Mike Speidel: Am Ball für den FCB, am Puck für den EHC

Portrait
Dienstag, 29.12.2020 // 15:00 Uhr

Er ist 82 Jahre alt und fühlt sich immer noch um einiges fitter als mancher Siebzigjährige: Mike Speidel. Der fröhliche, stets zu einem Spässchen aufgelegte Sportsmann hat in den sechziger Jahren etwas ganz Seltenes geschafft. Er spielte sowohl für den FC Basel 1893 als auch für den EHC Basel – jeweils in der Nationalliga A. Hier kommt seine Geschichte.

Am Eisenbahnweg in nördlichen Kleinbasel ist Mike Speidel aufgewachsen. In der dortigen Umgebung spielte er gemeinsam mit einer Horde von Kollegen vom Frühling bis tief in den Herbst hinein Strassenfussball, wie man es kennt. Sobald jedoch die Tage kürzer wurden, zog es ihn auf den Eisweiher in Riehen. Denn das Eishockeyspiel hatte es ihm ebenfalls angetan. Im Fussball stiess er via den FC Concordia (Junioren) und den FC Olten (1. Liga) zum FC Basel.

 

Parallel dazu rückte er im Eishockey nach seinem Einstieg bei Binningen (1. Liga als 16-jähriger), Basel und Biel schliesslich ins Fanionteam des EHC Basel auf. Beim FCB spielte er als linker Flügel noch mit Seppe Hügi II, Mucho Frigerio, Otto Ludwig und Konsorten. Beim EHC spielte er mehrheitlich in der Abwehr. Bisweilen stürmte er auch in einer Linie mit Georges Schneider und Kurt Rutishauser – die Paradelinie des EHC damals war natürlich mit Kurt Wittlin, Miggeli Handschin und René Nebel besetzt.

 

Erfolge beim EHC Basel

 

Wunderbare Erinnerungen hat Mike Speidel an die vielen Matches auf der Kunsteisbahn Margarethen und natürlich auch auf auswärtigen Eisbahnen mit dem EHC Basel von Miggeli Handschin. Tausende von Zuschauern rückten damals an, um mitzuerleben, wie die Basler renommierte Gegner wie den Zürcher SC, den SC Bern, den HC Davos, den EHC Arosa oder den HC Ambri-Piotta zünftig in Bedrängnis brachten. „Die Stimmung auf der Kunschti war einmalig – Eishockey ist eben damals wie heute ein grossartiger Sport“, betont er. Mit sichtlicher Genugtuung verfolgt der Senior die gute Entwicklung beim derzeitigen MySports-Ligisten EHC Basel, der in seiner Liga unterdessen Tritt gefasst und kürzlich vor vierstelliger Kulisse gegen den SCB eine brillante Partie abgeliefert hat.

 

Natürlich bedeuteten die Matches in rascher Abfolge für den blonden Spitzensportler anno dazumal eine gewisse Belastung, aber das war es ihm wert. „Wir hatten einmal ein Wochenende, da spielte der FCB am Freitag im Cup und am Sonntag in der Meisterschaft. Dazwischen stand ein Match mit dem EHC Basel auf dem Programm. Ich war dreimal im Einsatz“, schmunzelt er. Es ist ihm aber klar, dass solches heute nicht mehr gehen würde, weil es in beiden Sportarten aus modusbedingten Gründen sehr viel mehr Spiele gibt.

 

Im Internationalen Fussballcup mit dem FCB

 

Dass Mike Speidel auch bei internationalen Partien des FC Basel des Öfteren seine Fussballschuhe schnüren durfte, belegen nebst seinen blumigen Schilderungen auch unsere akribischen Archiv-Recherchen. Bei beiden Spielen im Rahmen des Internationalen Fussballcups gegen Tasmania Berlin (2:1-Auswärtssieg und 1:1-Heimunentschieden vor 2700 Zuschauern) im Sommer 1961 trug der nach wie vor gesprächige und redselige Sportsmann einiges zum guten Gelingen bei. Gegen die Tasmanianer auf dem Landhof „sorgte der linke Flügel Speidel“ gemäss Fussballberichterstatter Max Alt in der National-Zeitung „mit einem wahrlich glänzenden Schuss in die rechte hohe Torecke für eine seltene Gelegenheit zum Jubilieren und für das endliche Erwachen der bis dahin schlummernden Siegesstimmung.“ Doch die Deutschen schafften dann noch den insgesamt verdienten Ausgleich.

