FCSA reist für die Young Coach-Ausbildung nach Ecuador

FCSA
Donnerstag, 23.11.2023 // 11:00 Uhr

Einst sicherer Hafen in Südamerika hat sich die Situation in Ecuador sichtlich verschärft: Internationale Drogenkartelle haben Fuss gefasst, die Kriminalitäts- und Gewaltrate steigen, und all dies während das Land nach wie vor zahllose Schutzsuchende aus Kolumbien und Venezuela aufnimmt. Um jungen Erwachsenen eine Perspektive und Kindern ein sicheres Umfeld bieten zu können, bildet die Football Club Social Alliance (FCSA) 45 sogenannte Young Coaches aus. Diese lernen nun strukturierte und sichere Fussballaktivitäten zu gestalten und über den Sport die Resilienz, Integration und die mentale Gesundheit der Kinder zu fördern.

Ecuador galt einst als eines der sichersten Länder in Südamerika, trotz seiner geografischen Lage an der Pazifikküste zwischen Peru und Kolumbien – den zwei grössten Kokainproduzenten der Welt. In den letzten Jahren hat sich die Situation jedoch zunehmend verschlechtert und das Land wurde zu einem der bedeutendsten Akteure im globalen Drogenhandel. In der Folge hat dies eine Welle der Gewalt ausgelöst, die das Leben von Millionen von Menschen in Ecuador grundlegend verändert hat: Entführungen, Überfälle, Rekrutierungen von Kindern und Jugendlichen in kriminelle Banden, sowie eine steigende Mordrate im ganzen Land sind in vielen Teilen des Landes an der Tagesordnung. Höhepunkt der Gewaltwelle war im August die Ermordung eines Präsidentschaftskandidaten auf offener Strasse in der Hauptstadt Quito.

Nichtsdestotrotz – oder vielleicht genau deswegen – zeigt Ecuador nach wie vor grosse Solidarität mit Schutzsuchenden aus Kolumbien und Venezuela. Über 450'000 Flüchtlinge und Migrant:innen leben zur Zeit im Land und viele von ihnen sind auf die Unterstützung von Institutionen und Organisationen wie dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) angewiesen.

In Anbetracht dieser Tatsachen bildet die Football Club Social Alliance zusammen mit UNHCR und der lokalen Partnerorganisation FUDELA (Fundación de las Americas para el Desarrollo) 45 Young Coaches in Ecuador aus. Sie sollen lernen, wie sie den Kindern in ihren Communities ein sicheres Umfeld bieten und über den Sport Resilienz fördern sowie Werte wie Inklusion, Ehrlichkeit und Freundschaft vermitteln können.

Resilienz und Kinderschutz durch Fussball

Das erste Modul der Young Coach-Ausbildung in Ecuador fand vom 15.bis 19. November in Ibarra statt. Willy Schmid vom FC Basel 1893, Abigail Looi vom SV Werder Bremen, Peter Quast von Bayer 04 Leverkusen und Kai Brock vom FC Schalke 04 reisten als Instruktor:innen für die FCSA in die Stadt unweit der Kolumbianischen Landesgrenze, um 45 Young Coaches aus zehn verschiedenen Provinzen auszubilden.

Es ist eine Gruppe sehr motivierter Young Coaches, die in verschiedenen Gebieten tätig und auch mit verschiedenen Problematiken konfrontiert sind – sei es Kriminalität, Zugang zur Schule, oder fehlende Arbeitsmöglichkeiten. Aber sie sind alle sehr positiv eingestellt und man sieht, dass sie hier etwas lernen wollen – nicht nur im fussballerischen Bereich, sondern auch fürs Leben, im Sozialen, und für ihre Aufgaben in ihren Organisationen.
Willy Schmid

Während die Young Coaches – ein Drittel von ihnen Kolumbianer:innen und Venezolaner:innen – zu Beginn des Moduls vor allem praktische Einheiten zu den Themen der Trainingsgestaltung und pädagogische Inputs zur Arbeit mit Kindern erhielten, lag der Fokus in der zweiten Hälfte auf sozialen Aspekten: Sie lernten, wie sie als Trainer:innen Resilienz fördern und ein inklusives und lehrreiches Umfeld für Kinder schaffen können.

