Peter Nadig – turmhoch, knallhart und abschlussstark
Porträt
Samstag, 31.12.2022 // 09:30
Uhr
Beim FC Gundeldingen und beim FC Basel 1893 hatte er einst seine Karriere lanciert. Das war in den achtziger Jahren. Doch obwohl Peter Nadig in einer schwierigen Phase vor kleinem Publikum für den Rotblauen auf Torejagd und Punktejagd ging, denkt er immer wieder gerne an diese Zeit im Joggeli zurück. Später wechselte er zum FC Luzern und kam dort zu Meisterehren und zu einem ebenso wertvollen Cuperfolg. Heute wohnt er in Kriens und ist von Beruf Fahrlehrer. Seit 27 Jahren lehrt er jungen Menschen ein verantwortungsvolles Verhalten im Strassenverkehr – mit grossem Erfolg.
Der FC Basel hat in seiner über 125-jährigen Geschichte sicher erfolgreichere Zeiten erlebt als die achtziger Jahre. Damals wirkten die Männer von Ernst-August Künnecke, Urs Siegenthaler und später Helmut Benthaus in der Nationalliga A, aber sie gondelten immer in den hinteren Tabellenregionen herum. Zwischen 1983/84 und 1987/88 hatte das einst riesige Publikumsinteresse spürbar nachgelassen. Als beste Zuschauerzahlen registrierte man damals 10’000 gegen Servette, 6’000 gegen Aarau, 12’800 gegen Luzern, 12’000 gegen YB und 10’000 gegen Luzern. Noch trauriger sahen die Minusrekorde in jener Zeit aus: 2'000 gegen Bellenz, 1'500 gegen Winterthur, 853 gegen Baden, 1’300 gegen Sion und 1’400 gegen die Old Boys. Peter Nadig rutschte just in dieser Zeit ins Eins des FC Basel hoch.
Peter Nadig arbeitet heute als Fahrlehrer bei der Firma Stadelmann in Malters.
Aufgewachsen ist Peter Nadig, das Kind eines Vaters aus Flums und einer Mutter aus dem Elsass, im Gundeldinger Quartier. Auch ein Karli Odermatt hatte früher im südlichen Basel seine ersten Matches ausgetragen. Beim FC Gundeldingen hatte Peter Nadig gute Kameraden und genoss das Toreschiessen in vollen Zügen. Auch in der Nordwestschweizer Auswahl gelangen dem grossgewachsenen, körperlich starken Burschen die Treffer fast wie nach Belieben.
Als er bei den C-Junioren angelangt war, sagte ihm sein Vater: «Wenn Du mehr willst als in den unteren Ligen Fussball zu spielen, musste Du jetzt den Verein wechseln.» Gesagt-getan. Der Gundeli-Torjäger durfte an einem Sommerturnier mitmachen und buchte auch dort wieder reihenweise Treffer. Von da an war sein Weg vorgezeichnet. Der FC Basel klopfte bei ihm an. «Diesen Entscheid musste ich nicht ganz allein fällen. Mein Vater, von Beruf Polier bei der Firma Züblin, hat mich in meinen Bestrebungen immer unterstützt. Er war aber auch gleichzeitig einer meiner grössten Kritiker.»
Topspieler und Uhrencup-Erfolge
Wenn der heute 57-jährige nachdenkt, wer damals alles in der ersten Mannschaft der Rotblauen mitgewirkt hat, dann kommt er ins Schwärmen. «Dominique Herr war da, Fredy Grossenbacher, Adrian Knup, Ertan Irizik (mit familiärer Verbindung zu den später berühmt gewordenen Yakin-Brothers) und Thomas Hauser. Ich war damals in der Lehre als Automechaniker. Noch während der Lehre durfte ich ins Trainingslager mitreisen. Ernst-August Künnecke war Trainer, unter den arrivierten Spielern befanden sich Erni Maissen, Jörg Stohler, Jean-Pierre Maradan und Serge Gaisser.» Sein erstes Tor erzielte Peter Nadig seinerzeit gegen FCZ-Goalie Karl Grob, sehr zur Freude des rotblauen Anhangs.
