Ceccaroni zu Indien: „Das Scouting ist jetzt das Wichtigste“

Interview
Donnerstag, 09.01.2020 // 12:10 Uhr

Mit dem Engagement beim Chennai City FC exportiert der FCB sein Know-how in der Ausbildung von Talenten. Über das erste Jahr in Indien, die Erkenntnisse, die Herausforderungen und die Chancen für diese Unternehmung berichtet Massimo Ceccaroni. Der FCB-Verwaltungsrat, der neu als Gesamverantwortlicher Sport des Indien-Projekts und Indien-Botschafter des FCB fungiert, schildert im Interview ausserdem detailliert, wie 2020 in Coimbatore in Windeseile eine grosse Akademie aufgebaut wird.

Massimo Ceccaroni, Sie brechen gerade wieder auf zu einem Aufenthalt in Indien. Wie viel Zeit haben Sie inzwischen vor Ort für das Engagement des FCB beim Chennai City FC verbracht?

 

Massimo Ceccaroni: Vor ziemlich genau einem Jahr bin ich das erste Mal in Indien gewesen, danach sechs weitere Male und schliesslich von Ende Oktober bis kurz vor Weihnachten für fast zwei Monate.

 

Was ist in dem ersten Jahr alles passiert?

 

Vor allem haben wir gemeinsam entschieden, eine Akademie in Coimbatore aufzubauen. Dazu musste ich in einem ersten Schritt verstehen, wie der indische Fussball funktioniert und welches Potenzial dahintersteckt. Ich habe dann erst einmal gesehen, welche Herausforderungen bestehen, warum der indische Fussball international noch nicht so gut ist. National gibt es keine Struktur der Meisterschaft. Wenn man gute Spieler hat und sie vernünftig trainiert, dann müssen sie sich im Wettbewerb messen können. Die Meisterschaft ist aber viel zu kurz, sie dauert nur etwa drei oder vier Monate und ist teilweise etwas unübersichtlich.

 

Welche Erfahrungen haben Sie sonst gemacht?

 

Natürlich treffen wir in Indien andere Umstände an. Man begegnet Klischees, wenn mal Kühe über einen staubigen Trainingsplatz laufen. Es gibt Armut, aber gleichzeitig spürt man, wie eine selbstbewusste, emanzipierte Mittelschicht rasant wächst. Wir haben auf modernen Kunstrasenplätzen trainiert, die auf den Dächern von Hochhäusern angelegt wurden, und ich habe viele spannende Menschen kennengelernt. Zum Beispiel den Mehrheitsaktionär und Präsidenten des Clubs, Rohit Ramesh, der aus der Verlegerfamilie von «The Hindu», der zweitgrössten englischsprachigen Zeitung stammt. Oder auch Krishnakumar Raghavan, der ebenfalls einen Anteil am Club hält und sich aufopfernd um das umfangreiche Tagesgeschäft kümmert. Ein absoluter Glücksfall für unser Projekt ist Mourija Sethupandian, den der Chennai City FC vor einem Dreivierteljahr als Jugendtrainer engagiert hat. Er ist 28 Jahre alt, hat einen Universitätsabschluss, ist blitzgescheit und kam von einer professionellen Fussballakademie.

 

Das Ziel ist es, dass die Anlage im September 2020 fertiggestellt ist.

 

 

Was hat er für Aufgaben?

 

Er versteht, wie seine Leute funktionieren und hat bei der Suche nach neuen Trainern sein Netzwerk genutzt. Er hat Kandidaten vorgeschlagen, die nicht aus der Region stammen, sondern von weit her und einen ganzen anderen Dialekt, eine andere Sprache sprechen. Das ist wichtig, weil auch die Spieler in der Akademie aus unterschiedlichen Ecken des Landes kommen werden. Wir haben im Dezember innerhalb von zwei Wochen ein Trainerteam mit acht Personen zusammengestellt, die im Laufe dieses Jahres in die Akademie eingebunden werden. Die Trainer, die bisher beim Chennai City FC im Nachwuchs tätig waren, bringen das Potenzial leider nicht mit, um in der Akademie arbeiten zu können. Sie werden aber nun in Chennai die Abteilung mit den jüngeren Spielern aufbauen, mit den neuen Inhalten und Strukturen, die wir ihnen vermittelt haben. Darüber sind sie glücklich und das zeigt mir, dass ich den richtigen Zugang zu ihnen gefunden habe.

