Papa Malick Ba: Jetzt Halbprofi in Mulhouse

Portrait
Mittwoch, 13.01.2016 // 11:02 Uhr

Das Porträt über Papa Malick Ba stellt die Fortsetzung einer Serie über ehemalige Spieler des FC Basel 1893 dar, die hier auf www.fcb.ch publiziert wird. Bisher wurden Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015) und André Sitek (13. November 2015) porträtiert.

Papa Malick Ba geht direkt auf die Menschen zu. Er ist pünktlich und zuvorkommend, hat ein gewinnendes, sympathisches Auftreten und wägt seine Worte mit Bedacht ab. Beim Interview mit fcb.ch fühlt sich der ehemalige FCBler in Basel schon nach wenigen Minuten wieder so wohl wie damals, als er noch im rotblauen Dress Fussball gespielt hat. Der frühere senegalesische Nationalspieler berichtet, wie er vom FC Basel 1893 via FC Nantes zum FC Mulhouse gekommen ist und wie seine Zukunftspläne aussehen.

 

In Pikine, einer anno 1952 gegründeten Satellitenstadt, die wenige Kilometer östlich der senegalesischen Millionenstadt Dakar liegt, ist Papa Malick Ba gross geworden. Sein Vater lebte im Stamm der Tukulor, seine Mutter bei den Lebou, der grössten Gruppierung im Land, bei den Ureinwohnern Senegals, wie Papa Malick Ba stolz betont. In den hin- und herwogenden Fussballpartien in seiner Heimat, bei denen jeweils sieben Akteure gegen sieben andere antraten, schuf er sich einen guten Namen als kampfstarker Spieler. Aus Tausenden von Jungen wurde der kleingewachsene und heute 1.76 Meter grosse Junior eines schönen Tages von Talentspähern ausgewählt. Zusammen mit rund 30 anderen Jugendlichen durfte er bei Juventus Dakar weitere Erfahrungen sammeln.

 

Als sich ihm dann die Gelegenheit bot beim Profiverein Club Sportif Sfaxien aus Tunesien einzusteigen, zögerte er keine Sekunde. Das war die Chance, auf die er immer gehofft hatte. Als Nachwuchsmann mit fussballerischen Ambitionen wollte er sich unbedingt im Ausland durchbeissen. Mit den Tunesiern sammelte Papa Malick Ba in der Folge einige wertvolle Titel. Zweimal eroberte er mit seinen Teamkollegen die arabische Champions League, er wurde ausserdem tunesischer Meister und holte verschiedene Cuptrophäen.

 

Basel oder Auxerre

 

Im Jahre 2005 wurden europäische Clubs auf den beinharten, kompromisslosen defensiven Mittelfeldspieler aufmerksam. Der FC Basel und die AJ Auxerre standen damals im Clinch, es fand ein richtiges Tauziehen statt um die Dienste von Papa Malick Ba. Doch Auxerre war damals eher auf dem absteigenden Ast, denn Guy Roux hatte eben erst seinen Rücktritt als Trainer gegeben. Beim FCB hingegen tat sich demgegenüber ein weites Feld auf – die bahnbrechenden Erfolge der Rotblauen auf nationaler und internationaler Ebene zu Beginn der 2000-er Jahre hatten sich herumgesprochen. Auch punkto Infrastruktur hatten die Bâlois gegenüber den Auxerrois die Nase vorn. So landete der senegalesische Nationalspieler, der mit Grössen wie El Hadji Djouf, Henri Camara, Mamadou Niang, Modou Sougou, Souleymane Diawara, Tony Sylva & Co. gespielt hat, beim FC Basel. Die Transfersumme betrug geschätzte 1,2 Millionen Dollar.

 

Als unerbittlicher, aggressiver Anchorman vor der Viererkette hielt Papa Malick Ba dem FCB-Regisseur Matías Emilio Delgado den Rücken frei und vermochte sich hierzulande schnell Respekt zu verschaffen. „In meiner Basler Zeit wurde ich Schweizer Meister und Cupsieger. Gerne denke ich an die wunderbaren Meister- und Cup-Feiern auf dem Barfi und an die spannenden Spiele im Uefa-Cup zurück“, resümiert er. Natürlich gab es für den sympathischen Mann aus Westafrika neben Highlights wie den Matches gegen den Hamburger SV, Werder Bremen, AS Monaco und Racing Strasbourg und den gewonnenen Cupfinals gegen Luzern und Bellinzona auch Tiefpunkte. Da war etwa das Auswärtsspiel im Uefa-Cup-Viertelfinal in Middlesbrough. Dort fassten die Basler, welche nach dem Platzverweis für Daniel Majstorovic ihr System notfallmässig umstellen mussten und in der Abwehr nur noch in einer Viererkette mit Papa Malick Ba agierten, in letzter Minute den Gegentreffer zum 4:1. Damit schieden sie trotz einem 2:0-Heimsieg im Hinspiel aus dem Uefa-Cup aus.

