Beim FC Winterthur unter Trainer Willy Sommer ging Eigil Nielsen sein erstes Ausland-Engagement ein. Auf der Schützenwiese avancierte er schnell zu einem der wichtigsten Spieler. Im Team mit Hans Küng, Ernst Meyer, Herbert Dimmeler und Hilmar Zigerlig, dem später auch Roland Paolucci, Kurt Grünig und Peter Risi angehörten, fiel er durch seinen leichtfüssigen Laufstil und durch seine temperierten Pässe auf. Immer wieder gelangen ihm auf Freistösse und durch Schüsse aus der zweiten Reihe wichtige Tore. Insgesamt traf er für Winterthur in 54 Spielen 13 Mal. Ein Erfolg in Form eines Titels blieb ihm jedoch trotz zweimaligen Einzugs in den Ligacup-Final noch verwehrt. Doch dann kam der Tag, an dem der FC Basel anklopfte. Basel war nach den all den Erfolgen in der Benthaus-Ära zum damaligen Zeitpunkt eine der besten Adressen im Schweizer Fussball. Eigil Nielsen unterschrieb beim FCB: Er wusste: „Jetzt beginnt ein neues Kapitel“.
Rotblau – die neue Lieblingsfarbe
So tauschte dieser geniale Techniker nun also das beige Leibchen mit den zwei züngelnden Löwen und den drei rostroten Streifen gegen das leuchtende rotblaue Leibchen ein. Eigil Nielsen kam nach Basel, zum FCB, bei dem sich zu der Zeit bekanntlich alles um Karli Odermatt drehte. Karli war als Captain die Seele des Teams. Er war in Basel auch für Freistösse und Weitschüsse zuständig. Wenn er gut spielte, lief es dem Team phantastisch. Nach den Spielen im alten Joggeli standen die Buben scharenweise bei Karli für Autogramme an. Und so musste der zurückhaltende Nielsen in seiner ersten Saison etwas zurückstehen. Im Cupfinal 1975 dann durfte er an der Seite von Karli Odermatt mittun. An Einzelheiten aus dem Cupfinal FC Basel-FC Winterthur erinnert er sich zwar nicht mehr, aber schon allein der Gewinn der begehrten Sandoz-Trophäe war für ihn eine Riesensache. Nachdem Karli Odermatt den FCB auf die Saison 1975/76 hin verlassen hatte, trat der technisch versierte Eigil Nielsen gemeinsam mit seinen Teamkollegen Markus Tanner und Arthur von Wartburg die schwere Nachfolge an. Als die Rotblauen am Ende der Saison 1976/77 dank dem eingangs geschilderten Prachtstor im alles entscheidenden Spiel den goldenen Meisterbecher in die Stadt zurückbrachten, kannte die Begeisterung zwischen Rheingasse, Barfüsserplatz und Spalentor keine Grenzen mehr.
Bester ausländischer Spieler in der Schweiz
Wie erklärt sich der dänische Altstar, der in der Meistersaison im Mittelfeld Regie führte und insgesamt für den FCB in 133 Partien 27 Goals erzielte, diese wunderbaren Erfolge der Basler in jener Phase? „Wir hatten einen tollen Zusammenhalt in der Mannschaft“, resümiert er. „Zudem war der FC Basel ein sehr gut geführter Verein mit netten und kompetenten Leuten – vom Präsidenten Felix Musfeld bis hin zu Bruno Michaud. Auch die Betreuer der Mannschaft waren top.“ Eigil Nielsen wurde in dieser Meistersaison notabene erst noch zum besten ausländischen Spieler der Schweiz gekürt. Im Anschluss an seine Basler Zeit wirkte er noch eine Zeitlang beim FC Luzern. Leider wurde seine Karriere im Jahre 1981 durch einen Wadenbeinbruch mit Knöchelbänderriss im Spiel gegen St. Gallen abrupt gestoppt. Für ihn war damit die Fussballkarriere vorzeitig beendet.
