Die Electronic Sports League ist das grösste eSports-Unternehmen der Welt mit Sitz in Köln. Bei der renommierten ESL-Meisterschaft ermitteln dreimal jährlich die zehn besten Spieler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz den Meister der Fussballsimulation „FIFA“. Um überhaupt zu den Top-Ten-Gamern zu gehören und um die Meisterschaft zu spielen, muss sich ein Spieler über die 2. Division, die sogenannte „Major Ladder“, qualifizieren. Dabei gibt es unter hunderten Spielern der DACH-Region nur einen Direktaufsteiger und zwei Barrageteilnehmer, die gegen den Vor- und Drittletzten der ESL-Meisterschaft um Auf- und Abstieg kämpfen.
In der Barrage für die Wintermeisterschaft war Tim Katnawatos Ende August eigentlich an Erhan „Dr. Erhano“ Kayman vom VfB Stuttgart gescheitert. Aber eben nur eigentlich. Denn am 2. Oktober 2017, dem Auftakt zur Wintermeisterschaft, überschlugen sich die Ereignisse. Zunächst gab Tim „Tim Latka“ Schwartmann vom FC Schalke 04 am Vormittag seinen Rückzug aus der Meisterschaft bekannt. Der vakante Platz sollte in einer kurzfristig angesetzten „Spezial-Barrage“ unter den beiden Spielern ausgespielt werden, die im August noch in der regulären Barrage gescheitert waren. In diesem Duell behauptete sich Katnawatos gegen Tim Latkas Teamkollegen Lukas „Idealz“ Schmandt und nahm wenige Stunden später am 1. Spieltag mit 6:0 und 3:1 sogleich erfolgreich Revanche an „Dr. Erhano“ für die seinerzeit verlorene Barrage.
11 Siege in 16 Spielen
Mit elf weiteren Siegen in den verbleibenden 16 Sielen der regulären Saison und einem 3:0 in der „best-of-five“-Halbfinalserie gegen Cihan Yasarlar von RB Leipzig katapultierte sich „The StrxngeR“ ins grosse Finale gegen „TimoX“. Der Top-Star der Wolfsburger war der einzige Akteur, gegen den Katnawatos in der regulären Saison keine der beiden Direktbegegnungen für sich entscheiden konnte.
Doch dass das alles nur Makulatur war, bewies der FCB-eSportler gleich im ersten Spiel der „best-of-five“-Serie, als er dem offensivstarken Siep keine nennenswerte Torchance gestattete und glatt mit 3:0 gewann. In Spiel 2 zeigte der Wolfsburger dann sein grosses Können und drehte den Spiess mit einem 2:0-Erfolg um. Kurios wurde es anschliessend in Spiel 3, als technische Probleme beim Gameplay für einen längeren Unterbruch sorgten. Tim Katnawatos kam mit der Zwangspause besser zurecht und sicherte sich mit einem bärenstark herausgespielten 4:1-Sieg zwei Matchbälle.
Sieg im Elfmeterschiessen
Spiel 4 war dann ein echter Thriller auf allerhöchstem Niveau, bei dem sich beide Kontrahenten nichts schenkten. Katnawatos ging trotz zweifacher Führung mit einem 2:3-Rückstand in die Halbzeit, den er im zweiten Abschnitt egalisieren konnte. Da auch die dramatische Verlängerung keine Entscheidung brachte, kam es zum Showdown im Penaltyschiessen. Dort hatte Katnawatos die besseren Nerven und mit 3:1 das glücklichere Ende für sich – der Titel für den Aufsteiger war damit perfekt.