Mario Cantaluppi blickt auf den Aufstieg zurück

FC Basel 1893
Freitag, 03.05.2024 // 11:09 Uhr

Heute vor 30 Jahren, am 3. Mai 1994, sicherte sich der FC Basel 1893 mit einem 1:1 beim Étoile Carouge FC nach sechs Jahren in der Zweitklassigkeit den Wiederaufstieg in die damalige Nationalliga A. Zum Team, das diesen Erfolg feierte gehörte auch der aktuelle U21-Trainer des FCB, Mario Cantaluppi. Im Interview blickt er auf dieses emotionale Ereignis zurück.

Mario Cantaluppi, du warst vor ziemlich genau zwei Wochen im Stade de la Fontenette, als Trainer der U21 zu Gast bei Étoile Carouge. Gingen dir da die Bilder vom Aufstieg nochmals durch den Kopf? 
Mario Cantaluppi: Nein, ehrlich gesagt nicht, ich hatte den Fokus nun auf ganz andere Dinge gerichtet und der Aufstieg ist nun eben schon 30 Jahre her. Aber ich habe sehr schöne Erinnerungen an dieses Stadion und diesen Abend. Es wäre mir aber natürlich lieber gewesen, wir hätten den Aufstieg schon im Spiel davor zuhause gegen den FC Zürich klargemacht. 

Du sprichst das Spiel vor über 42‘000 Zuschauern im Stadion St. Jakob an. Auch wenn es mit dem Aufstieg dort noch nicht geklappt hat, hast du bestimmt auch schöne Erinnerungen an diese Partie. 
Ja wir waren schon in Partylaune und dann schiesst Haris Skoro in der 82. Minute den Ausgleich. Das war ein Dämpfer, aber diese Partie werde ich nie vergessen. 

Wie wohl auch den Führungstreffer, den du in der Anfangsphase erzielt hast? 
Gut, da war ein wenig Glück dabei, aber es war auf alle Fälle ein einmaliges Gefühl dieses Tor zu erzielen. Ich denke zwar nicht mehr so oft daran zurück, aber wenn dann mit viel Freude. Und das Internet vergisst, in diesem Fall zum Glück, nie. So kann man sich die Bilder ja immer wieder anschauen. 

Und wenn du dann an den Aufstieg zurückdenkst. Was kommt dir spontan in den Sinn? 
Es war eine feuchtfröhliche Nacht, ich hatte davor noch nie so viel Bier getrunken, davon gibt es ja Bilder. Besonders war natürlich auch, dass wir mit einem Flugzeug der Crossair von Genf nach Basel geflogen wurden. Und dann das Fest in der Stadt. Das hatte ich so nicht gekannt aus Zürich, auch nicht als ich zuvor mit GC Meister geworden war.

Kannst du uns schildern, wie es dort auf dem Flug zu und her gegangen ist? 
Auf dem Flug war es noch relativ ruhig. Speziell war, dass wir aus der Höhe das Fest in der Stadt gesehen haben. Richtig los ging es dann als wir vom Flughafen in den Limousinen in die Stadt chauffiert wurden und die Vorfreude auf das kommende Fest nochmals anstieg. Und als wir dann auf dem Barfi ankamen, sahen wir die vielen glücklichen Gesichter und bekamen ein erstes Mal ein Gefühl dafür, was wir für diese Stadt geleistet und welche Emotionen wir damit ausgelöst hatten. Aber eigentlich fühlte man sich immer noch wie einem Film, es vergingen dann noch ein paar Monate, bis ich wirklich realisierte, was wir erreicht hatten. Aber das war auch bei anderen Erfolgen so – wie zum Beispiel beim Meistertitel 2002. Ich durfte wirklich sehr viele, spezielle, emotionale Momente mit dem FCB erleben. 

Kannst du ein paar besondere Charaktere aus der Aufstiegsmannschaft beschreiben? 
Wir hatten ein tolles Team. Mir kommt spontan Örjan Berg in den Sinn, ein sehr besonnener, demütiger Mensch und ein Arbeiter auf dem Feld. Neben ihm spielte Admir Smajic, ein spezieller Charakter, aber er machte eine grandiose Saison, versprühte eine einmalige Genialität und fütterte die Offensive mit Philippe Hertig und Dario Zuffi. Unser Abwehrchef war Andi Meier, der mit Samir Tabakovic eine solide Abwehr bildete – vor Torhüter Stephan Huber. Unsere Aussenverteidiger Marco Walker und Massimo Ceccaroni muss ich ja nicht vorstellen. Wir hatten einen starken Zusammenhalt im Team und ich wurde als Neuer auch gleich herzlich aufgenommen. 

Und was kannst du uns zu Claude «Didi» Andrey erzählen? 
Er hatte mit diesem Team sicher nicht nur eine einfache Aufgabe, aber schaffte es aus verschiedenen Charakteren innert kürzester Zeit eine Einheit zu bilden. Er war ein Arbeiter und konnte Menschen mit seiner Ehrlichkeit abholen. Ein anderer wichtiger Baustein im Staff war sicherlich auch Gusti Nussbaumer. 

Nochmals zurück zur Aufstiegsfeier. Kannst du schildern, wo ihr bis in die frühen Morgenstunden überall wart? 
Wir blieben auf dem Barfi und landeten schlussendlich später in der Bodega. Dort ging einiges in die Brüche. Irgendwann bekamen wir die Erlaubnis uns selber zu bedienen. Wir feierten dann dort bis in die Morgenstunden, im zweiten Stock musste danach der Boden ausgewechselt werden, der durch die vielen Leute stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. 

Es dauerte danach zwar ein wenig, aber wie zu Beginn angesprochen, feierte der FCB dann ja unvergessliche Erfolge. Kann man die momentane Baisse, was die Platzierungen angeht, auch als Chance sehen? 
Ich denke schon, dass wir in Basel verwöhnt waren, was die Erfolge angeht. Das ist menschlich, dass man mit dem wiederkehrenden Erfolg abstumpft. Wenn der FCB das nächste Mal um einen Titel mitspielen wird, kommen wieder ganz andere Emotionen hoch – ähnlich wie damals. Davon bin ich überzeugt. Und ich bin ebenfalls sicher, dass wir das in nicht allzu ferner Zukunft wieder erleben werden.

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