 

Haben Sie auch etwas mit der ersten Mannschaft zu tun?

 

Grundsätzlich ist das nicht meine Aufgabe, aber ich kenne die Trainer und die Spieler, wir tauschen uns aus. Ich bin zu den Spielen eingeladen worden und gebeten worden, vor der Mannschaft zu sprechen, weil sie das als motivierend empfunden haben. Wenn künftig Trainer aus Basel nach Coimbatore kommen, werden sie neben ihrem Input für die Trainerausbildung der Akademie sicher ein, zwei Tage bei der ersten Mannschaft vorbeischauen und Unterstützung leisten, zum Beispiel in Sachen Athletik. Ausserdem ist für mich vorstellbar, dass ein junger Spieler, der es beim FCB nicht von der U21 in die erste Mannschaft schafft, vielleicht mal für ein halbes Jahr nach Indien geht. Und sich statt in der Schweiz in der Promotion League in der höchsten Liga eines Landes beweisen kann. Zudem hätte der Spieler sicherlich eine mediale Aufmerksamkeit, Spielpraxis in einem Profi-Team, die Chance auf Niveau Champions-League-Qualifikation Asien mitzuspielen und generell mit einem erfahrenen, klugen Trainer beim indischen Fussballmeister der I-League Erfahrungen zu sammeln. Das vielleicht wichtigste Argument für einen jungen Spieler: Mal raus aus der Komfortzone Schweiz, den Umweg gehen, Persönlichkeitsbildung. Das ist für den Reifeprozess eines Spielers nicht zu unterschätzen im modernen Fussball.

 

Es gibt zwei oberste Ligen in Indien – da fängt die Unübersichtlichkeit schon an.

 

Ganz kurz umrissen: Die I-League, in der Chennai City FC spielt, ist seit 1996 die offizielle Liga unter dem Dach der All India Football Federation. Daneben gibt es seit 2013 die privat organisierte Indian Super League, ISL, ein Franchise-Modell, das stärker kommerzialisiert und strukturiert ist als die I-League. Die neue Saison läuft bereits wieder und der Chennai City FC als aktueller Meister nimmt an der Qualifikation zur AFC Champions League teil und hat einen Platz im AFC Cup, vergleichbar mit der UEFA Europa League, auf sicher.

 

Wie darf man sich das spielerische Niveau der I-League ausmalen?

 

In der Schweiz würde ich das mit der Challenge League vergleichen, und der Unterschied zur ISL ist nicht sonderlich gross. Die besten indischen Spieler sind in der ISL engagiert, und ich habe angenommen, dass dort auch die besseren Ausländer unterwegs sind. Ich habe zwar lediglich zwei ISL-Spiele gesehen, aber die ausländischen Profis sind mir jeweils nicht sonderlich aufgefallen. Auch deren Fitness würde ich als ungenügend bezeichnen, da gibt es viel zu tun.

 

Was bedeutet es, dass der Chennai City FC nicht mehr in Chennai spielt und nun auch mit der Akademie nach Coimbatore zieht?

 

Die Geschäftsstelle des Clubs ist nach wie vor in Chennai und die jüngsten Alterskategorien von der U9 bis zur U12 werden weiterhin in Chennai sein. Ausserdem haben wir entschieden, eine Mädchenmannschaft aufzubauen. Auch das ist in Indien ein wichtiges Anliegen. Sobald es in eine professionelle Richtung geht, sind die Spieler in Coimbatore – also die erste Mannschaft und die Akademie. Der Ortswechsel hat einen einfachen Grund: In Chennai ist alles viel teurer. Und Coimbatore ist eine prosperierende Stadt mit fussballbegeisterten Menschen, eine Region mit Textilindustrie, in der viele ein gutes Auskommen haben, aber bislang wenig bis kaum Unterhaltungsmöglichkeiten, die der Fussball eben bietet. Das sehen wir als Chance. Zudem kommt es in Indien weniger auf die Identität zu einer Stadt an, als vielmehr zum Bundesstaat Tamilnadu. Das mussten wir auch zuerst lernen. Ausserdem ist Coimbatore mit seinen zirka drei Millionen Einwohnern etwas übersichtlicher als das chaotische Chennai mit seinen über zwölf Millionen Menschen. Und die Luft ist in Coimbatore auch ein bisschen besser.

