Früherer FCB-Coach Kurt Walter ist gestorben

Nachruf
Mittwoch, 05.02.2020 // 15:38 Uhr

Die Stadt Basel und mit ihr auch der FCB ist um eine populäre, unvergessliche und weit herum bekannte Persönlichkeit ärmer: Am Samstag, 1. Februar 2020, ist Kurt „Channe“ Walter in seinem 93. Lebensjahr gestorben. Mit seiner Familie und unzähligen Menschen aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis, zu dem auch ganz viele Stammkunden in seinem Restaurant Walliser Kanne gehörten, trauert auch der ganze FCB um Kurt Walter. Er war dem Verein über sechs Jahrzehnte lang verbunden, unter anderem durch seine Tätigkeit als Teamcoach in den Zeiten der Trainer Georges Sobotka und Helmut Benthaus.

Der FCB darf die – mitunter auch kritische – Gunst und Verbundenheit von Kurt Walter nie und nimmer exklusiv für sich beanspruchen. Zu vielseitig interessiert war dieser Mann, der in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts ganz gewiss zu den bekanntesten Gastgebern der Region Basel gehört hatte. Zu breit gestreut war sein Engagement und zu verankert war er in vielen Kreisen der Gesellschaft, um ihn auf seine Tätigkeiten und Verbundenheit für und mit dem FCB zu reduzieren. Doch er war für den Verein eine Persönlichkeit, die das sportliche und gesellschaftliche Leben über Jahrzehnte mitgestaltete und mitprägte.

 

Zuerst tat er das mehrere Jahre als Coach, wie man damals jene im Fussball nannte, die heute Teammanager heissen. An der Seite von Trainer Georges Sobotka gehörte er zu jenem Staff, der die Mannschaft am 15. April 1963 mit einem überraschenden 2:0-Sieg gegen die Grasshoppers zum dritten Cupsieg der Vereinsgeschichte geführte hatte. Die Tore gegen den Favoriten aus Zürich erzielten vor 40‘000 Zuschauern im Wankdorf Heinz Blumer und Otto Ludwig. Neben den beiden Torschützen gehörten Goalie Kurt Stettler und die anderen Feldspieler Edmund Vogt, Bruno Michaud, Hanspeter Stocker, Hans Weber, Carlo Porlezza, Karl Odermatt, Markus Pfirter und Bruno Gatti zum Cupsieger-Team des FCB von 1963. Später wirkte „Channe“ Walter in den Zeiten der  Präsidenten Lucien Schmidlin, Harry Thommen, Felix Musfeld  und René Theler auch jahrelang im Vorstand des FCB oder als Helfer im Hintergrund mit und blieb auch noch geraume Zeit der Coach auf der Trainerbank von Helmut Benthaus.

 

Zudem war sein Restaurant Walliser Kanne an der Gerbergasse mitten im Zentrum Basels während 40 Jahren gesellschaftliches und kulinarisches Zentrum zahlreicher FCB-Spieler über mehrere Generationen – und ganz viele von ihnen blieben Kurt Walter ein Leben lang verbunden. Namentlich auch die Freundschaft mit Helmut Benthaus brach nie mehr ab, auch weil Kurt Walter Benthaus bei der Integration half, als der als 30-jähriger Jungtrainer von Köln nach Basel kam. In der Walliser Kanne begann auf Empfehlung und Vermittlung von Ruedi Wirz und Channe-Walter die Zeit der Clubarzt-Dynastie Marti mit den Doktoren Max Marti, Walter Marti und Felix Marti.

 

In der Walliser Kanne fand zudem mehr als nur eine Meisterfeier des FCB statt. Doch es waren bei weitem nicht nur Fussballer, die in dieser Beiz ein- und ausgingen. Vielmehr bestand die Kundschaft auch aus viel anderer Prominenz, von Tinguely bis Kübler, von Basler Politikern bis Medienleuten, von ganz „gewöhnlichen“ Menschen bis eben zu jenen, die im Rampenlicht standen.

