Das Porträt über Alex Nyarko stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch publiziert wird. Eine Auflistung der bisher porträtierten Spieler finden Sie ganz unten.
Das Porträt über Alex Nyarko stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch publiziert wird. Eine Auflistung der bisher porträtierten Spieler finden Sie ganz unten.
„Der FCB will zwei Afrikaner engagieren“ So stand es am 29. Juni 1995 im Sportteil der Basler Zeitung zu lesen. Das war die erste Meldung, in der der damals 22-jährige Ghanaer Alex Nyarko erwähnt wurde. Der defensive Mittelfeldspieler ist in der Nähe von Accra geboren und hat sechs Geschwister. Seine ersten Clubs in seiner Heimat waren Asante Kotoko und Dawu Youngstars.
Nach einem brillanten dritten Platz mit Ghanas Nationalteam bei den Olympischen Spielen von Barcelona hoffte der junge Mann auf einen Auslandtransfer. Und auf recht abenteuerlichem Weg kam er dann tatsächlich nach Europa. Sein Manager wohnte in Bukarest. Er sagte ihm, Sportul Studentesc Bucarest sei interessiert an seinen Diensten. Aber als er in der rumänischen Metropole ankam, holte ihn niemand ab.
Er hatte nur seine Habseligkeiten bei sich und einen Zettel mit der Adresse von Manager Peter Gavrila. Er schlug sich zu diesem Haus durch, doch als er dort endlich ankam, war niemand zuhause. So musste er draussen im Garten übernachten. Zum Glück fand das Ganze in der warmen Jahreszeit statt. Damit war das Kapitel Bukarest für Alex Nyarko natürlich abgeschlossen. Heute werden sie sich bei Sportul Studentesc die Haare raufen, denn Alex Nyarko machte ab diesem Zeitpunkt grosse Karriere.
Die Schweiz war Alex Nyarkos nächste Station. Beim FC Basel 1893 fand er eine familiäre Atmosphäre vor. Die Basler kümmerten sich eingehend um ihn, sie wollten ihm die Integration in der neuen Umgebung erleichtern. Stefan Huber, Marco Walker, Massimo Ceccaroni, Samir Tabakovic, Lars Olsen, Admir Smajic, Hakan Yakin, Dario Zuffi, Alexandre Rey, Gaetano Giallanza und andere waren seine neuen Mitspieler im alten Joggeli. „Wir hatten eine gute Gruppe, ein tolles Team“, berichtet Alex Nyarko heute.
Bei den Bebbi avancierte der 1.84 Meter grosse, schnelle und kopfballstarke Fussballer rasch zum Stammspieler. Er trug die Rückennummer 6 und bestritt auch einige internationale Einsätze im UEFA-Intertoto-Cup (FCB–Karlsruher SC 2:3, Aarhus–FCB 2:1, FCB–Schachtjor Donezk 2:2, FCB-Ataka Aura Minsk 5:0 und Rotor Wolgograd-FCB 3:2). Auch in der Meisterschaft stellte sich der ghanaische Nationalspieler und zweimalige Africa-Cup-Teilnehmer stets zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft. Beim FCB war er der „Balljäger“ im Mittelfeld, und er verfügte über einen satten Schuss. Auch dank Nyarkos Qualitäten schafften die Rotblauen den Einzug in die Finalrunde 1995/96. In der Schlusstabelle belegte man den sechsten Platz. Ein Jahr später schaute der achte Platz heraus. In Basel lernte Alex Nyarko auch seine Frau Barbara aus Sissach kennen. Ende 1998 läuteten für die beiden die Hochzeitsglocken.
Das fussballerische Talent und der unbändige Wille des neben dem Spielfeld doch eher zurückhaltenden Mannes blieb auch ausländischen Beobachtern der FCB-Spiele nicht verborgen. Als sich die Chance für einen Transfer zum Karlsruher SC bot, war die Sache schnell klar. Alex wechselte zum KSC, für die damalige FCB-Rekordtransfersumme von 2,75 Millionen Franken.
Im Wildparkstadion spielte er mit den Weltmeistern Thomas Hässler und Guido Buchwald zusammen. Später zog es ihn nach Frankreich, zum damals bärenstarken Racing Lens. Bei den „Sang et Or“, wie sie wegen ihrer rotgelben Leibchen genannt werden, feierte Alex Nyarko schöne Erfolge. Er absolvierte als Innenverteidiger auch sechs Partien in der Champions League. Dort spielte Racing Lens gegen das berühmte Team von Arsenal London 1:1 – vor 33'371 Zuschauern im Stade Bollaert. Der zweite Match gegen Arsenal – diesmal im Wembley vor sagenhaften 73'707 Zuschauern, wovon rund 8000 Lensois waren – endete mit einer veritablen Sensation: Lens gewann dank einem Treffer von Mickaël Debève mit 1:0. Auch hier spielte Alex Nyarko von A bis Z.
