Katja, du bist im Sommer von Leipzig nach Basel gewechselt. Wie hast du dich am Rheinknie eingelebt?
Sehr gut! Viel Zeit gab es ja anfangs nicht, aber mehr und mehr habe ich viele schöne Orte kennengelernt und auch neben dem Fussballplatz die schöne Schweiz erkundet. Ich fühle mich hier sehr wohl.
Wie beurteilst du das Niveau der Axa Women’s Super League (AWSL) im Vergleich zu Deutschland oder Schweden, wo du als Trainerin ebenfalls schon Erfahrungen gesammelt hast?
Wie in jeder Liga zeichnen sich zwei bis drei sehr starke Teams ab. So auch hier in der Schweiz. Mit Servette, dem FCZ und GC haben wir qualitativ gut gerüstete Vereine, die über ein breites Kader und viel Erfahrung verfügen. In der deutschen ersten Liga ist das Gefälle aktuell kleiner geworden und die Aufmerksamkeit ist erstaunlich gewachsen. Das wünsche ich mir auch für den Schweizer Fussball.
Die Play-offs scheinen für dein Team nicht in Gefahr, aber die erste Saisonhälfte war durchwachsen. Wie sieht deine Bilanz aus?
Durchwachsen trifft es gut. Wir haben eine gewisse Anlaufzeit benötigt. Als wir uns dann gut und erfolgreich eingespielt hatten, kamen viele Verletzungen und Krankheiten dazu. Das hat uns wieder einen Schritt zurückgeworfen, aber in diesem Team schlummert etwas und dies gilt es in der Rückrunde herauszukitzeln.
Du hast von deinem Team vor dem Saisonstart einen am Ballbesitz orientierten, dominanten Spielstil mit gezielten Tempowechseln und hohem Pressing gefordert. Wie gut hat das Team dies deiner Meinung nach umgesetzt?
Ich bin mit der aktuellen Art und Weise unseres Spiels ganz zufrieden. Unser hohes, aggressives Pressing, gepaart mit gezielten Umschaltmomenten, konnten wir gut umsetzen. Lediglich der Mut im Ballbesitzspiel und die Geduld ist noch etwas fehleranfällig. Darauf werden wir weiterhin einen Schwerpunkt legen müssen.
Besonders in den letzten Partien hatte das Team mit viel Verletzungspech zu kämpfen. Wie handhabt man als Cheftrainerin eine solche Vielzahl an Ausfällen und wie können die länger Verletzten Spielerinnen in der Rückrunde kompensiert werden?
Zum einen ist es wichtig, Ruhe zu bewahren und den Spielerinnen, die bis dato weniger Spielzeit hatten, Vertrauen zu schenken. Diese Mädels haben ihre Chance sehr gut angenommen. Am letzten Spieltag haben wir mit zwei Spielerinnen in der Innenverteidigung gespielt, die dieses Spielerinnenprofil hervorragend ausgeführt haben, obwohl sie potenziell eine andere Position ausüben. Ausserdem war die Zusammenarbeit mit der U19 entscheidend, um den Trainingsbetrieb am Laufen zu halten und um am Spieltag überhaupt wettbewerbsfähig zu sein. In der Hinrunde konnten gleich vier Juniorinnen einen Ersteinsatz in der AWSL verbuchen. Das ist doch eine gute Auszeichnung für unsere Nachwuchsarbeit. Da die Winterpause sehr lang ist und die angeschlagenen Spielerinnen diese Zeit selbstverständlich nutzen werden, denke ich, dass wir zum Rückrundenstart mit einigen Rückkehrerinnen rechnen dürfen.
Die Teams aus Zürich und Spitzenreiter Servette zeigten eine fast makellose Hinrunde. Was fehlt dem FCB, um auch derart konstant gute Resultate abrufen zu können?
Es stimmt, dass wir noch nicht diese Konstanz vorweisen können. Gleichzeitig ist dies aber etwas, das mit der Zeit kommt. Im Sommer hatten wir einen guten, aber verhältnismässig grossen Umbruch. Es gab einige Spielerinnenwechsel sowie eine neue Trainerin. Das braucht Zeit.
Wo legst du die Schwerpunkte in der Vorbereitung auf die Rückrunde?
Wir wollen uns als Team weiter stärken. Ich möchte eine gewisse Lockerheit und Freude hineinbringen, um die schweren Aufgaben auch in stressigen Momenten unter Druck erfolgreich zu meistern.
Natürlich legen wir einen weiteren grossen Schwerpunkt auf das Spielerische – besonders auf das Spiel mit dem Ball. Auch athletisch haben wir etwas aufzuholen und werden in diesem Bereich weiterhin Vollgas geben.
Was sind deine Ziele mit dem Fanionteam?
Ich möchte das Maximum aus diesem Team herausholen. Wir wollen uns weiter festigen und mehr von diesen Partien, wie gegen GC (5:4-Auswärtssieg vom 15. Oktober 2022) sehen. Es wird darauf ankommen, Leistungen wie diese Woche für Woche abzurufen.