Schussgewaltig und kopfballstark – so kannten die Fans in Basel und Luzern ihren Peter Nadig.
Neunter, Achter, Zehnter, Zwölfter und Elfter wurde Peter Nadig mit seinen Freunden in diesen Jahren. 1987/88 musste man als Elfter an der Auf-/Abstiegsrunde teilnehmen, dort landete man auf dem kläglichen fünften Schlussrang, der Abstieg war Tatsache geworden. Zu Meister- oder Cupehren im rotblauen Trikot reichte es dem 1.90 Meter grossen Peter Nadig unter diesen Voraussetzungen leider nie. Immerhin gewann Basel damals dreimal den Uhrencup in Grenchen. Der Uhrencup war ein charmantes kleines Sommerturnier, allerdings ohne offiziellen UEFA-Status. 1983 siegte der FCB gegen Zürich mit 1:0 (Tor: Maradan), 1986 gewannen die Rotblauen gegen GC mit dem gleichen Resultat (Tor: Nadig) und 1988 resultierte ein 3:0 über Grenchen (Tore: Ralph Thoma, Lucio Esposito (2)). Das waren kleine Strohfeuerchen, aber die «Na-na-na-na»-Gesänge der Basler Anhängerschaft zu den grossen Zeiten waren längst verhallt.
Beim FCB bis zum Abstieg
Wie bereits erwähnt, machte der FCB in jenen Jahren eine regelrechte Talfahrt durch. Auf hart erkämpfte Siege und mühsame Unentschieden folgten immer öfter auch Niederlagen. Diese Pleiten kamen übrigens nicht nur gegen Spitzenteams, sondern auch gegen die Equipen aus dem breiten Mittelfeld und sogar gegen Abstiegskandidaten zustande. Nichts lief mehr zusammen. Das Vereinsschiff mit der rotblauen Fahne befand sich auf hoher See. Es war leckgeschlagen und schlingerte immer wieder gewaltig. Die Fans blieben zuhause – und das heisst einiges in Basel, in einer Stadt, in der sonst die treusten der treuen Fans zu Hause sind. Im riesigen Betonkessel des alten Joggeli, noch zu Beginn der achtziger Jahre, Schauplatz von Siegen gegen Roter Stern Belgrad und Club Brügge, zog langsam aber sicher die Tristesse ein.
Dabei mangelte es dem FCB nicht an fussballerischem Können. Aber es fehlte überall das Geld. Man musste den Gürtel enger schnallen – und so konnte man beispielsweise zusätzlich zu den vielen Jungtalenten keine erfahrenen Akteure mehr verpflichten. Nach einer regelrechten «Horror-Phase» (Originalton Nadig), während der der Lohn etwa drei Monate nicht überwiesen wurde, entschloss sich Peter Nadig zu einem Transfer innerhalb der Nationalliga A. Der FC Luzern, der damals vom legendären Romano Simioni präsidiert wurde, war Nadigs nächste Station. Bei den Vertragsverhandlungen sass er höchstpersönlich und ohne Spielerberater am Tisch.
«Ho-Ho-Hopp Lozärn»
Als der durchschlagkräftige Stürmer in die Leuchtenstadt wechselte, war der FC Luzern bereits in aller Munde. Friedel Rausch war dort Trainer, die durch ihn entfachte Euphorie war riesig. Peter Nadig kam in eine Mannschaft hinein, die mit Wehrli, Kaufmann, Mohr, Gretarsson, Marini & Co. recht gut besetzt war. Und dass die Lozärner Fans bei Bedarf rüüdig Gas geben können, das begann sich in diesen Jahren langsam herumzusprechen. Auf der alten Allmend herrschte Ausnahmezustand, wenn die Blauweissen loslegten, und mit viel Gemeinschaftsgeist konnten die Leute aus der Zentralschweiz zwar nicht an Rigi oder Pilatus rütteln, aber dann letztlich doch im übertragenen Sinn buchstäblich Berge versetzen.
Peter Nadig galt als trainingsfleissig. Oft hat er nach einem harten Training noch Kopfbälle und Torschüsse geübt.
