„Niemand weiss wie entschieden wird, wenn es zu keinem Abbruch kommt“

Freitag, 06.11.2020 // 10:59 Uhr

Christian Schmid ist Präsident des FCB-Partnervereins BSC Old Boys. Er arbeitete aber auch über einen längeren Zeitraum in der Nachwuchsabteilung des FC Basel 1893 und kennt somit beide Vereine sehr gut. Im Interview spricht Schmid über die Auswirkungen der Pandemie auf den BSC Old Boys und darüber, wie der erneute Meisterschaftsstopp im Club aufgenommen wurde.

Herr Schmid, die Covid-19-Pandemie hat Auswirkungen auf alle Branchen und natürlich auch auf den Sport. Nun werden meist die grossen Clubs der Raiffeisen Super League  medial begleitet – wie geht es Ihnen als Verein im Breitensport?

Christian Schmid: Es ist nicht einfach, es gibt finanzielle Auswirkungen, aber auch das Vereinsleben leidet. Man sieht sich nicht mehr regelmässig und die Kontakte brechen schnell ab. Zudem mussten wir einige Veranstaltungen absagen, wie unser Sommerturnier und unser immer gut besetztes Hallenturnier, dadurch entgehen uns natürlich Einnahmen. Finanziell sind die Auswirkungen wohl ähnlich wie bei den Clubs der Super League, einfach mit ein paar Nullen weniger hintendran.

 

Wie stark fallen bei Ihnen die fehlenden Zuschauereinnahmen ins Gewicht?

Die Zuschauereinnahmen helfen uns normalerweise die Schiedsrichterausgaben zu begleichen. Bei uns fallen die I&S-Gelder viel stärker ins Gewicht, da unsere Teams nicht trainieren können. Der Bund hat uns diese Gelder auf Anfang nächstes Jahr versprochen, wir werden sehen, ob sie dann eintreffen. Es geht soweit, dass einige unserer Trainer auf einen Teil ihres Gehalts verzichten mussten. Das sind gravierende Auswirkungen für einen Verein unserer Grössenordnung.

 

Das war ein Anlass, auf den sich der ganze Verein gefreut hatte.

Christian Schmid

 

Welche Massnahmen haben die Old Boys am schwersten getroffen?

Über das Finanzielle haben wir ja bereits gesprochen. Aber das Fussballerherz blutet in erster Linie, weil die Teams nicht mehr trainieren und spielen können. Immerhin kann im Moment noch bis zur Stufe Junioren-C trainiert werden, aber ich befürchte, dass wird sich auch bald ändern. Am vergangenen Samstag hätten wir bei Prachtwetter ein Derby gegen Dornach auf der Schützenmatte gespielt, das war ein Anlass, auf den sich der ganze Verein gefreut hatte. Solche Ausfälle schmerzen aber nicht nur den Verein, sondern auch den Wirt des Clubrestaurants. Dieser hat im Moment sowieso keine einfache Zeit, da nicht viele Leute auf der Schützenmatte sind und auch die Weihnachtsessen beispielsweise abgesagt werden mussten. Und auch auf der Geschäftsstelle müssen wir nun den Sparhebel ansetzen. Neben dem Fussball im Allgemeinen sind so auch ganz viele Mitarbeitende betroffen.

 

Mussten Sie auch ein Schutzkonzept für Ihre Teams erstellen?

Wir haben acht verschiedene Schutzkonzepte erstellt. Für die verschiedenen Turniere hatten wir separate Schutzkonzepte eingereicht. Wir konnten aber Ende Oktober ein FE14-Turnier trotz dieses Konzepts, das angenommen wurde, das Risiko nicht eingehen und mussten das Turnier kurzfristig absagen.

 

Wir sind an einem Scheidepunkt im Schweizer Sport.

Christian Schmid

 

Mussten Sie auch staatliche Hilfen wie Kurzarbeitsgelder in Anspruch nehmen?

In der ersten Phase konnten wir beim Kanton Kurzarbeit anmelden und wurden minimalst unterstützt. Ich verfolge die Entwicklungen intensiv, aber im Moment sieht es nicht so aus, als würden weitere Gelder für den Breitensport gesprochen. Es könnte auch ein Grund sein, warum der Bund im Moment zögerlich ist betreffend einen Lockdown, weil dann wohl wieder Gelder fliessen müssten. Wir sind an einem Scheidepunkt im Schweizer Sport, die Auswirkungen könnten für viele Clubs gravierend sein – gerade in den beiden oberen Ligen. Ich denke OB wird es weiterhin geben, auch weil die Zuschauereinnahmen für uns nicht so zentral sind, die Frage ist einfach: In welcher Form?

 

Alle Ligen ab der Promotion League wurden erneut wegen Covid-19 unterbrochen. Verstehen Sie diesen Entscheid?

Ich bin kein Mediziner, ich habe aber eine Statistik gesehen, die besagt, dass es im Aussensport keine Ansteckungen gegeben hat. Wir haben immer grossen Wert darauf gelegt, dass Desinfektionsmittel vorhanden ist und dass man sich nicht zu lange in der Kabine aufhält. Wir haben den Trainern viele Vorschriften gemacht, welche auch befolgt wurden. Bei den paar wenigen Fällen, die in unserem Verein aufgetreten sind, fand die Ansteckung ausserhalb statt. Ich bin einfach überrascht, dass man in der Halle trainieren kann, aber draussen nicht. Beim Fussball hat man ja auch keinen intensiven Körperkontakt.

 

Wie nahmen die Spieler diesen Entscheid auf?

Die sind alle enttäuscht. Unsere erste Mannschaft hatte einen schwierigen Start und als es dann lief, kam der Unterbruch. Wir hatten uns erhofft vorne mitzuspielen. Auch die Junioren sind sehr enttäuscht. Zusammengefasst: Es gibt natürlich Verständnis, es ist aber auch Frust vorhanden.

 

 Jetzt könnte es kritisch werden, wenn noch lange nicht gespielt werden kann.

Christian Schmid

 

Wie reagierten Sponsoren und Partner auf den Entscheid?

Wir haben keine konkreten Reaktionen erhalten. Durch das Ausbleiben der Spiele fehlen Matchballsponsoren und auch Inserenten im Matchprogramm: Ohne Anlässe gibt es keine Sponsoren. Ich glaube nicht, dass Forderungen von Sponsoren und Partnern auf uns zukommen, aber es entgehen uns doch einige Einnahmen.

 

Wie schauen Sie in die mittelfristige Zukunft voraus? Wie überlebt ein Verein wie OB eine solche Situation?

Das kann ich vielleicht in einem halben Jahr sagen. Wir im Vorstand tun alles dafür, dass wir so wie anhin weiterfunktionieren und haben auch die Unterstützung unserer Trainer. Es stellt sich einfach die Frage, wann wir wieder spielen können. Wenn wir bis im nächsten Sommer nicht spielen können, kommen vielleicht Forderungen der Mitglieder, ihnen die Jahresbeiträge zurückzuerstatten. Beim ersten Lockdown kamen wir über die Runden. Jetzt könnte es kritisch werden, wenn noch lange nicht gespielt werden kann. Das könnte auch sportliche Konsequenzen haben. Unsere zweite Mannschaft steht momentan beispielswiese auf einem Abstiegsplatz und die erste auch nicht dort, wo sie hinwollte. Niemand weiss wie entschieden wird, wenn es zu keinem Abbruch kommt.

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