Scott Chipperfield musste in der Rheinstadt anfänglich hartes Brot essen. Bei seinen ersten Einsätzen im Joggeli wurde er von einigen sauglatten Zeitgenossen als «Chippendales» und «Copperfield» betitelt. Nach der Kanterniederlage in Sion ging es dann allerdings für die Bebbi steil aufwärts. Die Kritiker verstummten. Chipperfield da – Chipperfield dort. Unter Führung von Christian Gross folgte für die Basler ein Sieg auf den anderen. Und der FCB errang in dieser Saison den Titel des Schweizermeisters. Die Stadt stand Kopf. Die Spieler tobten auf dem Balkon des Stadtcasinos, der Barfi verwandelte sich in eine Festhütte. Scott Chipperfield – einer der Hauptverantwortlichen für diese sensationelle Entwicklung – liess den anderen bei den Siegerinterviews den Vorrang. Still im Hintergrund genoss er den Trubel. Er konnte damals noch nicht wissen, dass Basel für ihn mehr als nur eine Durchgangsstation werden würde.
Grosse Zeiten im rotblauen Trikot
In den folgenden Jahren räumte Scotty, wie ihn in Basel bald alle nannten, sportlich regelrecht ab. Gemeinsam mit Leuten wie Pascal Zuberbühler, Christian Gimenez, Julio Hernán Rossi, Matías Emilio Delgado, den Yakin-Brüdern, Mario Cantaluppi und seinem Landsmann Ivan Ergic führte er die Rotblauen zu immer neuen Highlights. Mit der Zeit wurde auch sein Anfangssalär richtigerweise zünftig aufgestockt. Im Lauf der Jahre spielte er mit vielen bekannten Fussballern, die heute noch im Ausland aktiv und erfolgreich sind – unter anderem mit Ivan Rakitic, Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Felipe Caicedo, Jacques Zoua, Eren Derdiyok, David Abraham, Behrang Safari und Yann Sommer. Zu seinen schönsten Erinnerungen zählt er die Quervergleiche mit Manchester United, Deportivo La Coruña und Juventus Turin, bei denen der FCB auch mit positiven Resultaten glänzte. Insgesamt bestritt er 78 Europacupspiele. Er rangiert damit auch in dieser Statistik ganz zuvorderst. Fast hätte es zu einer internationalen Trophäe gereicht. Aber Aston Villa war in den beiden UI-Cup-Finals (Hinspiel in Basel 1:1, Rückspiel in Birmingham 1:4 – Basler Goal durch Chipperfield) stärker.
Vollends zur FCB-Ikone avancierte der zweikampfstarke Kämpe anlässlich der «Finalissima» vom 16. Mai 2010 auswärts gegen den BSC Young Boys, als er nach brillanter Massflanke von Valentin Stocker den Ball an YB-Torwart Marco Wölfli vorbei chipperfieldete und per Kopf das 2:0 markierte. Dieses Kopfballtor gegen die Laufrichtung des Goalies ist bis heute eines der schönsten seiner Art in der Geschichte des FCB geblieben. 31’210 Zuschauer erlebten diese Sternstunde live mit. Basel holte damit auf dem letzten Drücker den Meistertitel. Aus diesen erfolgreichen Zeiten stammt auch der berühmte Fangesang «Scott, Scott Chipperfield, 1:0, 2:0, 3:0, 4:0», nach der Melodie des Songs «Dschinghis Khan» vom gleichnamigen Schlagerorchester. Es gibt übrigens mehrere Strophen in Versform auf Baseldytsch davon. Der Schreibende hat sich diese einst notiert und ist gerne bereit, sie auf Wunsch herauszurücken.