Wie «IRIS blindsoccer» zum FCB-DreamTeam kam

Bewusst Rotblau
Freitag, 01.09.2023 // 10:39 Uhr

In der Schweiz leben rund 377‘000 sehbeeinträchtigte Menschen. Viele Blinde und sehbeeinträchtigte Menschen üben die verschiedensten Sportarten aus. Sie fahren Ski oder joggen mit einer Begleitperson und zum Radfahren mit Tandems gibt es einen Piloten – viele spielen auch Blindenfussball.

Blindenfussball ist eine junge Sportart und hat ihren Ursprung in Brasilien. In Südamerika, England und Spanien wird teilweise seit den 1960er-Jahren organisiert gespielt. Die Sportart ist sehr anspruchsvoll, schnell sowie körperbetont und verlangt ein exzellentes Gehör, Orientierungssinn, Konzentrationsfähigkeit, Intuition und Körperbeherrschung. Blinde Fussballer:innen führen den Ball eng am Fuss, so kann dieser ständig taktil wahrgenommen werden.

Während der Blindenfussball weltweit zu einer der beliebtesten Sportarten für Menschen mit Sehbeeinträchtigung geworden ist, sind wir in der Schweiz von einem Meisterschaftsbetrieb noch weit entfernt. Hierzulande wird Fussball für Blinde und Sehbeeinträchtigte noch mehrheitlich als Spielplatzspiel für Kinder und Jugendliche in Sonderschulen für Sehbeeinträchtigte gespielt und trainiert.

Was im Moment noch in der gesamten Schweiz fehlt, ist ein geeignetes Spielfeld mit den offiziellen Abmessungen und einem Kunstrasen, der für den Blindenfussball eine unerlässliche Voraussetzung ist. Sport ist aber gerade auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung ein wichtiger Teil, sich wohl zu fühlen, in die Gesellschaft integriert zu sein und Anteil an Freizeitaktivitäten zu haben.

Lange gab in der Schweiz lediglich das Nationalteam der «Swiss Blind Soccer Association» (SBA) bestehend aus Spielern aus der frankophonen Schweiz, das regelmässig an internationalen Turnieren teilnimmt. In der zweiten Hälfte des Jahres 2022 traf sich aber auf den Sportanlagen St. Jakob erstmals eine Handvoll Sehbeeinträchtigte und ging unter der Leitung eines langjährigen und engagierten Fussballtrainers und mit Unterstützung einer Guide, die selbst auch jahrelang begeistert Fussball gespielt hat, der schönsten Nebensache der Welt nach. Und in der Folge wurde aber unter der Leitung von Roman P. Wipfli das Fussballteam «IRIS blindsoccer» gegründet, dass im März 2023 dann mit grosser Freude und Begeisterung ins FCB-DreamTeam integriert wurde. Seither findet wöchentlich ein gemeinsames Training in der Clara Turnhalle in Basel statt.

Noch steckt der Blindenfussball in der Schweiz in den Kinderschuhen. Die Integration von «IRIS Blindsoccer» ins FCB-DreamTeam war aber ein erster wichtiger Schritt zur Förderung des Blindenfussballs im Raum Basel. Vielleicht auch einer, der hilft einen geeigneten Platz in der Region und Fördergelder für die Instandstellung eines Blindenfussballfelds nach offiziellen Massstäben zu erstellen, um den Blindenfussball in Basel nochmals auf eine neue Stufe zu stellen.

Blindenfussball kurz erklärt

Beim Blindenfussball treten zwei Mannschaften mit je fünf Spieler:innen gegeneinander an, auf Kunstrasen oder in der Halle. Die vier Feldspieler:innen sind blind oder haben noch einen geringen Sehrest. Eventuelle Unterschiede werden durch Verdunklungsbrillen ausgeglichen. Einzig die Torhüter:innen dürfen sehen, allerdings müssen diese in ihrem engen 1-Meter-Torraum bleiben und dürfen den Ball auch nur dort annehmen. Die Akteur:innen spielen nach ihrem Gehör und ihrem Orientierungssinn, weshalb der Ball eingebaute Rasseln hat. Das Spielfeld misst 20x40 Meter und die Längsseiten sind durch Banden begrenzt, welche der Orientierung und somit dem Spielfluss dienen. Die Spielzeit beträgt 2x20 Minuten. Jeder gegnerische Spieler, der sich dem Ballführenden Spieler nähert, muss sich mit «voi»- Rufen (Spanisch für: «ich komme») bemerkbar machen, was ebenso der Orientierung dient und Zusammenstössen vorbeugt. Das Feld ist in drei Zonen aufgeteilt (Defensivzone 12 m, Mittelzone 20 m, Offensivzone 12 m). Der Torwart, der Trainer und die Guides hinter dem gegnerischen Tor, dürfen ihre Anweisungen jeweils nur in der für sie fest definierten Zone geben.

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