 

Diese breite Gästeschar war die Konsequenz der Kontakte vieler anderer Tätigkeiten von Kurt Walter, der unter anderem auch als freier Sportjournalist und als versierter Speaker mancher Radrennen unterwegs war, namentlich der Wartenberg-Rundfahrt, Südbaden-Rundfahrt und der Leimental-Rundfahrt. Zudem war er neben Willi Erzberger, damals gewiss einer der versiertesten Radsportjournalisten der Schweiz, der andere Teil des „Tandems“, das für die Basler Zeitung Jahr für Jahr an der Tour de France, am Giro d'Italia und an der Tour de Suisse unterwegs war.

 

Dabei war es nun keineswegs so, dass es Channe-Walters Ziel war, „everybody’s darling“ zu sein. Vielmehr konnte er, ein leidenschaftlicher Erzähler und Diskutierer, auch mal so richtig streitbar auftreten und sich Gehör verschaffen. Er nahm durchaus auch mal Konflikte mit Menschen in Kauf, die ihm eigentlich nahe standen. Und er war es, der bestimmte, wer in seinem Lokal Zutritt bekam und wer nicht. Dabei schaute er nie auf Rang und Namen, sondern es musste für ihn „einfach passen“.

 

Umgekehrt war „Channe“ ungemein grosszügig und mit seiner Frau Peggy Walter, deren Tod im Jahr 2005 ein radikaler und emotional nur schwer verkraftbarer Einschnitt in sein Leben war, auch ein fairer, überaus korrekter Arbeitgeber. Es kam nicht von ungefähr, dass er Mitarbeitende beschäftigte, die der Walliser Kanne und dem Wirtepaar Jahrzehnte lang die Treue hielten. Kurzum: Kurt Walter war einer jener Menschen, die man treffend mit „Charakterkopf“ umschreibt. Einer mit Ecken und Kanten, einer mit manchmal kratzender und bissiger Tonalität, aber mit ganz viel Grosszügigkeit und Herz.

 

Nie, wirklich nie hinterliess er den Eindruck, ein Wirt zu sein, für den der Umsatz eine tragende Rolle spielen sollte. Im Gegenteil: Am legendären Tisch 13, der mit einer Art unsichtbarer Alarmanlage umgeben schien, weil hier wirklich nur „Auserwählte“ Platz nehmen durften, ging mancher mit einer abgerundeten Rechnung nach Hause. Und er war (vielleicht der einzige) Beizer in der Innenstadt, der an der Fasnacht seine Preise nie erhöhte, perfekte Lage seines Lokals hin oder her.

 

Zur Welt kam Kurt Walter am 21. Mai 1927 in Zürich, wo er in seinen jungen Jahren für den FC Seebach, den FC Blue Stars, die Reserven des  FCZ und die Reserven der Grasshoppers Fussball gespielt hatte. Und wer nun reflexartig in Versuchung gerät, über diese Tatsache zu frotzeln zu beginnen, möge einen Moment respektvoll inne halten: Man muss nicht zwingend Basler sein, um Basel mitzuprägen oder aufzuwerten. Und um den Respekt und die Zuneigung der Baslerinnen und Basler zu erlangen.

 

Es ist in den letzten Jahren ruhiger geworden um „Channe“. Er hat sich, seinem fortschreitenden Alter geschuldet, etwas zurückgezogen aus dem öffentlichen Leben, ohne dabei den Kontakt zu seinen engsten Freunden verlieren zu müssen. Zu denen gehören der frühere FCB-Spieler Bruno Rahmen und Steffi Gilgen, der fast so bekannte Konditor vom Spalenberg. In grosser Treue und Freundschaft waren die beiden, wie auch viele weitere Weggefährten, dem Kurt Walter zugetan und halfen mit, dessen Leben kurzweiliger zu gestalten.

 

Am Samstag, dem 1. Februar 2020, ist Kurt Walter für seine Angehörigen überraschend, aber genau so wie er es sich gewünscht hatte, friedlich eingeschlafen. Zurück bleiben neben seinem Freundes- und Bekanntenkreis die engsten Familienmitglieder, namentlich Linda, Sandra und Juliette.

 

Ihnen vor allem gehört das Beileid des ganzen FC Basel 1893, der diesem gradlinigen, liebenswerten und mitunter auch eigenwilligen Menschen viel verdankt und der zu jenen ehemaligen Säulen des Vereins gehört, die man nicht vergessen darf, will und wird.

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