Im FCB-Sturm der Ära Gross gab es neben Christian Gimenez, Julio Hernàn Rossi und George Koumantarakis auch einen schussgewaltigen Herrn aus Kamerun: Hervé Tum. Der von Sion verpflichtete Tum zeichnete für einige der grossartigsten Tore verantwortlich. Er war mitbeteiligt am Gewinn von Meisterschaften und er setzte auch im Cup entscheidende Akzente. Tum bescherte den Basler Fussballfreunden Szenen, die man nie vergisst. Heute wohnt er in Douala. Hier ist seine Geschichte.
Anfangs 1979 erblickte Hervé Germain Tum im fernen Kamerun das Licht der Welt, als Mitglied des Volksstammes der Bassa, der drittgrössten Ethnie von Kamerun. Er wuchs in einer grossen Familie auf, gemeinsam mit zwei Schwestern und vier Brüdern. „Wir hatten eine fröhliche Kindheit, natürlich auch mit Höhen und Tiefen, wie es in Afrika so ist“, berichtet er. Leider verstarb sein Vater Thomas im Alter von nur 50 Jahren. Hervé Tum war zu diesem Zeitpunkt erst 13 Jahre alt. Die Mutter Marguerite musste fortan die Familie allein durchbringen. Sie brachte viele persönliche Efforts und arbeitete im Kleinhandel mit Maniok-Stäben (Bobla) und Pistache-Kuchen (Ngwéha). Auch die Jungen halfen mit um den Karren voranzubringen.
Bereits in der Grundschule und später dann auch im Collège spielte Hervé Tum mit Feuereifer Fussball. Das war seine grosse Passion, und dies ist auch heute noch so. Als Jüngling durfte er dann in die Kadji Sports Academy eintreten. An diesem Ort sind auch Samuel Eto’o (heute Antalyaspor, früher bei Barcelona, Inter Mailand, Chelsea), Nicolas N’Koulou (heute Lyon, früher bei Marseille), Stéphane Mbia (heute Hebei China Fortune, früher bei Sevilla, Marseille und Rennes – spielte mit Rennes gegen den FCB), Jean II Makoun (heute Antalyaspor, früher bei Lille, Lyon und Olympiakos Piräus) und Modeste Mbami (heute Millonarios FC (Kolumbien), früher bei Paris St-Germain und Marseille) gross geworden. Die Kadji Sports Academy ist das Werk des Bierbrauers Gilbert Kadji, welcher sich dank dem lukrativen Geschäft mit dem Gerstensaft in seiner Heimat ein Vermögen erarbeitet hatte.
Als Profi in Europa
1997 schaffte der talentierte und ambitionierte Stürmer den Sprung aufs europäische Festland. Frankreich war seine erste Station. Hervé Tum begann bei Pacy-sur-Eure, einem kleinen Club aus der National, der dritthöchsten französischen Spielklasse. Da er damals nur über ein Touristenvisum verfügte, konnte er bei dieser Equipe allerdings keine Meisterschaftsspiele bestreiten. Als dann der FC Sion anklopfte, wechselte Tum blitzartig ins Wallis. Hier absolvierte er zwischen 1998 und 2000 immerhin 30 Spiele. Damals verdiente er monatlich rund 4000 Franken. Er arbeitete immer mit grossem Ehrgeiz und hoher Motivation. Einer seiner Kernsätze lautet: „Es gibt in einem Team keine Spieler, die besser sind als andere. Am Ende entscheidet immer das Kollektiv über Erfolg oder Misserfolg.“