 

Wie viele Zuschauer kommen in Coimbatore zu den Spielen?

 

Etwa zwischen 6000 bis 9000 Zuschauerinnen und Zuschauer sind es bei den Heimspielen von Chennai City. Es gibt aber auch andere Verhältnisse. In Mumbai und Dehli gehen nicht viele zum Fussball, das sind manchmal nur 2000 oder 3000 Leute im Stadion. In Kalkutta beispielsweise, mit der britischen Kolonialgeschichte, gehen dafür bis zu 60'000 Besucherinnen und Besucher zu den Spielen.

 

Es wird in den nächsten zwei, drei Jahren Knochenarbeit werden. Sonst wird es keinen guten Output geben. 

 

 

Wie sieht der Stand der Dinge bei der Akademie konkret aus?

 

Als Standort für die Akademie wurde Alanthurai, eine kleine Gemeinde westlich von Coimbatore, ausgewählt – eine ländliche Gegend direkt an der Grenze zum Bundesstaat Kerala. Dort wurden 32 Acre erworben, was ungefähr der Grösse von 18 Fussballfeldern entspricht. Wohlgemerkt nicht vom FCB, sondern vom Chennai City FC. Der CCFC finanziert auch die Bauten. Geplant sind drei Plätze mit Naturrasen und zwei mit Kunstrasen, ein Basketballfeld, eine Joggingstrecke und ein See. Dazu kommen ein Umkleidetrakt, Fitnessraum, Physioräume, eine Mensa, Anfahrtswege und Parkplätze. Und natürlich Wohnräume. Es wird Platz für rund 90 Jugendliche plus Betreuer geschaffen.

 

Und wann soll dort Fussball gespielt werden?

 

Wir sind mit Architekten und Bauherren dabei zu planen, konstruieren und zu budgetieren. Die hohen Ansprüche des FCB sowie jene des Chennai City FC müssen unter einen Hut gebracht werden. Ich gehe davon aus, dass wir bereits im Juni 2020 auf den ersten Plätzen trainieren können und das Ziel ist es, dass die Anlage im September 2020 fertiggestellt ist. Es soll einmal die beste Fussball-Nachwuchsakademie Indiens werden.

 

Das klingt gross und zeitlich ehrgeizig und es erscheint als auf längere Zeit an gelegtes Projekt.

 

Es wird in den nächsten zwei, drei Jahren Knochenarbeit werden. Sonst wird es keinen guten Output geben. Und wenn wir es nicht gut machen, dann kommt auch in vier Jahren nichts dabei heraus. Als wir die ersten Sichtungsspiele gemacht haben, ist mir bewusst geworden, dass es nur ein Langzeitprojekt werden darf. Wenn ich einen zwölf-, dreizehnjährigen Buben anschaue, der in Indien in einem Verein Fussball spielt, und das vergleiche mit dem, was ich bei uns auf dem Campus bei den Gleichaltrigen sehe, dann gibt es da eigentlich keinen grossen Unterschied. Ich sehe in Indien zwar noch nicht die guten Aktionen, weil die Spieler technisch-taktisch noch nicht so gut angeleitet werden, aber zum Teil sehe ich sogar mehr Potenzial, weil sie in ihren intuitiven Handlungen besser sind als mancher unserer Spieler in Basel. Aber dann durfte ich ein U18-Sichtungstraining beobachten, an dem ich nicht richtig Spass hatte: Jugendliche, die gross und kräftig geworden sind und fussballerisch keinen Fortschritt gemacht haben.

 

Worin erkennen Sie die Ursache dafür?

 

Das liegt daran, dass es keine Trainer gibt, keine wirklichen Ausbildungskonzepte. Es besteht noch kein Knowhow, wie mit jugendlichen Fussballern umzugehen ist. Deshalb wird falsch trainiert und die Spieler verbessern sich nicht. Die kurze Meisterschaft und der fehlende Wettbewerb tun ihr Übriges dazu.

 

Wie erleben Sie die indischen Kinder und Jugendlichen?

