An diesem Tag erlebten die Zuschauer im Joggeli eine wilde Berg- und Talfahrt der Gefühle, wie man sie sonst etwa jüngst in der Champions League zwischen der AS Roma und dem CF Barcelona zu sehen bekam. Die Genfer zogen in dieser Begegnung im alten Joggeli alle Register und führten beim Pausentee mit 3:0. Keiner, nicht einmal der legendäre Blueme-Fritz, hätte zu diesem Zeitpunkt noch ein „Zähnerli“ auf den FCB gewettet. Aber erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Denn der Deutsche Gerd Strack lief an diesem Abend zu grossartiger Form auf. „Bumm-Bumm-Bumm – der sonst nicht als Knipser bekannte Strack traf dreimal. Plötzlich wankte der Goliath, und wir waren obenauf“, erinnert sich Thomas Hauser an den denkwürdigen Matchverlauf von anno dazumal. Doch leider wurde in der Folge eine penaltywürdige Szene mit einem Foul an Thomas Hauser vom Schiedsrichter nicht sanktioniert. Sei dem wie es sei: Die Servettiens zogen ihren Kopf im allerletzten Moment aus der Schlinge und trafen dann ihrerseits noch zum für den FCB sehr unglücklichen 4:3.
Alles in allem war die Basler Zeit für Thomas Hauser eine unruhige Epoche. In finanzieller Hinsicht war bei Rotblau Schmalhans Küchenmeister. Es war schlicht kein Geld da für Verstärkungen. So dümpelte man ohne grosse Perspektive in hinteren Tabellenregionen herum. Der FCB mit seiner schon damals lautstarken und treuen Anhängerschar entwickelte sich zum schlafenden Riesen. Schliesslich wechselte Thomas Hauser mit einem guten Vertrag in der Tasche zu den damals aufstrebenden Old Boys, welche zu der Zeit in der gleichen Liga wie der grosse FC Basel spielten, in der Nationalliga B nämlich.
Der Wechsel nach England
Im März 1989 erfuhr Hausers Karriere eine neue spannende Wendung. Er durfte nach England wechseln, zum AFC Sunderland welcher damals in der zweithöchsten Spielklasse agierte. Wie es damals zu diesem Transfer gekommen war, schildert uns der heute 53-jährige knapp 30 Jahre später mit der ihm eigenen Ruhe und Gelassenheit: „Das Angebot wurde durch einen jugoslawischen Mittelsmann an uns herangetragen. Eine englische Agentur lud mich daraufhin zu einem einwöchigen Trainingslager ein.“ Flugs wurde ein Testspiel gegen Sheffield Wednesday anberaumt (dieser Traditionsclub war Jahre später, als es um den UI-Cup-Wettbewerb ging, nochmals Gegner des FCB, Basel gewann 1:0, die Red.). Besagtes Testspiel wurde von Sunderland mit 6:1 gewonnen. Thomas Hauser gelangen vier Tore, zwei mit dem Fuss, zwei per Kopf. Daraufhin war alles klar. Die Teamleitung der Engländer gab Grünlicht für den Transfer – OB wurde mit einer Transfersumme von rund 600'000 Franken getröstet.
In Basel staunte man nicht schlecht ob der rasanten Entwicklung dieses jungen Fussballers. „Thomas Hausers Herausforderung – wie ein Kellner, der bei Bocuse kochen darf“, so titelte damals Josef Zindel im Sportteil der Basler Zeitung. Doch Hauser nahm die Herausforderung an, und biss sich trotz Verletzungen wacker durch. Heute darf er sich darüber freuen, mit den Black Cats (so der Spitzname des Teams von Sunderland) weit über 50 Spiele in der obersten und zweitobersten englischen Liga sowie im Ligacup absolviert und dabei elf Treffer erzielt zu haben.
Der erste Deutsche, der in England ein Goal in der Premier League erzielt hat: Thomas Hauser.
Im Roker Park avancierte er als German Sub (Einwechselspieler aus Deutschland) zu einem der Publikumslieblinge. Er war auch der erste Spieler aus dem Lande Goethes, der in der Premier League ein Tor erzielen konnte. Karriere-Highlight war für ihn der Playoff-Final im mythischen Wembley Stadion. Vor 80'000 Fans verlor sein Sunderland mit 0:1 gegen Swindon Town mit Trainer Osvaldo Ardiles. Die Black Cats aus Sunderland stiegen aber schlussendlich trotzdem auf, weil Swindon Town unerlaubte Zahlungen an Spieler getätigt hatte. Noch heute zählt Thomas Hauser auf seiner persönlichen Facebook-Seite rund 5000 Facebook-Fans aus England und pflegt die verschiedenen Kontakte mit den altgedienten, in rotweisse Trikots gekleideten Sunderland-Anhängern nach bestem Wissen und Gewissen.
Holland – und ein neues Leben
Die nächste und letzte Fussballstation von Thomas Hauser lag in Holland. Im Oranje-Land, im heimeligen Ambiente von Tulpen, Klompen (Zoggeli), Grachten und Windmühlen liess der Aanvaller (Stürmer) aus Duitsland (Deutschland) seine Karriere als Profifussballer langsam ausklingen. Der von Theo de Jong trainierte SC Cambuur-Leeuwarden, ein Club, der momentan in der Eerste Division, der zweithöchsten holländischen Liga, unterwegs ist, nahm seine Dienste in Anspruch. Aber Thomas Hauser konnte dort aufgrund von Blessures (Verletzungen) als Spitz (Angreifer) im gegnerischen Strafschopgebied (Strafraum) keine grosse Rolle spielen und auch keinen Beslissende Wedstrijd (Endspiel) mehr bestreiten. In Holland gründete er in dieser Zeit eine Familie und blieb als verantwortungsvoller Vater auch dort, bis seine Tochter das Erwachsenenalter erreichte.