In unserem Interview liess er durchblicken, dass zahlreiche andere Vereine ihn zu der Zeit ebenfalls unter Vertrag nehmen wollten. Grossclubs aus Portugal, Frankreich und Spanien boten mit. Aber Tottenham lag vorne. So setzte Thimothée Atouba dann am 7. August 2004 in London seine schwungvolle Unterschrift unter einen gutdotierten Kontrakt. Die damalige Ablösesumme von je nach Quelle zwischen 4 Millionen Euro und 4,5 Millionen Euro bedeutete für den FCB einen neuen Rekord. Doch letzten Endes war die englische Premier League dann für Atouba doch nicht das Wahre. Nur 18 Mal durfte er für die Weissen einlaufen. Bald war das Thema Tottenham Geschichte, es folgten weitere Transfers. Beim Hamburger SV absolvierte Atouba immerhin 83 Bundesligaspiele. Anschliessend bei Ajax Amsterdam und bei Las Palmas liess er seine Karriere mehr oder weniger ausklingen.
Geschäftsmann in Yaoundé
Heute lebt der einstige FCB-Publikumsliebling in seiner Heimat – in Yaoundé. „Ich will im Fussball bleiben“, bekräftigt er bei jeder Gelegenheit. Gemeinsam mit dem bekannten Torhüter Carlos Kameni (Le Havre, Saint-Étienne, Español Barcelona, Malaga, Fenerbahçe) betreut er die Equipe ICK Yaoundé in der 2. Division régionale. Sind das Profis? An diesem Punkt des Gesprächs wartet Thimothée Atouba mit einer spannenden Information auf: „Nein. Diese Spieler sind zwischen 15 und 23 Jahre alt, sie gehen noch zur Schule. Professionellen Fussball gibt es bei uns in Kamerun erst seit September 2019. Wir haben jetzt eine Profiliga mit 18 Mannschaften. Die bekanntesten davon sind Cotonspor Garoua, Tonnerre Yaoundé und Canon Yaoundé. Neu mischt auch Avion Academy munter mit. Am Ende der Saison qualifizieren sich jeweils die ersten beiden Vereine für die CAF Champions League respektive für den CAF Confederations Cup, die letzten drei Clubs steigen ab. Eine zweite Profiliga als Unterbau ist zwar vorgesehen, aber es gibt sie derzeit noch nicht.“
Da seine Frau mit den Kindern in Lille lebt, wo auch seine Brüder wohnen, kommt Thimothée Atouba immer wieder nach Europa zu Besuch. Sein neustes Projekt ist der Aufbau einer eigenen Fussballakademie. „Ich habe bei meinem Besuch in Basel mit Ruedi Zbinden und Gusti Nussbaumer darüber gesprochen. Es wäre schön, wenn sich daraus etwas ergibt und wenn in ein paar Jahren Spieler aus meiner Akademie nach Basel wechseln können.“
Steckbrief
Name: Atouba
Vorname: Thimothée
Geburtstag: 17. Februar 1982
Position: Linker Aussenverteidiger, linker Mittelfeldspieler
Vereine als Spieler:
Minéduc: 1998-1999
Union Douala: 1999-2000
Neuchâtel Xamax: 2000-2002
FC Basel 1893: 2002-2004
Tottenham Hotspur: 2004-2005
Hamburger SV: 2005-2009
Ajax Amsterdam: 2009-2011
Las Palmas: 2012-2014
Erfolge:
Schweizer Meister 2001/2002 und 2003/04 mit dem FCB
Schweizer Cupsieger 2002/03 und 2003/04 mit dem FCB
Uhrencupsieger 2003 mit dem FCB
UEFA-Intertoto-Cupsieger 2005 und 2007 mit dem Hamburger SV
Holländischer Meister 2010/11 mit Ajax Amsterdam
Holländischer Cupsieger 2009/10 mit Ajax Amsterdam
50 Spiele mit der Nationalmannschaft von Kamerun 1999-2008
Gewinner des Afrika Cup 2000 mit Kamerun.
Afiti-Bongô – Atouba hilft Kindern, die es nötig haben
In seiner Heimat Kamerun beteiligt sich Thimothée Atouba an einem Hilfswerk. Es heisst Afiti-Bongô (deutsch: Hoffnung für Kinder) und wurde 2013 von der in der Schweiz lebenden Virginie Nke und drei weiteren Vorstandsmitgliedern gegründet. Schweizer und Afrikaner arbeiten bei Afiti-Bongô Hand in Hand und geben Finanzhilfe für ein eigenes Haus für Waisen und benachteiligte Kinder in Yaoundé sowie für die Fondation Petit Dan et Sarah, das älteste Waisenhaus von Yaoundé mit 60 Kindern. Zusätzlich wird auch das Foyer Ecole des Enfants Aveugles, ein Heim für rund 30 behinderte und erblindete Kinder aus dem Stadtteil Bata-Nlongkak in Yaoundé, unterstützt. Bei einem kürzlichen Benefizanlass in der Basler Markthalle kam für Afiti-Bongô ein grösserer Betrag zusammen. Thimothée Atouba hilft in Kamerun aktiv mit. Vor einigen Monaten überreichte er allen Kindern neue Fussballschuhe als Geschenk zum Abschluss des Schuljahres. Seine Message ist klar: Eine solide Schulbildung ist ein wichtiger Grundstock auf dem Weg zu einem späteren Beruf.
www.afiti-bongo.com
Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019), Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019).