basel: Hier erlebte der zweikampfstarke und torgefährliche Mittelfeldspieler seine besten Zeiten. Anno 1971 stiess er zu den Rotblauen. Es war die Zeit, in der Spielertrainer Helmut Benthaus seine Aktivkarriere langsam aber sicher ausklingen liess. So lautete das Mittelfeld dann eine Zeitlang Jürgen Sundermann, Karli Odermatt und René Hasler. Jahre später dann wurde der vielseitig einsetzbare Akteur von Benthaus noch zum Verteidiger umfunktioniert. Obschon er diese Rolle anfänglich nicht so liebte, hat er sie zuverlässig interpretiert und schliesslichauch Gefallen daran gefunden. Mit dem FCB erlebte der Luzerner seine allerbesten Zeiten. Zuhause blieben die Rotblauen über eine Saison lang ungeschlagen, das Joggeli avancierte ein erstes Mal zur uneinnehmbaren Festung. Denkwürdige Spiele gingen hier vonstatten, zum Beispiel das 4:0 gegen den FC Zürich vor 50'000 Zuschauern, bei welchem Köbi Kuhn & Co. dem Schweizer Meister FCB nach Spielschluss in bewährter englischer Manier applaudierend Spalier standen. Auch im Jahr danach landete man vor heimischer Kulisse gegen YB einen genial inszenierten Meisterstreich.

Packende Szene aus einem Match gegen den FC Sion. René Hasler hält den gegnerischen Stürmerstar Jean-Paul Brigger bestens unter Kontrolle.

Hasler entwickelte in dieser goldenen Epoche im System Benthaus seinen unwiderstehlichen Spielstil. Er agierte antrittsschnell und zeigte sich aufsässig im Tackling. Zudem war er laufstark und hatte darüber hinaus den siebten Sinn für gutes Timing. Sein Offensivdrang kam in vielen Spielen zum Tragen, in denen er entscheidende Tore erzielte. Einmal, gegen St. Gallen, nominierte ihn Benthaus in der Not sogar als Mittelstürmer. Gegen den Brillenträger Markus Schüepp im Ostschweizer Gehäuse traf Hasler per Direktabnahme prächtig ins gegnerische Netz. Er eröffnete damit den Torreigen zum 8:2-Kantersieg der Basler.

Gol-Gol-Gol gegen Real Madrid

An einem schönen Herbstabend, am 15. September 1971, war im Rahmen des UEFA-Cups das ruhmreiche weisse Ballett von Real Madrid zu Gast in Basel. Gegen Leute wie Santillana und Aguilar zu spielen war für alle Basler natürlich ein Hit. In der 31. Spielminute hatte René Hasler einen wunderbaren Auftritt. Nach einem Corner und einer etwas ungelenken Kopfballabwehr von Grosso kam er ein erstes Mal zum Schuss. Er schoss sofort aufs Tor und der Ball landete am Lattenkreuz und via Rücken des Torhüters ein weiteres Mal im Corner. Bei diesem zweiten Versuch sprang das runde Leder wie von Geisterhand gezogen via den Kopf von Grosso exakt gleich wie vorher wieder zu Hasler. Geistesgegenwärtig drückte Basels Nummer 10 ab. «Ich schoss dieses Mal einen Zentimeter tiefer als vorher, diesmal war der Ball im Lattenkreuz. 1:0 für Basel», schmunzelt Hasler heute. Die spanischen Aficionados schüttelten entweder missmutig ihre Köpfe oder brachen sogar in Zetermordio aus. Denn solches waren sie überhaupt nicht gewohnt. Die Madrilenen mussten in der Folge gewaltig aufdrehen um diesen Rückstand dank Toren von Aguilar und Santillana noch in einen Sieg zu verwandeln. 

Europacup-Klassiker gegen Celtic

Auch beim denkwürdigen Heimspiel gegen den belgischen Champion Brügge im Europacup der Meister am 7. November 1973 im alten Joggeli, figurierte René Hasler in der FCB-Startaufstellung. Zum umjubelten 6:4-Erfolg vor 12’500 Fans steuerte «Hasi», wie ihn seine Mitspieler liebevoll nannten, den Führungstreffer zum 1:0 bei. Wer sich in der mehrbändigen FCB-Historie auskennt, weiss, dass auch das hochkarätige Schotten-Team von Celtic Glasgow im Joggeli bereits zweimal geschlagen von dannen gezogen ist. Beim ersten Mal, beim 3:2 vom 27. Februar 1974 im alten Joggeli, stand René Hasler auf dem Feld. Basel gewann damals vor 25'000 Zuschauern dank zwei Hitzfeld-Treffern und einem Sensations-Freistoss von Karli Odermatt mit 3:2.