Heute noch verfolgt der unterdessen 66-jährige die Geschicke des FC Basel am Fernsehen. „Normalerweise schaue ich Bundesliga, ich bin ein grosser Fan von Bayern München“, schmunzelt er. „Aber wenn der FC Basel spielt, schaue ich mir gerne diese Partien an“. Natürlich ist es bis nach Hjörring vorgedrungen, dass der FC Basel mit Daniel Hoegh vom Odense BK inskünftig wieder einen Dänen unter Vertrag hat. Eigil Nielsen freut sich sehr über diesen Transfer. Er kommentiert ihn wie folgt: „Der Transfer von Daniel Hoegh ist sicher ein vielversprechender Schachzug. Dieser junge Spieler kommt von Odense BK, einem hervorragend geführten Verein aus Dänemark. Odense BK war auch im Europacup engagiert und hat in der Saison 1994/95 sogar das Kunststück geschafft, das grosse Real Madrid auszuschalten.“
Fuerteventura und der EM-Titel
Von damals bis heute hat sich noch einiges mehr ereignet. So weilte Eigil Nielsen beispielsweise während immerhin zehn Jahren in Fuerteventura und genoss dort die Sonne und das Dolce far niente. Doch jetzt ist er zurück. Das Heimweh nach seinem geliebten Dänemark war letztendlich dann doch zu stark. Zu den schönsten Highlights zählt Eigil Nielsen als waschechter Däne natürlich Dänemarks Gewinn des Europameistertitels. „Das war eine einmalige Geschichte“, blickt er zurück. „Dänemark war ja eigentlich schon ausgeschieden, aber weil Jugoslawien wegen des Bürgerkriegs disqualifiziert wurde, rückten die Dänen in letzter Minute doch noch nach. Alle Spieler waren zu diesem Zeitpunkt schon in den Ferien. Sie mussten nochmals zusammengerufen werden. Und dann dies – der Erfolg über Deutschland im Final. Das ist nach wie vor unglaublich.“
Heute ist Eigil Nielsen pensioniert. Er schiebt dementsprechend eine ruhige Kugel. Das Sportgeschäft, welches er jahrelang führte, hat er verkauft. Dem FC Basel wünscht der sympathische, stets faire Sportsmann, der immer noch beneidenswert gut deutsch mit witzigem dänischem Einschlag spricht, für die Zukunft alles Gute. Wir dürfen darauf zählen: Eigil Nielsen wird bei den kommenden grossen Partien der Rotblauen bei sich zuhause in Nord-Dänemark am Bildschirm sitzen und in seiner ureigenen, ruhigen und gelassenen Art mit „seinen“ Baslern mitfiebern.
Der Kontakt mit Eigil Nielsen kam dank Torben Vandsted, dem Pressechef der Damenfussballmannschaft Fortuna Hjörring und Mitorganisator des Dana Cup zustande. Herzlichen Dank für die wertvolle Mithilfe!
Steckbrief:
Name: Nielsen
Vorname: Eigil
Geburtsdatum: 6. Dezember 1948
Beruf: Bankkaufmann, Fussballprofi, Sportartikel-Händler
Karriere:
Ab 1955 Hjörring IF (Junioren)
Ab 1966-69: Hjörring IF
1970-71: BK Kopenhagen
1971-74: FC Winterthur
1974-78: FC Basel
1978-80: FC Luzern
Erfolge: Cupsieger mit dem FC Basel 1975, Schweizer Meister mit dem FC Basel 1976/77, 23 Europacupspiele mit dem FC Basel, 6 Tore, insgesamt 133 Spiele und 27 Tore für den FC Basel, zweimal Ligacup-Finalist mit dem FC Winterthur, zehn Einsätze mit der dänischen Nationalmannschaft, Qualifikation für die Olympischen Spiele in München.
(Fotos: Kurt Baumli)