 

Egal, aus welcher Region sie kommen: Sie haben eine demütige Haltung. Grosskotzige und überhebliche Typen gibt es nicht. Von der Schule, wo sie sehr viel lernen müssen, bringen sie Disziplin mit, manchmal sind sie fast zu diszipliniert. Wenn man das als Basis betrachtet, wenn sie Eigenverantwortung lernen und wenn die Demut in Eigenmotivation umgewandelt werden kann, dann werden wir in vier, fünf Jahren viele junge, interessante indische Fussballer haben, die in Europa spielen können. Technisch und athletisch besitzen sie auf jeden Fall genügend Fähigkeiten, um wirklich gut zu werden.

 

Das heisst: Die aktuell älteren Jahrgänge muss man abschreiben und bei den Zwölf-, Dreizehnjährigen ansetzen?

 

Genau. Es ist nicht auszuschliessen, dass in diesem riesigen Land vielleicht ein 18-Jähriger ist, der das Potenzial mitbringt, es in zwei Jahren nach Europa zu schaffen. Aber wenn man systematisch vorgehen und die Spieler auf ein Niveau bringen will, auf dem sie eine reelle Chance besitzen, in einer der Top-Five-Ligen in Europa zu landen, dann müssen wir bei den Jüngeren anfangen. Sie können, das mag hart klingen, nicht «richtig» Fussball spielen. Sie haben kein Gefühl für die Spielsituation, keinen Rhythmus, keine Phasen im Spiel. Die Jungs sind toll, die rennen, das macht dich beim Zusehen aber fast wahnsinnig, weil sie nur rennen. Unsere Spieler dagegen wollen nicht mehr rennen, die wollen nur noch spielen. Wenn man in Indien also ein modernes Ausbildungskonzept umsetzen kann, dann sehe ich unglaublich viel Potenzial. Und der FCB kann dabei sehr viel gewinnen: Talente entwickeln, Einnahmen generieren, nicht mehr so abhängig sein von den Einnahmen der europäischen Wettbewerbe, an die man in den kommenden Jahren sowieso immer schwerer rankommen wird.

 

Wie bekannt ist das FCB-Projekt in Indien bereits?

 

Wir, die Projekt-Involvierten, sind sehr viel unterwegs in Indien. Es geht darum, das Netzwerk für den FCB und den CCFC auszubauen sowie das Projekt bekannter zu machen. Wir haben zum Beispiel an drei Kongressen teilgenommen, organisiert von der Schweizerisch-Indischen Handelskammer. Dabei geht es darum, dass sich Schweizer Firmen, die in Indien tätig sind, finden und austauschen. Wir wurden zu einem offiziellen Empfang in die Schweizer Botschaft in Neu-Dehli eingeladen, wo wir einer ausgewählten Gesellschaft unser Projekt vorstellen durften. In Mumbai und Bangalore empfing uns der Generalkonsul – fast überall konnten wir grosse Aufmerksamkeit für das Projekt erzeugen. Das hilft, um Partner für das Projekt zu gewinnen. Der Fussball in Indien erlebt gerade eine Wachstumsphase, da wollen wir dabei sein.

 

Warum ist das so?

 

Weil es nicht nur die Pharmaindustrie, den Textil-, Ernährungs- oder den Dienstleistungssektor gibt, sondern eben auch den Sport. Fussball wird exportiert, und auch den Damen und Herren, die an solchen Treffen teilnehmen, liegen der Fussball und seine Emotionen nahe. Wir haben viel Hilfe angeboten bekommen, nicht nur in Sachen Fussball, sondern darüber hinaus. Innerhalb kurzer Zeit haben sich viele Kontakte ergeben – wir haben beispielsweise Schweizer und nunmehr globale Pharma-Konzerne und Investmentbanken, Hersteller von Sanitäranlagen oder mittelständische Transportunternehmen aus Basel, die in Indien hervorragende Geschäfte zu machen scheinen, besucht. Fussball ist Emotion und diese Unternehmen suchen das.

 

Nochmals zurück zur Akademie in Coimbatore – die soll nun also in Windeseile entstehen. Was sind die nächsten Schritte?