 

Auch im Quervergleich mit dem damals sehr spielstarken schwedischen Team von Elfsborg Boras war Speidel präsent – vor 2600 Kiebitzen auf dem Landhof zog man gegen die mit Henry Larsson und Ove Grahn angetretenen Schweden dann allerdings mit 3:6 den Kürzeren. Der dritte Gegner in der Gruppe war übrigens Sparta Rotterdam. Gegen die Holländer zogen die mit Speidel spielenden Bebbi zweimal als Verlierer vom Feld. Nebenbei bemerkt: Sparta Rotterdam ist übrigens heute wieder in der holländischen Ehrendivision (Eredivisie) tätig und konnte vor kurzem ihren auf dem Papier als stärker eingestuften Stadtrivalen Feyenoord Rotterdam mit 1:1 im Schach halten.

 

Doch zurück zum FCB: Für Mike Speidel und seine Teamkollegen waren diese Ernstkämpfe auf internationaler Ebene zu Beginn der sechziger Jahre trotz mässiger Punkteausbeute alles in allem eine sehr gelungene Geschichte – im Europacup waren die Rotblauen damals noch nicht derart regelmässig vertreten wie heute.

 

Diskussionen mit Georges Sobotka

 

In der Folgezeit kam es zwischen dem neu engagierten FCB-Trainer Georges Sobotka und Mike Speidel zu Meinungsverschiedenheiten. Der als aktiver Fussballer hoch dekorierte Tschechoslowake sah es nämlich gar nicht gerne, dass sein Schützling Speidel neben Fussball auch noch Eishockey spielte. Er wollte ihm auch mehr Lohn offerieren, damit er dem Puckjäger-Sport definitiv adieu sagt. Aber der Fussballprofessor aus dem Osten hatte nicht mit Mike Speidels Hartnäckigkeit gerechnet. Für den polyvalenten, nie um einen Spruch verlegenen Angreifer war klar: Er wollte weiterhin sowohl mit dem Lederball jonglieren als auch mit der Hartgummischeibe losdribbeln. „Wegen Sobotka musste ich von Basel fort“, bekennt Mike Speidel heute ohne Groll.

 

Nach einer gewissen Zeit des Überlegens wechselte er ab Sommer 1962 ins Welschland. Dort hatte er die Möglichkeit, bei Cantonal Neuchâtel Fussball zu spielen und bei den Young Sprinters Neuchâtel im Eishockey auf Puckjagd zu gehen. Beide Teams figurierten zu diesem Zeitpunkt notabene ebenfalls in der höchsten Spielklasse. Am Neuenburgersee fand der gelernte pharmazeutische Analytiker dann auch zu seinem neuen Beruf in der Werbebranche. Der 82-jährige, der auch lange Jahre im Trainerfach tätig war, fiebert noch heute immer mit seinen beiden Basler Herzensclubs mit und wünscht ihnen für die Zukunft alles Gute. Und eins ist ihm bewusst: Dass einer in beiden Sportarten – im Fussball und im Eishockey – auf höchster Ebene spielen und mithalten kann, das wird es in unserer modernen Zeit sicher nie mehr geben...

 

 

 

Steckbrief:

 

 

Name: Speidel

Vorname: Mike

Geburtsdatum: 26. Juli 1938

Position: Linker Flügel im Fussball, Center im Eishockey.

 

 

Vereine im Fussball:

 

 

Junioren: FC Concordia

FC Olten 1958 bis 1959

FC Basel 1893 1959 bis 1962

FC Cantonal Neuchâtel 1962 bis 1965

 

 

 

 

Vereine im Eishockey:

 

 

Binningen (1. Liga), Basel (1.Liga, NLB), Biel (NLB), EHC Basel (NLA), Young Sprinters Neuchâtel (NLA).

Einsätze in der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft. Während der einjährigen Sperre wegen Clubwechsels absolvierte Mike Speidel mit den Swiss Canadiens Freundschaftsspiele in ganz Europa.

 

 

Fussballtrainer beim FVR Rheinfelden und SV Laufenburg (Deutschland, 2. Amateurliga), Lörrach (1. Amateurliga), FC Badisch Rheinfelden (2. Amateurliga), Pratteln (2.Liga) und Old Boys (Junioren Inter A). Nationalliga-Diplom und J+S-Instruktor. Eishockeytrainer und Eishockeyspielertrainer unter anderem bei Moutier.

 

Farbfotos: Josef Zimmermann

 

Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020) und Kurt Stettler (9. Oktober 2020).

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