Mit 20 Jahren aus Gerlafingen gekommen
Marcel Kunz war 1963 vom Zweitliga-Verein FC Gerlafingen als 20jähriger zum FCB gekommen und hatte damals neben den beiden um mehr als zehn Jahre älteren Kurt Stettler und Hansruedi Günthardt das Torhüter-Team im Kader des damaligen Trainers Georges Sobotka ergänzt.
Zum allerersten Einsatz im „Eins“ kam Kunz schon am 10. August 1963 – im freundschaftlichen Ablösespiel gegen den FC Gerlafingen, das der FCB 4:1 gewann. Einen Monat später bekam er dann die ersten 90 Einsatzminuten in der Nationalliga A – und auch dies unweit seiner Heimat: Er stand am 8. September 1963 beim 1:0-Auswärtssieg gegen den FC Grenchen erstmals in einem Wettbewerbsspiel im Basler Goal. Zu mehr als insgesamt sieben Einsätzen reichte es Kunz allerdings nicht, bis 1965 der Trainerwechsel von Sobotka zu Benthaus erfolgte. Zum einen gab es damals kein Vorbeikommen an Kurt Stettler, zum anderen warf ihn ein Armbruch, erlitten im April 1964 in einem NLA-Spiel in Schaffhausen, zurück. Dennoch kann festgehalten werden, dass im heutigen Fussball ein derart direkter Aufstieg aus einem Zweitliga-Verein in ein Super League-Tor kaum mehr denkbar ist. Ohne eine frühe und gründliche Schulung in einer professionellen Nachwuchsabteilung geht es schon lange nicht mehr.
Ab 1965 festigte der neue Spielertrainer Helmut Benthaus die interne Torhüter-Hierarchie, nachdem sich in der Saison zuvor Sobotka nie richtig klar zwischen Laufenburger, Günthardt und Kunz hatte entscheiden können. Ab jetzt war Kunz die Nummer 1 und blieb das die folgenden zehn Saisons lang auch, selbst wenn Laufenburger und später der junge Nachwuchs-Mann Hans-Jean Müller ebenfalls mit hoher Verlässlichkeit zur Stelle waren, wenn aus Verletzungs- oder auch mal aus Formgründen ein Wechsel angesagt war.
Zum 283. und letzten Mal hatte Kunz das Tor der Rotblauen am 14. Juni 1975 bei einem 1:1 auswärts gegen Chênois Genf gehütet. Der letzte Spieler, der dem langjährigen und verdienten Basler Torhüter fünf Minuten vor dem Ende seiner FCB-Karriere einen Gegentreffer „zumutete“, war im Übrigen der spätere Schweizer Nationalverteidiger Lucio Bizzini.
14 Länderspiele
Nach 1975 folgte als neue Nummer 1 Jean Müller und zweite Jahre später mit Hans Küng ein weiterer Schweizer Nationalgoalie. Marcel Kunz selber hängte in der Saison 1975/76 noch ein Jahr in der Nationalliga B beim FC Nordstern an, ehe er seine Spielerkarriere, zu der auch einige Länderspiele gehörten, beendete.
Wiewohl für einen Torhüter relativ klein gewachsen, was in jener Zeit allerdings auch viele seiner Kollegen wie Grob, Barlie, Bersier, Donzé und andere zutraf, erhielt er tatsächlich bald die ersten Aufgebote für die Schweizer A-Nationalmannschaft. In der war zwar in jenen Jahren Mario Prosperi (Lugano) gesetzt und hatte es mit anderen Könnern wie Karl Grob (FCZ), Jacques Barlie (Servette) und René Deck (GC) weitere starke Konkurrenten gegeben. Gleichwohl brachte es Kunz zwischen 1967und 1971 auf immerhin 14 Länderspiele.
Nach seinem „Anhängsel-Jahr“ bei Nordstern blieb Kunz dem Fussball noch geraume Zeit als Trainer erhalten, dies bei den Amateurclubs FC Langenthal, FC Oberwil, FC Riehen, FC Nordstern und SC Kleinhüningen, ehe er sich ganz seinem Beruf als Aussendienst-Mitarbeiter bei der Feldschlösschen AG widmete. Bis zu seiner Pensionierung blieb Kunz der Brauerei in Rheinfelden treu.
Zu seinem Lebensmittelpunkt gehörte damit auch mehr als es in seiner Fussballerzeit möglich gewesen war, seine Familie. 1968 verheiratete sich Marcel Kunz mit Sylvia Dienst, einer Tochter des legendären Schiedsrichters Gottfried Dienst. Tochter Corinne und Sohn Sascha kamen zur Welt und belebten die Wohnung in Riehen, die bis zu seinem Tod die Heimat der Familie Kunz blieb.
Auch wenn Marcel Kunz im Verlauf der Jahre die Öffentlichkeit immer weniger suchte, blieb er dem FCB verbunden. Bis vor vier Jahren gehörte er der Senioren-Abteilung an, er schaute sich bis zuletzt jedes FCB-Spiel am Fernsehen an und hatte sich vor ein paar Jahren an seinem 70. Geburtstag sehr über den Gratulations-Besuch seines „Nachnachnachfolgers“ Yann Sommer gefreut.
„Cortège“ vom 3. Juni noch am TV miterlebt
Und noch am 3. Juni dieses Jahres erlebte er wenigstens auf Tele Basel die „Zweisterne-Feierlichkeiten“ mit dem grossen Cortège in der Innenstadt mit – jenen fantastischen Umzug, zu dem er selbst auch auf einen Wagen der Benthaus-Ära eingeladen war. Seine Kräfte aber waren nicht mehr gross genug, um dieser Einladung Folge leisten zu können.
„Unser Vater hat in seiner letzten Zeit das Näherkommen seines Sterbens annehmen können, weshalb für ihn, da sind wir uns in der Familie ganz sicher, der Tod eine Erlösung ist. Diese Gewissheit ist uns allen ein grosser Trost“, sagte zwei Tage nach dem Gehen ihres Vaters Tochter Corinna Gehrig-Kunz.
Die Gattin Sylvia Kunz-Dienst und die Familien Corinne Gehrig-Kunz und Sascha Kunz mit insgesamt fünf Grosskindern werden Marcel Kunz in den nächsten Tagen im engsten Kreis in eine andere Welt begleiten. Ihnen gehört das aufrichtige Beileid des gesamten FCB und seiner Fans aller Generationen.