Doch in diesem Match schien Alfred Hitchcock persönlich Regie zu führen. Denn in der 37. Minute rückte FCB-Captain Walter Mundschin bei einem Basler Corner weit nach vorne, so wie er es bei Eckbällen eigentlich immer zu tun pflegte. Doch diesmal segelte der Ball von Arthur von Wartburg hoch in den Strafraum und landete perfekt bei Mundschin. Der 1.90 grosse Hüne schraubte sich in unnachahmlicher Manier hoch und köpfelte das Leder wuchtig und unhaltbar für Servette-Torhüter Karl Engel ins Netz. 1:1 – die Freude in den Basler Publikumssektoren war riesig. Und als dann Von Wartburg in der 75. Minute nach einem stupenden Sololauf das 2:1 gelang, lag das berühmte Momentum plötzlich ganz klar auf FCB-Seite.
Als Schiedsrichter Rudolf Renggli abpfiff, brachen auf der Seite der Bebbi alle Dämme. Basel hatte das Husarenstück fertiggebracht, es hatte dem hohen Favoriten vom Genfersee den Meister gezeigt. Walter Mundschin durfte als erster den mit edlem Weisswein gefüllten Becher stemmen. „Der FC Basel in grossem Stil“ und „Mundschins gefährlicher Kopf“ – so oder ähnlich lauteten die Schlagzeilen der damaligen Zeitungen. Walter Mundschin, Basels Mann mit der Rückennummer 3, schmunzelt auch heute noch: „Mit meinem prominenten Gegenspieler von Servette Genf, dem ehemaligen englischen Nationalstürmer Martin Chivers, habe ich über alle Begegnungen hinweg eine 5:1-Bilanz. Ich habe gegen ihn fünfmal getroffen, er gegen mich nur einmal.“
Sursee-Basel-Liestal
Gestartet hatte der Baselbieter Walter Mundschin seine Karriere beim FC Sursee. Seine Familie wohnte damals im Luzernischen, weil der Vater dort als Kaufmännischer Angestellter tätig war. Schon als Bub durfte er bei den Elitejunioren des FC Sursee mittun. Weil er zu jung war und trotzdem eingesetzt wurde, musste sein Club für ihn sogar eine Busse bezahlen.
Ein grosser Moment für Mundschin: „Doo isch er, mr hänn en!“
Später trat Mundschin den FCB-Junioren bei und gab im Frühjahr 1966 sein Debüt im Fanionteam. GC hiess damals der Gegner, der berühmte Schwede Ove Grahn war sein Gegenspieler. Der Match endete 2:2 unentschieden. Walter Mundschin machte in der Folge im FCB-Team mit Marcel Kunz, Peter Ramseier, Karli Odermatt, Otti Demarmels, René Hasler, Walter Balmer und Ottmar Hitzfeld die ganz grossen Zeiten mit, erlebte unter dem Spiritus Rector Helmut Benthaus nicht weniger als sechs Meistertitel und das dreimalige Scheitern im Cupfinal – doch den drei verlorenen Finals stehen auch zwei schöne gewonnene Cupfinals gegenüber, gegen Lausanne und gegen Winterthur.
„Damals gab es zahlreiche Meisterschaftsanwärter, die Basel Konkurrenz machten, zum Beispiel Zürich, GC, YB, Servette, Lausanne. Heute duellieren sich ganz zuvorderst nur noch Basel und YB um den Titel“, hält der langjährige FCB-Abwehrmann fest. Er betont aber auch folgendes: „Die heutige Basler Fussballbegeisterung wäre ohne Helmut Benthaus’ Wirken nicht möglich gewesen.“
Internationale Auftritte
Im Europacup mag sich Walter Mundschin noch an einige attraktive FCB-Spiele im alten Joggeli erinnern, unter anderem gegen natürlich das 6:4 gegen den FC Brügge und das 3:2 gegen Celtic Glasgow, beides unvergessliche Partien, über welche im Rahmen dieser Serie schon eingehend berichtet wurde. Beim Auswärtsspiel in Glasgow gelang ihm ein Kopfballtreffer zum 2:1. In diesem Moment wurde es nach Mundschins Worten fast totenstill im weiten Rund. Ebenfalls in bester Erinnerung behält er die Erfolge gegen Spartak Moskau und Glentoran Belfast, sowie die beiden beachtlichen Heim-Unentschieden gegen Atletico Madrid und Athletic Bilbao.