Aller Anfang ist leicht: Gleich zu Beginn der 124. ordentlichen Generalversammlung des FC Basel 1893 wollte Bernhard Burgener von den anwesenden Mitgliedern eine Frage beantwortet haben: «Soll der FCB im nächsten Jahr wieder Meister werden?», fragte der Präsident in die Runde. Dieser informelle Einstieg bezweckte allerdings lediglich das Austesten der GV-Abstimmungsgeräte – das Resultat fiel denn wenig überraschend auch ziemlich deutlich aus: 1240 Ja-Stimmen überragten (immerhin) 85 Nein-Stimmen sowie 75 Enthaltungen…
Danach liess Bernhard Burgener mit einer kurzen Präsentation in einem Jahresrückblick das erste Jahr von ihm als FCB-Präsident und seinen Vorstands- sowie Verwaltungsratskollegen Revue passieren. Er wiederholte dabei noch einmal die wichtigsten Punkte seiner Strategie «Für immer Rotblau». Es sind dies Aspekte wie ein klares Bekenntnis zur Region Basel, Wiedererkennungswert – also Identifikation mit Rotblau –, Berücksichtigung der Fan-Interessen, Fortschreibung der bisherigen Erfolgsgeschichte, Förderung eigener Junioren und so weiter. «Im Ergebnis haben wir mit der verlorenen Meisterschaft und dem Ausscheiden im Schweizer Cup leider zwei Ziele verpasst», so Burgener. «Dafür durften wir die erfolgreichste Champions-League-Kampagne der FCB-Clubgeschichte miterleben.»
Zudem strich der FCB-Präsident bereits erreichte Erfolge im Zusammenhang mit der Kaderzusammensetzung heraus. Insbesondere die Aufstockung der Anzahl junger Spieler im Kader der ersten Mannschaft bereitet Bernhard Burgener grosse Freude: FCB-eigene und externe Nachwuchsspieler unter 21 Jahren haben in der Saison 2017/2018 insgesamt 9127 Minuten für die erste Mannschaft der Rotblauen gespielt – gegenüber zum Beispiel 1743 Minuten im letzten Jahr. Ein weiterer schöner Wert: Der FCB liegt aktuell im UEFA-Ranking auf Platz 18, unmittelbar vor Teams wie Tottenham, Rom, Liverpool oder Schalke. Diese Erwähnung und die dazugehörige Folie brachte Bernhard Burgener den ersten grossen Applaus des Abends ein – es sollte nicht der letzte bleiben.
Karli Odermatts Auftritt
Applaus gab es in der Folge auch, wenn die Jahresberichte und Jahresrechnungen des Vereins sowie der FC Basel 1893 AG, präsentiert vom Finanzverantwortlichen des Vorstands, Peter von Büren, mit überwältigender Mehrheit genehmigt wurden. Vorübergehend am lautesten wurde es aber, als FCB-Legende und Ambassador Karli Odermatt die Bühne betrat, um als Tagespräsident den Präsidenten Bernhard Burgener zu ehren und zur Wiederwahl vorzuschlagen. «Bernhard Burgener ist unser Präsident und mein Freund, wir kennen uns seit 30 Jahren», sagte Odermatt. «Vor mehr als einem Jahr hat Bernhard mir gesagt, er werde wohl den FCB übernehmen – mir hat es fast etwas gegeben…», erläuterte die FCB-Ikone verschmitzt, sehr zur Unterhaltung der anwesenden Mitglieder. «Ich weiss, dass er der richtige Mann ist, um den FCB kurzfristig wieder ganz nach oben zu führen», schloss Odermatt sein Votum.
Die Wiederwahl von Bernhard Burgener als Vereinspräsident fiel dann sehr deutlich zu seinen Gunsten aus: 1123 Ja-Stimmen gegenüber 178 Nein-Stimmungen und 135 Enthaltungen. Der Schluss-Kommentar von Karli Odermatt dazu: «Danggschön liebe Presidänt, du bisch wiedergwählt worde.» Dasselbe gilt für die restlichen Vorstandsmitglieder Marco Streller, Peter von Büren, Reto Baumgartner, Dominik Donzé und Benno Kaiser, die in globo klar in ihrem Amt bestätigt wurden. Neu in den Vereinsvorstand gewählt wurde zudem der von Präsident Burgener vorgeschlagene Roland Heri, der den FCB seit Mitte April in seiner Funktion als Chief Operations Officer (COO) operativ führt.
Im Rahmen der Beschlussfassung über die Stimmabgabe des Vereinsdelegierten an der GV der FC Basel 1893 AG zur Bestellung des Verwaltungsrats gab Bernhard Burgener bekannt, dass er von Patrick Jost um die «Entlassung» aus dem Verwaltungsrat gebeten wurde, damit sich dieser voll und ganz auf seine Aufgabe als Direktor Marketing & Verkauf des FCB konzentrieren könne. Er scheidet damit genauso aus dem Verwaltungsrat aus wie Jean-Paul Brigger, der bereits vor einigen Tagen seinen Abschied von Rotblau erklärte – im Unterschied zu Patrick Jost allerdings von all seinen Funktionen beim FCB. Der Verwaltungsrat der FC Basel 1893 AG besteht damit neu noch aus Bernhard Burgener, Marco Streller, Alex Frei und Massimo Ceccaroni.
Polarisierendes Thema eSports
Am Ende einer kurzweiligen und unterhaltsamen Generalversammlung ging es unter dem Traktandum «Diverses» erwartungsgemäss noch um das Thema eSports. Am Ursprung der entsprechenden Voten standen ausführliche Erläuterungen des FCB-Präsidenten über die Hintergründe des eSports-Engagements des Clubs. Er sagte, man sei sich der kritischen Haltung gewisser FCB-Fankreise gegenüber dieser Thematik bewusst und man nehme diese Haltung beim FCB auch durchaus ernst. Ein Vereinsmitglied verdiente sich danach einen spontanen Applaus als es dafür einstand, dass die Emotionen im Stadion stattfänden und nicht zuhause in der Stube in einer virtuellen Welt. Der FCB müsse deshalb aufpassen wo er sich hin entwickle und er sei nach wie vor der Meinung, man müsse dem eSports den Stecker ziehen. Bernhard Burgener versicherte dem Mitglied er sei sicher der Letzte, der wolle, dass die Leute nicht ins Stadion kämen. «Wir wissen, dass wir mit dem Thema eine grosse Herausforderung vor uns haben. Aber vermutlich wird es auch in der Schweiz – wie in anderen Ligen – bald eine offizielle «eLeague» geben; da wollen und müssen wir gerüstet sein. Ich glaube deshalb wirklich, dass wir uns nicht vollends davor verschliessen können.»
Ganz zum Ende der Veranstaltung hatte FCB-Präsident Bernhard Burgener, der erstmals durch die ordentliche Generalversammlung seines Clubs geführt hatte, noch drei «ganz wichtige Mitteilungen», wie er sagte: Erstens richtete er ein herzliches Dankeschön an die Vereinsmitglieder für das entgegengebrachte Vertrauen gegenüber dem Vorstand, dem Verwaltungsrat, den FCB-Mitarbeitenden und dem FCB ganz generell. Zweitens bat er darum, die Vereinsmitglieder mögen doch bitte ihren Essens- und Getränke-Bon nach der Generealversammlung noch einlösen und drittens sei er noch beauftragt zu erwähnen, man sei so nett und wolle bitte die Abstimmungsgeräte nicht mit nach Hause nehmen. So endete diese Generalversammlung mit einem weiteren Schmunzler und einem letzten Applaus.