Fototermin bei der Kappelbrücke: In Luzern startete René Hasler seine Fussballkarriere.

Beim zweiten Celtic-Glasgow-Showdown – am 28. August 2002 – war unser Interviewpartner als Ehemaliger auf dem Beobachterposten. Der Match fand im neuen Joggeli statt. Auch hier siegten die Rotblauen. Das Schlussresultat lautete 2:0 – dies dank spektakulären und dementsprechend frenetisch bejubelten Toren von Jimmy Gimenez und Murat Yakin. René Hasler reiste allerdings nicht als Zuschauer nach Basel, er führte sich diese dramatische Partie zuhause in Horw zu Gemüte. 

Schöne Zeiten bei Xamax

Zwischendurch unternahm René Hasler einen Wechsel ins Welschland. Gilbert Facchinetti, Präsident von Neuchâtel Xamax, öffnete seine Schatulle und offerierte ihm einen gutdotierten Vertrag. Die damals an den FCB bezahlte Transfersumme betrug rund eine halbe Million Schweizer Franken. Das war damals der Schweizer Rekordtransfer. Nach drei Jahren kehrte der umworbene Spieler wieder zu den Rotblauen zurück. 1980 erlebte er im Zürcher Letzigrund eine weitere Sternstunde. Der FCB besiegte den Rivalen FCZ in dessen Heimstätte mit 4:2 – der Meisterbecher ging damit ein weiteres Mal in die Rheinstadt. Klammerbemerkung: Die spontane Meisterfeier auf dem Marktplatz durfte der Schreibende durch einen glücklichen Zufall auf dem Balkon des Restaurants Baslerstab miterleben. Auch in der Folge blieb Hasler den rotblauen Farben treu. Gegen Ende seiner Karriere waren seine Dienste immer noch sehr gefragt.

René Hasler fühlt sich in seiner Heimatstadt Luzern sehr wohl.

Von drei Vereinen – Luzern, Sion und Lugano – gab es Anfragen für ihn als Trainer, doch eines schönen Tages sagte René Hasler zu seiner Frau: «Hör zu, ich höre auf mit dem aktiven Fussball, und steige zu 100 Prozent ins Bankgeschäft ein.» Bis zu seiner Pensionierung wirkte der FCBler beimBankverein, der späteren UBS, und erlebte beruflich spannende Geschichten. Seine Söhne spielten beide Fussball beim FC Basel. Yannick Hasler debütierte gar gemeinsam mit einem gewissen Hakan Yakin bei den Rotblauen. Und Cyrill schaffte mit 18 den Sprung ins erweiterte Kader bei Christian Gross. Leider wurde Yannick wie auch sein Bruder Cyrill schon früh durch schwere Verletzungen ausgebremst. Heute geniesst René Hasler mit seiner Frau Denise die vermehrte Freizeit. Mit dem Fussball bleibt «Hasi» auch im vorgerückten Alter nach wie vor verbunden. Einmal FCB-immer FCB.


Steckbrief

Name: Hasler
Vorname: René
Geburtsdatum: 18. Juni 1948
Nationalität: Schweizer
Position: Verteidiger, Mittelfeldspieler, ausnahmsweise auch Stürmer

Vereine:

FC Luzern: 1965-1969
FC Zürich: 1969-1971
FC Basel 1893: 1971-76
Neuchâtel Xamax: 1976-1979
FC Basel 1893: 1979-1982

264 Spiele, 28 Tore für den FCB

Erfolge:

Schweizer Meister mit dem FCB: 1972, 1973 und 1980
Cupsieger mit dem FCB: 1975
Ligacupsieger mit dem FCB 1973
Alpencupsieger mit dem FCB: 1981
Cupsieger mit dem FC Zürich: 1970

Zahlreiche Europacupspiele mit dem FC Basel und auch welche mit dem FC Zürich.
27 Länderspiele

René Haslers Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken​


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022) und Beat Sutter (1. August 2022).

Text: Lukas Müller

Fotos: Manuel Geisser (Farbfotos), Kurt Baumli (SW-Fotos)

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