In der gleichen Saison war Alex Nyarko im Ligacup-Halbfinal erneut mit dabei. Nach unentschiedenem Spielstand ging es ins Penaltyschiessen. Nyarko durfte für seine Farben den letzten, entscheidenden Penalty treten. Er erledigte diese knifflige Aufgabe mit stoischer Ruhe und trug so massgeblich zum späteren Ligacup-Sieg der Lensois bei. «In Lens habe ich gute Freunde gefunden – vor allem Goalie Guillaume Warmuz, Tony Vairelles und Frédéric Déhu», betont der sympathische Zeitgenosse. «Die Fans in Lens sind sensationell – wie die Fans in Basel, die ich ebenfalls in bester Erinnerung habe.» In der Folge rief England, das Mutterland des Fussballs.
Für eine Summe von 4,5 Millionen Pfund wurde Alex Nyarko nach diesen tollen Jahren in Nordfrankreich nach Liverpool, zum FC Everton, transferiert. Der neunfache englische Meister vom Goodison Park war bereits mit zahlreichen Stars besetzt. Paul Gascoigne war da, aber auch Wayne Rooney, Niclas Alexandersson, Duncan Ferguson, Thomas Gravesen & Co. Aber irgendwie brachte diese an sich hochkarätige Truppe in der Meisterschaft nichts auf die Kette, wie man so schön sagt. Man dümpelte mehr schlecht als recht im hintersten Mittelfeld herum und kam kaum vorwärts.
Eines Tages kam es zu einem wüsten Intermezzo. Ein wildgewordener Fanatiker aus den Reihen der «Toffees», an dessen geistigem Zustand gezweifelt werden muss, rannte aufs Feld und beleidigte Alex Nyarko angeblich wegen dessen mangelnder Einsatzbereitschaft massiv. Der Fehlbare wurde von der Polizei sogleich abgeführt. Aber der sonst ruhige Ghanaer war untröstlich. Er zog seine Konsequenzen und erklärte mit sofortiger Wirkung seinen Rücktritt. In der Folge wurde er zur AS Monaco (eine halbe Saison – Mitspieler waren unter anderem Oliver Bierhoff, Rafael Marquez, Christian Panucci und Ludovic Giuly) und dann zu Paris St-Germain (eine ganze Saison – Mitspieler waren unter anderem Gabriel Heinze, Weltmeister Ronaldinho und Mauricio Pochettino) ausgeliehen, wo er wieder an bessere Zeiten anknüpfen konnte.
Schliesslich kehrte er in den Goodison Park zurück und spielte noch elfmal in der ersten Mannschaft von Everton. Mit Gastspielen beim Idrettsklubben Start in der norwegischen Stadt Kristiansand und beim FC Yverdon-Sport liess Alex Nyarko seine turbulente Karriere schliesslich ausklingen. Aber eines ist klar. Allein schon mit seinen Erfolgen für Basel und für Lens hatte er fantastische Zeiten erlebt und für diese Vereine und ihre treue Anhängerschaft viel erreicht.
Heute wirkt der nach wie vor gertenschlanke, durchtrainierte und ballsichere Ex-Profi als aufmerksamer, hoch motivierter Trainer beim SV Sissach. Er absolviert die Trainerausbildung. Das erforderliche Diplom bringt sein Assistent Claudio Masi mit, der vor rund vier Jahren bereits als Trainer in der ersten Mannschaft des SV Sissach aktiv war.
Mit seiner Familie (Sohn Alex junior und Tochter Cynthia) wohnt der unterdessen 45-Jährige Alex Nyarko im Oberbaselbiet. Gerne gibt er sein grosses Fachwissen an jüngere Leute weiter. Zwar betreiben seine derzeitigen Schützlinge den Fussball nicht als Broterwerb, aber sie sehen ihn doch als grosses Hobby, dem sie mit Feuereifer und Leidenschaft nachgehen. Besondere Freude bereitet Alex Nyarko, dass sein Sohn, Alex Nyarko junior, ebenfalls bereits im Eins bei den Sissachern mittrainiert. Wer gerne einmal bei einem Heimspiel bei den Sissachern vorbeischauen möchte, kann sich im Internet auf der Adresse www.svsissach.ch in punkto Spieltermine auf dem Laufenden halten.
Name: Nyarko
Vorname: Alex
Position: Mittelfeldspieler, Innenverteidiger
Vereine:
Asante Kotoko: 1992-1993
Dawu Youngstars: 1994
Sportul Studentesc Bukarest: 1994-1995
FC Basel 1893: 1995-1997
Karlsruher SC: 1997-1998
Racing Club de Lens: 1998-2000
FC Everton: 2000-2004
AS Monaco: 2001-2002 (leihweise)
Paris St-Germain: 2002-2003 (leihweise)
Idrettsklubben Start Kristiansand: 2005
Yverdon-Sport FC: 2006-2007
Erfolge: Verschiedene Einsätze im UEFA-Intertoto-Cup mit dem FC Basel 1893, Ligacupsieger mit dem Racing Club Lens 1999, Champions League-Teilnahme 1999 und UEFA Cup-Teilnahme 2000 mit dem Racing Club Lens, Bronze an den Olympischen Spielen 1992 mit dem Nationalteam von Ghana, Teilnahmen am Africa Cup mit dem Nationalteam von Ghana 1998 und 2000.
Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018) und Adrian Knup (13. Oktober 2018).
(Fotos: Josef Zimmermann und A.J. Geisser)
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