 

Positive Momente überwiegen

 

Insgesamt aber überwiegen die positiven Momente sicher bei weitem. Die Vereinsleitung des FCB war mit dem Wirken von Papa Malick Ba auf alle Fälle sehr zufrieden. Zu Ende seiner Vertragszeit offerierten ihm die Basler sogar eine Vertragsverlängerung bis 2010 mit Option bis 2011, doch der Senegalese zögerte. Seine Frau hatte ein Wirtschaftsstudium absolviert und wollte jetzt ins Arbeitsleben einsteigen. Verschiedene Clubs klopften bei Familie Ba an. Agenten lockten mit höheren Gagen. Papa Malick Ba hatte die Qual der Wahl. Nach einem Umweg über Dinamo Bukarest kam er schliesslich beim FC Nantes unter, wo mit Julio Hernan Rossi schon ein weiterer Ex-Basler engagiert war. Das Gastspiel bei den „Canaris“, wie die Nantais wegen ihrer kanariengelben Dresses genannt werden, verlief dann allerdings nicht ganz so erfolgreich wie erhofft. Doch immerhin kam der Balleroberer, der in seiner ganzen Karriere stets weite Wege ging, finanziell auf seine Rechnung.

 

Heute wohnt Papa Malick Ba mit seiner Frau und mit den Kindern Aby und Aicha in Mulhouse. Beim FC Mulhouse, dem einst stolzen Proficlub aus dem Elsass, spielt er in der CFA, das ist die vierthöchste Landesliga. Er besitzt hier einen Vertrag als Halbprofi – wie seine Teamkollegen Benoît Haaby (Ex-Profi von Gazélec Ajaccio, Clermont und Amiens), Milovan Sikimic (Ex-Profi von Guingamp und Strasbourg), Farez Brahmia (Ex-Profi von Strasbourg) und Benjamin Genghini (Ex-Profi von Sochaux, Gueugnon und Strasbourg).

 

Ba möchte im Fussballbereich tätig bleiben

 

Beim Club vom Stade de l’Ill erhalten diese Spieler verglichen mit Schweizer Vereinen ein eher bescheidenes Entgelt. Die von Präsident Alain Dreyfus präsidierte Equipe muss mit einem Jahresbudget von rund 1 Million Euro über die Runden kommen. Der FCM zählt auf eine kleine, aber treue Supporterschar, die bei anhaltendem sportlichem Erfolg wieder anwachsen dürfte. Im Moment erscheinen in Mulhouse zwischen 150 und 500 Leute zu den Heimspielen gegen Mannschaften wie Grenoble, Lyon-la-Duchère, Monts d’Or Azergues und Jura Sud. Mit St-Louis Neuweg ist in dieser CFA-Gruppe übrigens auch ein zweiter Elsässischer Verein mit dabei. 150 bis 500 unentwegte Fans – dies ist doch recht wenig, wenn man bedenkt, dass im Jahr 1989 beim Match FC Mulhouse-Olympique Marseille im Stade de l’Ill ein Zuschauerrekord von 17'342 Menschen registriert werden konnte.

 

Papa Malick Ba lässt sich ob der aktuellen Zuschauermisere nicht verdriessen: „C’est avec les résultats que les gens reviennent“ (deutsch: „Die Leute werden dann wiederkommen, wenn unsere Resultate stimmen“), erklärt er. Im Moment grüsst Mulhouse nach harzigem Saisonbeginn als Tabellenvierter. Man hegt nach dem phantastischen 2:1-Erfolg über Leader Grenoble Ambitionen nach oben und hofft dereinst wieder in der National mitspielen zu können. Nach seiner Aktivkarriere möchte Papa Malick Ba übrigens weiterhin im Fussballbereich tätig sein: „Ich könnte mir vorstellen als Scout zu arbeiten, auch für den FC Basel. Denn ich kenne sowohl den Fussball in Afrika, als auch den Fussball in Frankreich und in der Schweiz und verfüge über viele persönliche Kontakte zu den verschiedensten Clubs“. 

 

Wenn Sie Papa Malick Ba in Aktion sehen wollen, können Sie das bei den nächsten Heimspielen des FC Mulhouse tun, die wie folgt stattfinden:

 

30. Januar 2016: FCM-Lyon II

 

20. Februar 2016: FCM-Moulins

 

12. März 2016: FCM-Monts d’Or Azergues

 

2. April 2016: FCM-Le Puy

 

16. April 2016: FCM-St-Louis-Neuweg

 

www.fcmulhouse.com

 

 

Steckbrief:

 

Name: Papa Malick Ba

 

Geburtstag: 11. November 1981

 

Clubs:

 

AS Pikine 1987-1994 (Junioren)

 

Juventus Dakar 1995-1997 (Junioren)

 

Club Sportif Sfaxien1997-2005

 

FC Basel 1893 2005-2008

 

Dinamo Bukarest 2008-2009

 

FC Nantes  2009-2012

 

FC Mulhouse 2012-2016

 

Erfolge:

 

Tunesischer Meister 2005

 

Tunesischer Cupsieger 2004

 

Tunesischer Ligacupsieger 2003

 

Arabischer Champions League Sieger 2000 und 2004

 

Schweizer Meister 2004/05 und 2007/08 mit dem FC Basel 1893

 

Cupsieger 2006/07 und 2007/08 mit dem FC Basel 1893

 

Uhrencupsieger 2006 und 2008 mit dem FC Basel 1893

 

Europa League Spiele mit dem FC Basel 1893, unter anderem gegen AS Monaco, AS Nancy-Lorraine, Racing Strasbourg, Feyenoord Rotterdam, FC Middlesbrough, Blackburn Rovers, Werder Bremen, Hamburger SV, Sporting Lissabon und Tromsö.

 

Champions League Qualifikationsspiele mit dem FC Basel 1893

 

31 Länderspiele mit dem Nationalteam von Senegal/2 Tore

 

Teilnehmer am Afrika Cup 2008 mit dem Nationalteam von Senegal

 

(Fotos: Hans-Jürgen Siegert)

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