 

Wir müssen eigentlich im Juni, wenn die ersten Plätze fertig sind, mit dem Training beginnen, denn im indischen Schulsystem fängt das neue Semester im Juni an. Und die Spieler, die wir selektionieren, kommen von überall her. Die müssen dann erst einmal nach Coimbatore übersiedeln. Wir werden Zwischenlösungen finden müssen und die Jugendlichen in der Umgebung unterbringen, bis dann die Unterkünfte auf dem Akademiegelände bereitstehen. Wir werden deshalb erst einmal mit der U13 und U15 beginnen, eine U18 lassen wir zunächst einmal weg, aber ab Juni 2020 fängt das ganze Konzept an zu tragen.

 

In der Schweiz wird ein duales System gepflegt in der Ausbildung von Fussballtalenten auf höchstem Niveau. Die Zusammenarbeit mit Schulen und Lehrbetrieben hat sich bewährt, es gibt pädagogische Personal in den Akademien – wie wird das in Coimbatore aussehen?

 

Eine Vereinbarung mit einer sehr guten öffentlichen Schule, die 15 Minuten von der Akademie in Coimbatore entfernt gelegen ist, ist noch nicht ganz unter Dach und Fach, die Verantwortlichen der Schule haben sich aber sehr offen unserem Anliegen gegenüber gezeigt. In der Akademie wird es einen pädagogischen Leiter geben, der die Jungs und Mädchen begleitet und das Bindeglied sein soll.

 

Sie werden nun für eine längere Zeit, genauer bis 27. Februar in Indien sein. Und Sie sind nicht alleine unterwegs.

 

Thomas Bernhard, der Leiter der Konditionsabteilung im Campus, begleitet mich bis zum 10. Januar in Indien, und später wird Michael Bauch, der leitende Torwarttrainer, auch noch kommen. Das werden wir dann so weiterführen und immer wieder Fachkräfte von Basel nach Indien holen.

 

Was wird Ihre nächste Aufgabe sein?

 

Das Scouting ist jetzt das Wichtigste. Wir werden zunächst einmal zwei Wochen lang im Nordosten in verschiedenen Bundesstaaten nach U13 und U15-Spielern suchen, danach geht es in den Norden nach Kaschmir und schliesslich scouten wir auch in der Region Chennai. Gleichzeitig wird mit den bestehenden und den neuen Trainer die neue Trainingskultur vertieft.

 

Es müssen sich, mit den Werten aus beiden Welten, eigene Strukturen durchsetzen.

 

 

Wie steht es um die Konkurrenz im Scouting? Beispielsweise durch Manchester City, das sich im November beim Mumbai City FC die Mehrheit gesichert hat?

 

Manchester City hat zwar den grösseren Namen, aber wir fragen: Wen hat Manchester City denn in den vergangenen Jahren herausgebracht? Dann steht es eins zu null für uns (schmunzelt).

 

Mit anderen Worten: Namen wie Shaqiri, Xhaka und Sommer und deren Karrieren wirken sich zugunsten des FCB aus?

 

Und im Moment vor allem auch der Name Breel Embolo. Er ist ein Beispiel dafür, dass es nicht immer so einfach ist, sich durchzusetzen, aber das Potenzial vorhanden ist. Einer wie Ivan Rakitic ist zwar schon weit weg, war aber einer aus unserer Region, der es geschafft hat. Das beeindruckt in Indien. Und dann reden natürlich alle immer von Mohamed Salah – auch wenn der nicht im FCB-Nachwuchs ausgebildet worden ist. Aber das spielt keine Rolle – sein Aufstieg wird mit dem FCB in Verbindung gebracht.

 

Massimo Ceccaroni, fassen Sie zum Schluss bitte noch einmal zusammen, wo Sie die Chancen für dieses Projekt sehen.

 

Wir exportieren ein Ausbildungskonzept von Basel nach Coimbatore. Das nötige Wissen ist vorhanden, muss aber angepasst werden an die vielfältige indische Kultur und die Begebenheiten: Die Spieler sind anders, die Trainer, das Klima, all das muss berücksichtigt werden. Es müssen sich, mit den Werten aus beiden Welten, eigene Strukturen durchsetzen, all das müssen wir miteinander koppeln und herausfinden, was das Beste für einen jungen indischen Fussballer oder eine junge indische Fussballerin ist. Die hundertprozentig sichere Antwort darauf kann und will ich nicht geben, aber das Projekt hat so viel Energie, weil wir es gemeinsam mit den Indern entwickeln. Das bekommen wir allerdings nicht nach einem halben Jahr hin, das dauert ein paar Jahre.

 

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