Nestor Subiat – FCBler mit verschiedensten Stationen

Nestor Subiat
Mittwoch, 18.03.2015 // 16:59 Uhr

Das Porträt über Nestor Subiat stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch fortgesetzt wird. Bisher wurden Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014) und Martin Andermatt (12. Februar 2015) porträtiert.

Mit dem FC Lugano und dem Grasshopper Club Zürich erlebte der Argentinier Nestor Subiat seine grössten Erfolge. Doch an die Zeiten beim FC Basel 1893 erinnert er sich ebenfalls sehr gerne zurück. Erfahrungen sammelte er schliesslich auch im Ausland, unter anderem beim traditionsreichen Team AS St. Etiénne.

 

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm“, so pflegt man zu deklamieren, wenn der Sohn grad nach dem Vater kommt. Bei Familie Subiat war es effektiv so. Vater Nestor Subiat senior, heute als Scout für die FCB-Junioren im Elsass tätig, war einst selber Fussballprofi. Er kickte sehr erfolgreich während Jahren in Südamerika. „Er spielte bei Velez Sarsfield, Platense, Colon de Santa Fé und bei Bogota in Kolumbien. Von den Aficionados wurde er Cabeza de Oro (Goldköpfchen) genannt», berichtet Nestor Subiat junior. Nestor Subiat junior wuchs dann in Frankreich auf, wo sein Vater gegen Ende seiner Karriere bei Sochaux und Mulhouse spielte.

 

Mit 16 ½ Jahren debütierte der junge Subiat bereits bei den Profis, in der 2. Division, beim FC Mulhouse. Als Trainer wirkte Raymond Domenech – Mulhouse war damals eine gute Adresse im französischen Fussball. Zu den Heimspielen des FCM erschienen oftmals zwischen 10'000 und 15'000 Zuschauer, und der Kampf um die Spitzenplätze in der zweithöchsten Liga tobte heftig. Mehrmals kam man in die Barrages, in die entscheidenden Spiele also. Der Aufstieg gelang aber nur ein einziges Mal – zu der Zeit war Nestor Subiat allerdings an den Nachbarn Racing Strasbourg ausgeliehen. „Es war eine gute Lehrzeit damals“, betont er beim Interviewtermin mit dem Rotblau Magazin. „Beim Match in Nizza zum Beispiel wurden wir mit Steinen beworfen. Das hat meinen Charakter gestählt.»

 

FC Lugano – und die Coppa Svizzera

 

So gestärkt und mit allen Wassern gewaschen ging der junge Mann sein erstes Engagement im Ausland an. Der FC Lugano hatte das Talent, den Punch und das Kämpferherz dieses ballsicheren Akteurs schnell erkannt und sofort zugegriffen. Im Stadio Cornaredo entwickelte er sich zum allseits beliebten Topstürmer, der sich wuchtig durchzusetzen weiss und vor dem gegnerischen Kasten nicht lange fackelt. Besonders weit kamen die „Kragenbären“, wie der FC Lugano wegen seiner speziellen pechschwarzen Leibchen mit dem weissen V drauf genannt wurde, in der Cup-Kampagne der Saison 1992/93. Lugano überrumpelte damals sämtliche Gegner und stand am Schluss im Cupfinal. Kontrahenten waren keine Geringeren als die „Sauterelles“ vom Grasshopper Club. Alle sahen GC als klaren Favoriten, aber Lugano siegte. 4:1 lautete das Schlussresultat nach epischem Fight. Nestor Subiat avancierte an diesem Tag dank seinen beiden bärenstarken Toren zum Helden von Lugano.

 

1993 war für den aufstrebenden Star mit dem südländischen Charme ohnehin ein gutes Jahr. Er heiratete Natacha, mit der er noch heute glücklich zusammen ist. Zwei Töchter – Samantha (heute 26) und Melissa (24) – stammen aus dieser Verbindung. Subiat wurde auch für die Weltmeisterschaft in den USA selektioniert. Natürlich war das Duo Adrian Knup und Stéphane Chapuisat gesetzt, aber auch Subiat durfte dreimal mittun. Einzig ein Torerfolg an der WM blieb ihm verwehrt.

 

Nach dem Mundial, wie er es nennt, wechselte er vom Tessin nach Zürich, zu GC. Es folgte seine beste Zeit, die von drei Meistertiteln gekrönt war. Leider verletzte sich Subiat nach einer brillanten ersten Saison an der Achillessehne, und so musste er später oft hinter Viorel Moldovan und Kubilay Türkyilmaz zurückstehen. So gesehen kam das Angebot aus Basel wie gerufen.

 

Rotblau gegen Blauweiss

 

Wir stehen im Jahr 1997: Der FC Basel, der sich in der Meisterschaft in einer kniffligen Lage befand, sah sich für seine Offensive nach Verstärkung um. Schon seit einiger Zeit hatten die Basler Clubverantwortlichen ein Auge auf Nestor Subiat geworfen – denn sie suchten jemanden, der sie sofort weiterbringt. Im Sommer 1997 hätte der Stürmer sogar in die Bundesliga zum Aufsteiger VfL Wolfsburg gehen können, aber dort gefiel ihm die Umgebung nicht.

 

Als dann FCB-Manager Heinz Hermann ihm wegen eines möglichen Wechsels nach Basel telefonierte, da sagte er sofort zu. Die Stadt Basel kannte er bereits gut, seine Familie lebte ja in Mulhouse. Er sei bei einer guten Mannschaft gelandet, der das Selbstverstrauen fehle, die aber die besten Zuschauer des Landes hinter sich wisse, gab er damals am Tag seiner Ankunft in der Basler Zeitung zu Protokoll. So wurden dann plötzlich Leute wie Stefan Huber, Oliver Kreuzer, Massimo Ceccaroni, Jürgen Hartmann, Sébastien Barberis, Oumar Kondé, Dario Zuffi, Fabrice Henry, Mario Frick, Maurizio Gaudino & Co. zu seinen neuen Teamkollegen. Der FCB mit seinem starken Präsidenten René C. Jäggi hatte in dieser Epoche Grosses vor, aber er musste vorderhand noch kleinere Brötchen backen.

