1951 kam Thalmann im Alter von 20 Jahren vom FC Concordia zum FCB, wo er im Mittelfeld auf Anhieb Stammspieler wurde und in vier Saisons zwischen 1951 und 1955 in der Meisterschaft über 100 Einsätze hatte und dabei 22 Tore schoss. Und so war am 7. Juni 1953 die FCB-Mannschaft zusammengestellt, die unter Spielertrainer René Bader den Servette FC vor 13‘000 Zuschauern im Landhof dank eines Tores von Walter Bannwart 1:0 bezwang und damit im 60. Jahr seines Bestehens dem FCB den ersten Meistertitel bescherte: Walter Müller; György Mogoy, Werner Bopp, Pierre Redolfi, Hans Weber, Kurt Maurer, Walter Bannwart, René Bader, Hans Hügi I, Seppe Hügi II, Kurt Thalmann.
Von dieser Mannschaft ist jetzt, nachdem auch Kurt Thalmann gegangen ist, einzig noch Pierre Redolfi unter uns. Der heute 95-jährige Elsässer lebt noch immer an seiner ursprünglichen Adresse im benachbarten Hüningen, wie ein Angestellter der Mairie de Huningue dem FCB soeben bestätigte.
Unschöner Abgang beim FCB
Das Verhältnis von Kurt Thalmann zu seinem „FCB“ war innig, war immer und überall zu spüren, aber es war nicht immer ganz spannungsfrei. Denn der Abschied im Jahr 1955 war unschön, wie es Thalmann der Journalistin Céline Feller in einem liebevoll verfassten Artikel vom 1. Juni 2017 in der „Basellandschaftlichen Zeitung“ erzählt hat:
„Der Verein unterstützte uns nicht ausreichend. Bei anderen Vereinen wurden den Spielern Jobs verschafft, der FCB kümmerte sich nicht. Also wollte ich weg.“ Thalmann wechselte zu Cantonal Neuchâtel. Der FCB aber war nicht einverstanden und sperrte ihn für ein Jahr.
Böse ist er dem Verein jedoch schon lange nicht mehr. Beim Betreten seiner Wohnung in einer Basler Altersresidenz wird vielmehr klar: Der FCB ist überall. Im Gang hängen drei Bilder. Eines zeigt ihn beim Ausführen eines Eckballs auf dem Landhof, eines gemeinsam mit Bernhard Heusler im Joggeli, und eines mit einem FCB-Trikot in der Hand, das er zum 80. Geburtstag bekommen hat. Im Wohnzimmer hängt ein Dress, nebenan ein Bild, das die ganze Mannschaft zeigt. „Der Kleinste von allen, unten rechts, das bin ich“, sagt der heute 85-Jährige stolz. „Das war wirklich eine tolle Zeit“, schwärmt er.
In der Alterswohnung ist er seit Anfang 2017. Er konnte den Alltag nicht mehr alleine bewältigen. Also zog er von der Maulbeerstrasse, wo er jahrelang mit seiner mittlerweile verstorbenen Frau Suzanne lebte, in die Residenz. Obwohl er nie wegwollte aus seinem Kleinbasel. Denn dort fühlt er sich zu Hause. Im Holzschopf, im Rheinfelderhof – oder an seinem Lieblingsort: dem Landhof.
Von den grossen Löhnen und den Vorzügen eines Lebens als Vollzeit-Profi, wie sie die heutige Generation geniessen, wagte er damals nicht zu träumen. Thalmann arbeitete nebenbei bei Fust und später bei der Crédit Suisse. „Wir bekamen jeweils fünf Franken für ein Training, 50 Franken Siegesprämie, 30 bei einem Unentschieden und für eine Niederlage gab es noch 20.“ Abgeholt wurde das „Lohngüggli“, wie Thalmann es nennt, jeweils nach den Spielen. Zuerst tranken die Spieler gemeinsam etwas in der Stadionbeiz. Dann war Zahltag. „Am meisten bekamen wir für den Titel. Da gab es 100 Franken.“ Dazu noch einen Anzug und eine Goldmedaille.
Nun also ist Kurt Thalmann nicht mehr. Wohl hat man in den letzten Monaten realisieren müssen, dass seine Kräfte nachliessen – und dennoch kam jetzt die Botschaft von seinem Ableben etwas überraschend. „Sein Herz, und vielleicht er selber, mochten nicht mehr“, so sagte es Sohn Roger Thalmann, als er den FCB über den Tod seines Vaters informierte.
Ihm, seinen drei Geschwistern und allen anderen Familienmitgliedern entbieten Präsidium, Trainer, Spieler, Angestellte und Fans des FC Basel 1893 ihr herzliches Beileid. Die Zeiten haben sich geändert, der Fussball und der FCB haben sich seit „damals“ immer weiter entwickelt, doch die Erinnerung an Menschen wie Kurt Thalmann und dessen Weggefährten hilft mit, im Verein mit seinen bald zehntausend Mitgliedern und mit Zehntausenden weiterer Fans ein angebrachtes Mass an Geschichtsbewusstsein aufrecht zu halten.