Hartnäckig, kämpferisch, unerbittlich – so haben die Fussballfans Reto Baumgartner in Erinnerung. Im Jahr 1990 stiess der talentierte Sportsmann zum damals noch in der Nationalliga B agierenden FCB. Heute wirkt er immer noch in Basel, allerdings in einer ziemlich anderen Funktion. Er ist Leiter Berufsbildung beim Gewerbeverband Basel-Stadt.
Wettingen. Stadion Altenburg. So hiess der wichtige Ausgangspunkt in Reto Baumgartners Fussballerkarriere. Geboren und aufgewachsen ist er in Wettingen – der Kleinstadt im Bezirk Baden, die einen gelben Stern auf rotem Grund über einer gewellten, blauweissen Wasserfläche im Wappen führt. Seit dem Primarschulalter wirkte er stets als Ankurbler im Mittelfeld. Als es dann richtig losging in der Nationalliga A, waren Jörg Stiel, Martin Rueda, Brian Bertelsen, Roger Kundert und Salvatore Romano seine Teamkollegen. In der Saison 1988/89 erlebte Baumgartner einige Highlights. Man erreichte mit dem FC Wettingen den überraschenden vierten Platz und qualifizierte sich für den damaligen UEFA-Cup.
Im darauffolgenden Jahr kam für den FCW nach zwei Siegen über den irischen Vertreter FC Dundalk der Höhepunkt seiner Vereinsgeschichte. Napoli wurde den Aargauern als Prüfstein für die zweite Runde zugelost. Die Biancocelesti aus der Stadt am Vesuv, mit Superstar Diego Armando Maradona («El Pibe de Oro») notabene. Baumgartner selbst schaute in diesen spannenden Spielen zweimal von der Ersatzbank aus zu. Leider schrammten die tapfer kämpfenden Wettinger trotz zwischenzeitlicher Führung im Auswärtsspiel (der spätere FCBler Brian Bertelsen hatte für den FCW getroffen) ganz knapp am Ziel vorbei.
Der "Fall Klötzli"
In derselben Saison folgte dann der Tiefpunkt. In Sion bestritt man ein Meisterschaftsspiel. Kurz vor Schluss, beim Spielstand von 1:0 für die Walliser, traf Wettingens Martin Rueda mit einem Heber auf absolut reguläre Art und Weise ins Tor. Doch Schiedsrichter Bruno Klötzli aberkannte diesen Treffer – offenbar, weil er befand, dass die offizielle Spielzeit samt dreiminütiger Nachspielzeit just in diesen Sekunden abgelaufen war.
Kämpfertyp und Spezialist für Weitschüsse: Reto Baumgartner.
Bei Baumgartner und drei seiner Teamkollegen brannten in der Folge sämtliche Sicherungen durch. Gemeinsam stürzten sie sich auf den Ref und geigten ihm handgreiflich ihre Meinung. Für diese Unbeherrschtheit wurden sie allesamt gebüsst und monatelang gesperrt. Unterdessen, nach einem von der Aargauer Zeitung anberaumten klärenden Gespräch mit allen Beteiligten inklusive Schiedsrichter Klötzli, weiss man, dass der damalige Spielleiter seinen Tatsachenentscheid von damals heute anders fällen würde.
Grosse Zeiten beim FCB
Nach diesem unrühmlichen Intermezzo fand Reto Baumgartner beim damals in der Nationalliga B wirkenden FC Basel Unterschlupf. Er wurde Mitspieler von Leuten wie Stefan Huber, Marco Walker, Mario Cantaluppi, Massimo Ceccaroni, Peter Bernauer, Örjan Berg, Admir Smajic, André Sitek und Dario Zuffi. Zwei Jahre lang wirkte er als Vollprofi. Später arbeitete er dann halbtags bei der Manor. Die Heimspiele im alten Joggeli waren während seiner FCB-Zeit immer erfreulich gut besucht. Einmal, gegen den FCZ, rückten sogar über 42‘000 Fans an. Die Leute marschierten und standen zu ihrem FCB – so wie heute.
Der wackere, ausdauernde Kämpfertyp sah in der Rheinstadt im Lauf der Jahre verschiedene Trainer kommen und gehen. Künnecke, Odermatt und Rahmen, Rausch und Andrey. Am besten lief es mit Didi Andrey. Der in dieser Epoche oftmals als schlafender Riese apostrophierte FCB schaffte unter dem welschen Übungsleiter nach langem Warten den Wiederaufstieg in die Nationalliga A. Beim entscheidenden Spiel gegen Etoile Carouge vor 1‘350 Personen im Stade de la Fontenette in Carouge war Reto Baumgartner live dabei. An den am gleichen Abend stattfindenden Triumphzug samt Aufstiegsfeier auf dem Barfüsserplatz hat er beste Erinnerungen. Für ihn hatte sich der Kreis damit geschlossen. In der Folgesaison hätte Reto Baumgartner noch zu YB oder zum FCZ wechseln können. Entsprechende Angebote lagen auf dem Tisch. Aber der vorausschauend denkende Zeitgenosse zog es vor, seine berufliche Karriere voranzutreiben.