Die Young Coaches konnten das Gelernte dann direkt anwenden: In einer ersten Trainingseinheit mit über 200 Kindern einer lokalen Schule konnten sie sich in der Trainingsgestaltung und -durchführung üben. Beim Abschlussfestival am Sonntag brachten die Young Coaches knapp 100 Kinder aus dem Grenzgebiet Kolumbiens zusammen und zeigten ihnen, dass Fussball mehr als nur ein Sport sein kann.

Die praktischen Einheiten auf dem Platz wurden mit einem Kinderschutz-Workshop des UNHCR und einem Workshop zum Thema „Resilienz, Sport und Mentale Gesundheit“ von Abigail Looi, Sportpsychologin beim SV Werder Bremen, ergänzt. Die Young Coaches starten nun direkt mit dem virtuellen zweiten Modul, welches die Themen weiter vertieft und sie auf das dritte und letzte Modul im März 2024 vorbereitet. 

Das erste Modul der Young Coach-Ausbildung wurde von den FCSA-Clubs und Scort in enger Zusammenarbeit mit dem UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) und dem lokalen Implementierungspartner FUDELA durchgeführt und von der Fondation Botnar unterstützt.

Ich habe mich sich sehr gefreut, im Namen des UNHCR Sportskoordinations-Teams die Young Coach-Ausbildung in Ibarra, Ecuador zu besuchen. UNHCR freut sich, mit Scort für die Umsetzung dieser Young Coach-Ausbildung zusammenzuarbeiten, da es sich um ein professionelles Programm handelt, welches ein wichtiger Katalysator für die Entwicklung von Schutzmassnahmen durch den Fussball weltweit ist.
Stephen Reynard, UNHCR Sportskoordinations-Team in Genf
Mit Scort, FUDELA und UNHCR haben wir hier eine sehr starke Allianz an Partnern. Hinzu kommen die Instruktor:innen aus den professionellen Clubs in Europa. Dass sie hierherkommen, um ihr Wissen mit unseren Leadern zu teilen, ist unglaublich wertvoll und hilft den Young Coaches, ihre Fähigkeiten und ihre Erfahrungen in der Arbeit in den verschiedenen Provinzen zu stärken. Sport in ihre Communities zu bringen ist vital. Er kann helfen, die Kinder aus dem sozialen Stress, welchen sie in vielen Provinzen tagtäglich erleben, rauszuholen.
Diana Lascano, Lokale Koordinatorin FUDELA
In der Stadt, in der ich lebe, ist es ziemlich schwierig mit der Sicherheit. Die Gewaltrate ist hoch. (…) Ein Kind fragte mich, ob ich neue Sachen machen kann, neue Aktivitäten, neue Methoden, weil sie die gleichen Spiele satthaben. Als ich von diesem Projekt erfuhr, wollte ich daran teilnehmen und erinnerte mich an die Worte des Kindes, und das war die beste Motivation, hier teilzunehmen. Nun bin ich begeistert und möchte in meine Community zurückkehren und all die Aktivitäten und das, was ich hier gelernt habe, anwenden.
Adriana, Young Coach
Ich habe hier viel von den Instruktor:innen gelernt, aber auch von den anderen Teilnehmenden, zum Beispiel von den Personen aus demselben Zimmer oder während den Mahlzeiten. Wir tauschen Ideen aus und man kann vom Wissen, das sie besitzen, profitieren. Ich habe hier Menschen mit grossen Qualitäten bezüglich menschlicher Seite kennengelernt.
Maverick, Young Coach
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