Kannst du uns erzählen, was diese Clubs ausmacht?
Es sind alles Traditionsvereine mit einer riesigen Fankultur. Fussball ist in diesen Städten eine Religion, wird gelebt und ist ein wichtiger Bestandteil. Das merkt man eben auch als Spieler oder als Zuschauer. Es herrscht in den Stadien all dieser Clubs eine einmalige Atmosphäre. Das hat man auch beim Europa-League-Final in Basel gemerkt, auch wenn es kein Heimspiel für Liverpool war, hat es sich genau so angefühlt, als wäre es eines.
Welcher ist der beste Fussballspieler mit dem du zusammen gespielt hast?
Steven Gerrard: Er ist eine grosse Persönlichkeit, ein überragender Fussballer, ging immer mit gutem Beispiel voran und ist in entscheidenden Momenten seinen Mann gestanden.
Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge, weil ich eine sehr schöne Zeit hatte und viel erleben durfte.
Du hast in verschiedenen Phasen beim FCB gespielt und kamst nach einem längeren Unterbruch zurück. Wie hast du die Entwicklung des FCB in diesen Jahren wahrgenommen?
Es gab eine massive Entwicklung. Ich habe die ganz schlechten Zeiten erlebt, als Fan in der Nationalliga B oder bereits als Teil des Vereins in der Übergangsphase auf der Schützenmatte. Im Vergleich zu heute sind das natürlich Welten und es steckt unheimlich viel Arbeit dahinter. Es wurde akribisch dafür gearbeitet, um da hinzukommen, wo wir jetzt sind und genau dort gehört der FCB auch hin. Dafür musste alles stimmen, die Fans spielen dabei eine genauso wichtige Rolle. Jedes kleine Detail musste stimmen, damit dieser Erfolg möglich wurde.
Du hattest viele gesundheitliche Rückschläge in deiner Karriere. Blickst du deshalb auch ein wenig wehmütig zurück oder stehen die Erfolge und deine beachtlichen Stationen da im Vordergrund?
Ich bin sehr selbstkritisch und habe mir nun auch wirklich viele Gedanken gemacht nach meiner zweiten Schulterverletzung. Ich bereue aber nichts, weil es so kommen musste, wie es kam. Ich habe nun einige Schlüsse ziehen können – positive wie negative. Das Leben ist nun mal eine Achterbahn es geht bergauf und bergab. Ich habe einen gewissen Lernprozess gemacht und was mir jetzt bewusst wird: Es waren wohl Mosaiksteinchen und kleinste Details, die dazu geführt haben, dass ich so oft verletzt war. Ich habe mich selbst und meinen Körper immer gepusht und wollte mir immer alles abverlangen. Es fiel ein enormer Druck von mir ab, als ich die Entscheidung fällte aufzuhören.
Gibt es Momente, in denen du daran zweifelst, ob es der richtige Entscheid war?
Nein, ich bereue diesen Entscheid nicht. Ich habe ein weinendes und ein lachendes Auge, weil ich eine sehr schöne Zeit hatte und viel erleben durfte. Aber es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu gehen, weil ich dieses Zeichen von meinem Körper bekommen habe. Ich kenne die Mechanismen des Geschäfts und respektiere sie, schliesslich geht es um Erfolg. Da hat es keinen Platz für persönliche Ansprüche. Ich bin aber absolut glücklich, ich freue mich auf das letzte Spiel und die Feier, aber auch auf die Zeit danach.
Ich weiss wie die Fans denken und fühlen und werde immer einer von ihnen sein.
Du hast zwar schon ein ausführliches Interview zu deinem Rücktritt gegeben und dabei auch die Fans direkt angesprochen. Gibt es trotzdem noch Worte, die du kurz vor deinem Rücktritt an die Fans richten möchtest?
Wenn ich an das Transparent zurückdenke, das im Spiel gegen den FCZ ausgerollt wurde, läuft es mir immer noch kalt den Rücken runter. Ich habe mich immer sehr gefreut über solche Unterstützung, dafür zolle ich den Fans grössten Respekt. Das hat mich bewegt und zum Nachdenken angeregt. Ich weiss ja auch wie es ist, in dieser Kurve zu stehen. Ich ging ja auch schon mit meinem Vater an die Spiele. Ich weiss wie die Fans denken und fühlen und werde immer einer von ihnen sein. Daher ist es mir auch eine sehr grosse Ehre, meinen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass der FCB Erfolg hat, wie auch mit diesen fantastischen Fans zu tun zu haben.
Weisst du schon, was du unmittelbar nach deinem Karrierenende, also ab dem 26. Mai machen wirst?
Zuerst mache ich Ferien und gehe die Zeit nach meiner Karriere ganz langsam an. Aber wer mich kennt, weiss, dass bin ein „Vollgastyp“ bin. Drei Monate gar nichts zu machen, kommt für mich nicht in Frage. Ich bin immer voller Energie, voller Emotionen und mit ganzem Herzen bei einer Sache. Ich werde mir aber eine Auszeit nehmen und mich behutsam der neuen Situation annähern. Die Erfahrungen, die ich im Sport gemacht habe, möchte ich weitergeben. Vielleicht kann ich da gewissen Menschen bei kleinsten Details helfen, wie und wo auch immer. Darin sehe ich meine Stärken und das macht mich zufrieden. Ich habe schon gewisse Dinge im Kopf, aber es ist noch nichts spruchreif.