Mit diesem Team erreichte Nadig dann seine Karriere-Highlights. Schweizer Meister wurde er mit Luzern, und dann auch Cupsieger. Nach der Meisterfeier wurde er von den Fans auf Händen bis zum Teambus getragen. Als Stürmer erzielte Nadig damals in der Finalrunde in 14 Spielen neun entscheidende Tore. «Das war Finalrunden-Rekord», präzisiert er. «Insgesamt – über die ganze Saison hinweg gerechnet – hat Kalle Rummenigge am meisten Treffer totalisiert.» Ganz für sich allein beanspruchen durfte er dann den Titel Fussballer des Jahres, welcher in dieser Epoche noch durch Trainer und jeweils zwei Spieler pro Team bestimmt wurde. Auch im Europacup hat Peter Nadig tolle Zeiten erlebt, etwa mit Spielen gegen PSV Eindhoven (mit Romario und Sören Lerby) und gegen Feyenoord Rotterdam.
Immer noch pro Basel und Luzern
Auch heute noch ist Peter Nadig sehr an Fussball interessiert. Er verfolgt viele Spiele und freut sich an internationalen Top-Stürmern wie Lewandowski, Ronaldo, Mbappé, Neymar, Messi und wie sie alle heissen. Doch wenn Basel und Luzern spielen, dann schaut der in Kriens, am Fusse des Pilatus, wohnende Ex-Fussballer gerne live in der Swisspor-Arena zu. Die Resultate seiner einstigen Clubs verfolgt er nach wie vor sehr aufmerksam.
Noch heute verfolgt Peter Nadig mit grossem Interesse alle nationalen und internationalen Resultate seiner einstigen Clubs Basel und Luzern.
Was muss ein erfolgreicher Stürmer denn mitbringen um national oder sogar international für Furore zu sorgen? «Er muss vielseitig sein, schussgewaltig und kopfballstark. Für gewisse Dinge muss man einfach Talent mitbringen. Man muss auch das Spiel lesen lernen und bei hohen Flanken instinktiv spüren, wo das ‹Bälleli› hingehen könnte.» Besonders wichtig ist laut Nadig die harte Arbeit im Training: «Ich habe oft im Anschluss ans Training in Sonderschichten mit Trainer Rausch noch zusätzlich Flanken und Kopfbälle geübt. Solche Dinge können im entscheidenden Moment dann den Unterschied zwischen gut und sehr gut ausmachen.»
Fahrlehrer mit grosser Passion
Bereits gegen Ende seiner Fussballkarriere hatte sich Peter Nadig sorgfältig für die Zeit nach dem Profifussball vororientiert. Als gelernter Automechaniker war sein Weg Richtung Fahrlehrer nur folgerichtig. Zwei Jahre arbeitete er als Selbständigerwerbender. Unterdessen ist er bei der Fahrschule Stadelmann AG in Malters als Fahrlehrer tätig, und dies schon seit 27 Jahren. Besondere Freude bereiten ihm die in regelmässigen Abständen organisierten Autofahrlager, in denen er und seine Kollegen ihren jungen Schützlingen die ganze Palette von Autofahren bis zu Lastwagenfahren anbieten können und in denen auch der vielbeschworene Fun-Faktor nie zu kurz kommt. Auf diese Art und Weise erlernen angehende Autofahrer und Autofahrerinnen mit dem umsichtigen Topskorer Peter Nadig auf dem Beifahrersitz das verantwortungsvolle Verhalten im Strassenverkehr.
Name: Nadig
Vorname: Peter
Geburtsdatum: 20. Februar 1965
Nationalität: Schweizer
Position: Mittelfeldspieler und Stürmer
Vereine:
FC Basel 1893: 1983-1988
FC Luzern: 1988-1995
119 Spiele, 47 Tore für den FCB
Erfolge:
Schweizer Meister 1989 mit dem FC Luzern
Cupsieger 1992 mit dem FC Luzern
Uhrencupsieger 1983, 1986 und 1988 mit dem FCB
27 Länderspiele
Peter Nadigs Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken
Bisher porträtierte Spieler
Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019), Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022) und Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022).
Text: Lukas Müller
Farbfotos: Manuel Geisser