„Ausbildung Spitzenfussball leidet bei uns sehr stark“

Freitag, 11.12.2020 // 12:06 Uhr

Thomas Steinemann ist seit 2009 Präsident des FC Concordia Basel, der im Nachwuchsfussball sehr eng mit dem FCB kooperiert und auch Teile des Caterings im St. Jakob-Park betreibt. Die Pandemie hat daher in verschiedenen Bereichen grosse Auswirkungen auf den Verein. Im Interview spricht Steinemann über diese und wie er in die mittelfristige Zukunft vorausschaut.

Thomas Steinemann, Sie wurden zu einer schwierigen Zeit Präsident des FC Concordia. Der Verein war aus finanziellen Gründen von der Challenge League in die zweite Liga regional abgestiegen. Die jetzige Situation lässt sich natürlich nicht mit der damaligen vergleichen, aber können Sie profitieren von Ihren Erfahrungen aus dieser Zeit?

Thomas Steinemann: Es war wirklich kein leichter Einstieg, wobei ich sagen muss, dass unser Präsidium seither immer aus zwei Personen bestanden hat. Der Verein musste sich zu dieser Zeit neu organisieren, da wir einen grossen Schuldenberg hatten und zunächst einige Jahre benötigten, um den FC Concordia zu sanieren. Uns war klar, dass wir so etwas nicht mehr erleben wollen. Und da man im Fussball ja von der Hand in den Mund lebt, war die einzige praktikable Lösung, dass man gewisse Reserven beiseitelegt – in der Grössenordnung zur Überbrückung einer halben Saison. Die Catering-Einnahmen aus dem St. Jakob-Park machen einen Grossteil unseres Budgets aus. Und diese hätten ja auch anderen Gründen wie jetzt wegbrechen können, so dass wir uns gedanklich schon mit dieser Situation auseinandergesetzt und eben auch Reserven beiseitegelegt hatten. Zum Glück, denn ein Jahr ohne Cateringeinnahmen bedeutet für uns einen Verlust von 400‘000 bis 500‘000 Franken.

 

Wie wirkt sich denn die Pandemie auf die sportlichen Aktivitäten des FC Concordia aus?

Wir haben im Fussball zwei Standbeine. Einerseits sind wir im Nachwuchsspitzenfussball in enger Kooperation mit dem FCB tätig und im Breitensport mit unseren Frauen- und Kinderteams sowie mit unseren Mannschaften in der 2. und 3. Liga. Gerade der Bereich Ausbildung Spitzenfussball leidet bei uns sehr stark, weil kein Training möglich ist und die Meisterschaften unterbrochen wurden. Es herrschte zudem eine gewisse Unklarheit betreffend die Regeln auf den Sportanlagen St. Jakob, da diese auf Basellandschaftlichem Boden liegen, aber unter der Hoheit von Basel-Stadt stehen. Seit rund vier Wochen kann aber gar kein Team mehr trainieren, da alle staatlichen Sportanlagen komplett geschlossen sind.

 

Welche Massnahmen haben “Congeli” am schwersten getroffen?

Finanziell sind es natürlich die wegfallenden Einnahmen aus dem Catering und die fehlenden Zuschauereinnahmen. Sportlich ist es ganz klar die Einstellung des Spielbetriebs und vor allem der Trainings. Für einen Neunjährigen ist es sicher nicht schön, wenn er ein halbes Jahr nicht Fussball spielen kann, für einen 17-Jährigen, der in einer entscheidenden Phase seiner Karriere steht, kann das aber katastrophale Auswirkungen haben. Das betrifft ja auch andere Sportarten und nicht nur den Fussball. Ich frage mich manchmal, ob sich die Entscheidungsträger dessen bewusst sind.

 

Und wie steht es um das Vereinsleben?

Gut, wir sind ja kein Verein mit Clubrestaurant und eigener Sportanlage, daher kann man unser Vereinsleben sicher nicht mit jenem eines Vereins auf dem Land vergleichen. Aber man sieht sich fast nicht mehr, kann sich daher auch nur schwer weiterentwickeln und es finden eben keine Trainings und Ausbildungen statt.

 

Mussten Sie auch staatliche Hilfen wie Kurzarbeitsgelder in Anspruch nehmen?

Ja, das haben wir für unsere Mitarbeiter/innen, die Spieler der 1. Mannschaft und auch für das Catering-Team gemacht. Alle, die einen AHV-pflichtigen Lohn beziehen, haben wir zeitweise auf Kurzarbeit gesetzt.

 

Alle Ligen ab der Promotion League wurden erneut wegen Covid-19 unterbrochen. Verstehen Sie diesen Entscheid?

Ich glaube nicht, dass der Fussball der grosse Brandherd von Corona ist. Wir waren einer der ersten Clubs, die wieder mit dem Training begonnen haben – natürlich unter Berücksichtigung der Schutzmassnahmen. Bei rund 20 Teams hatten wir keinen einzigen Fall, der auf den Fussball zurückzuführen ist. Der Föderalismus war für den Spielbetrieb aber sicher nicht förderlich, jeder Kanton hatte seine eigenen Bestimmungen: Im Jura konnte man gar nicht mehr spielen, in Solothurn durfte man nicht duschen nach den Spielen. Da war nicht einfach den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, wofür ich aber kein Verständnis aufbringen kann, ist das Trainingsverbot. Ich finde, da machen es sich die Entscheidungsträger zu einfach. Man hat sich gar nicht mit den grossen Clubs der Region in Verbindung gesetzt. Und jetzt ist es so, dass die Anlagen für Clubs geschlossen sind, privat aber theoretisch nutzbar. Das ergibt für mich keinen Sinn.

 

Wie nahmen die Spieler diesen Entscheid auf?

Diese waren natürlich alle hochgradig enttäuscht und teilweise auch wütend. Schliesslich hatte man alles dafür getan, dass gespielt werden kann und dann kam dieser Entscheid wie aus dem Nichts. Man fühlte sich «in die Pfanne gehauen».

 

Wie reagierten Sponsoren und Partner auf den Entscheid?

Da ist ein grosses Verständnis vorhanden. Wir haben seit diesem Sommer einen neuen Trikot-Sponsor im Juniorenfussball. Nun ist eine halbe Saison praktisch ohne Nutzen für den Sponsor, aber deswegen wurden keine Forderungen gestellt. Wir spüren eine grosse Solidarität – auch im Verein. Jeder hat auf 15 Prozent seiner Jahresentschädigung verzichtet. Das hat sehr viel geholfen und ist nicht selbstverständlich. Es ist auch ein schönes Zeichen, dass diese Leute zufrieden sind mit der Arbeit des Vereins und wissen, was sie am FC Concordia haben.

 

Wie schauen Sie in die mittelfristige Zukunft voraus? Wie überlebt ein Verein wie “Congeli” eine solche Situation?

Wir haben beim Schweizerischen Fussballverband eine Eingabe für die staatlichen Fördergelder gemacht und einen schönen Betrag erhalten – rund 120’000 Franken für die letzte Saison. Im Moment sind wir auf der richtigen Seite. Wenn wir aber im kompletten, kommenden Frühling auch noch auf die Zuschauer- und Cateringeinnahmen verzichten müssen, dann wird es auch bei uns dramatisch.

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