 

Das Wiedersehen mit den alten Kameraden von GC wurde für Nestor Subiat dann zum Triumph, traf er doch vor 6000 Zuschauern als Matchwinner für die Rotblauen gegen die Blauweissen zum 1:0-Schlussresultat. „Subiat-Subiat-Subiat», skandierten die Basler Fans im alten Joggeli. Es war ein denkwürdiger Sieg für Basel – ein Sieg auch, der eindeutig Appetit auf mehr machte. Auf der Gegenseite spielten notabene Tenöre wie Moldovan, Türkyilmaz, Johann Vogel, Micheil Kawelaschwili sowie Murat Yakin. Im Tor bei GC stand Pascal Zuberbühler. Trotz dieses Erfolgs musste der FCB aber Ende Jahr mit einem Platz in der Auf-/Abstiegsrunde vorliebnehmen. Neuchâtel Xamax, Kriens, Etoile Carouge und Solothurn hiessen unter anderem die Gegner. Der FCB belegte in dieser Ausmarchung den dritten Platz.  

 

St. Etienne: „Allez les verts“

 

Nach dem Abstecher nach Basel durfte Nestor Subiat nochmals in seiner eigentlichen Heimat Frankreich angreifen. Die AS St. Etienne hatte gerufen; notabene französischer Rekordmeister. Wer die Chance hat, bei diesem legendären Verein mit Europacup-Finalerfahrung mitzutun, der packt sie im Normalfall. So auch Subiat. Bei den Stéphanois, wie die Fussballer aus St. Etienne im Volksmund liebevoll genannt werden, erlebte der Angreifer wunderbare Zeiten. „Allez les verts“, lautete das Motto, und im Stade Geoffroy-Guichard (dem sogenannten „Chaudron“) ging es oft heiss zu und her, buchstäblich wie in einem Dampfkochtopf. Einmal verkaufte das Büro des Clubs innert drei Tagen sage und schreibe 100'000 Eintrittskarten, und dies für vergleichsweise kleine Matches gegen Gueugnon (zweimal) und gegen Valence.

 

Subiat war damals Teamkollege unter anderem von Jérome Alonzo, Julien Sablé, Kader Ferhaoui, Jean-Guy Wallemme, Bruno Carotti und dem Kameruner Lucien Mettomo. Rudi Garcia, der heutige Cheftrainer der AS Roma, war damals bei St. Etienne als Co-Trainer angestellt. Nach seinen eindrücklichen Erlebnissen bei St. Etienne liess Subiat seine Karriere in der Schweiz nach und nach ausklingen.

 

Kulturreisen nach Argentinien

 

Natürlich interessiert sich Nestor Subiat nach wie vor für den Fussball. Natürlich hat er auch fest mitgefiebert mit Argentinien, im WM-Final 2014 gegen Deutschland. Jede Top-Tormöglichkeit, die die Argentinier an jenem Tag hatten, kann er immer noch auswendig aufsagen: „Higuain, Messi, Palacio – sie alle hatten goldene Torchancen. Aber alles in allem hat Deutschland verdient gewonnen. Unser Sturm war nicht auf der Höhe. Leider wurde Tevez nicht für die WM berücksichtigt. Er hat im Final gefehlt.»

 

Beruflich engagieren sich Nestor Subiat und seine Frau Natacha heute im Bereich der Kulturreisen nach Argentinien. In deutsch, italienisch, englisch und französisch führen sie ihre Gäste von Buenos Aires (mit Tangospektakel im mythischen Quartier San Telmo und Besuch im bekannten Stadion La Bombonera der Boca Juniors) via Mendoza (Begegnung mit dem argentinischen Weinpapst Javier Mendoza) bis hin zu den weltberühmten Wasserfällen von Iguazu. Wer sich für eine solche Reise interessiert, kann im Internet unter www.nestor-subiat.com mehr darüber erfahren. Weinfreunde sind bei Nestor Subiat übrigens ebenfalls gut aufgehoben. Der einstige Stürmerstar organisiert in regelmässigen Abständen Weindegustationen für die Freunde von ambitionierten Mittelklasse-Weinen, und dies in der ganzen Schweiz.

 

Steckbrief:

 

Name: Subiat

 

Vorname: Nestor

 

Geburtstag: 23. April 1966

 

Beruf: Fussballprofi, heute Reisebegleiter und Weinexperte

 

Vereine:

 

1982-1985: FC Mulhouse B

 

1984-1989: FC Mulhouse

 

1990: Racing Strasbourg

 

1990-1992: FC Mulhouse

 

1992-1994: FC Lugano

 

1994-1997: Grasshoppers Zürich

 

1998: FC Basel

 

1998-2000: AS St. Etienne

 

2000: Etoile Carouge FC

 

2001: FC Luzern

 

Erfolge: Französischer Meister der 2. Division mit dem FC Mulhouse, Aufstieg in die 1. Division. Cupsieger mit dem FC Lugano, dreimal Schweizer Meister mit GC. 15 Spiele und sechs Tore für die Schweizer Nationalmannschaft. Bei der Weltmeisterschaft 1994 in der USA kam er dreimal zum Einsatz.

 

(Fotos: Hans-Jürgen Siegert)

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