Örjan Berg – der norwegische Dynamiker im FCB-Mittelfeld

Portrait
Donnerstag, 15.04.2021 // 09:59 Uhr

Als Spielgestalter hat sich Örjan Berg beim FC Basel 1893 einst einen Namen gemacht. Der blonde Mann aus dem hohen Norden stieg mit den Rotblauen nach sechs Jahren des Darbens im Unterhaus in die Nationalliga A auf. Später wirkte er beim FK Bodö-Glimt und verbuchte bei Rosenborg Trondheim nebst zahlreichen Titelgewinnen auch Einsätze im Europacup. Heute wohnt er wieder in seiner Geburtsstadt Bodö in Norwegen und arbeitet für den FK Bodö-Glimt. Dieses Team wurde in der vergangenen Saison norwegischer Meister und hat dabei sämtliche Punkte- und Torrekorde gebrochen.

„Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.“ Dieses Sprichwort trifft im sehr positiven Sinne auf Örjan Berg zu. Aufgewachsen ist er in Norwegen als Sohn eines Berufsfussballers. Und wie sein Vater Harald Berg (Ex-FC Den Haag, 129 Spiele, 48 Goals, Meister mit Lyn, Cupsieger mit FK Bodö-Glimt) startete auch Örjan als Youngster seine Laufbahn beim damals noch in der zweiten norwegischen Liga spielenden Heimatverein FK Bodö-Glimt. Schon bald stieg dieser Club in die höchste Landesliga auf. Der Erfolg kam praktisch über Nacht. Bodö wurde Meister und Cupsieger – die Anhänger strömten in hellen Scharen zu den Heimspielen. Und die beiden Spieler Örjan Berg und Mini Jakobsen wechselten nach dem Double-Gewinn 1988 zur damaligen Nr. 1 im Land, zu Rosenborg Trondheim.

 

Liebling der Massen

 

Bald jedoch lockte das Ausland. Nach kurzzeitigen Aufenthalten beim FC Wettingen und beim TSV 1860 München wurde Örjan Berg schliesslich vom FC Basel engagiert. Er sollte den in der Nationaliga B vegetierenden, schlafenden Riesen wecken. Nach wenigen Matches avancierte er am Rheinknie zum Publikumsliebling. Auf dem Feld brachte er seine Qualitäten als technisch und läuferisch starker Fussballer zum Tragen. Mit seinen langen blonden Haaren kam er daher wie ein Wikingerheld. Bref: Der FCB hatte einen neuen Star gefunden.

 

Schon bald gelangen ihm prächtige Tore. Seinen allerersten Treffer erzielte er gegen Bümpliz im 7:0 gewonnenen Heimspiel. Er hatte überdies ein gutes Auge für seine Nebenspieler und bereitete eine ganze Reihe von Toren vor.Doch am Schluss dieser Saison musste man den Aufstieg in die Nationalliga A nochmals vertagen. Unter dem neuen Headcoach Didi Andrey wurde dann aber in der Saison 1993/94 Verpasstes nachgeholt.

 

Das „Old Joggeli“ (Originalton Örjan Berg) wurde wieder zu einer FCB-Festung. Das Team mit Stefan Huber, Massimo Ceccaroni, Marco Walker, Samir Tabakovic, Mario Cantaluppi, Admir Smajic, Reto Baumgartner, Martin Jeitziner, Dario Zuffi und Konsorten schaffte angefeuert von Tausenden von Schlachtenbummlern sukzessive den Sprung an die Tabellenspitze. In der berühmt-berüchtigten Auf-/Abstiegsrunde (die in dieser Form niemand mehr erleben will) gelang dann nach einem 1:1 vor sagenhaften 42'126 Zuschauern im Joggeli und einem weiteren 1:1 im Genfer Vorort Carouge der ersehnte Sprung ins Oberhaus. „Nie me Nati B“, zur Melodie von «Sierra Madre» – wer damals in der Gegend rund um das Epizentrum Barfüsserplatz mit dabei war, hat diese Freudengesänge heute noch in den Ohren.

 

Am Ende dieser traumwandlerischen Saison musste Berg den FCB allerdings verlassen. Ob die Gründe dafür sportlicher oder finanzieller Natur waren, darüber kann man nur werweissen. Und als in der darauffolgenden Spielzeit der Start in die Nationalliga A mit zwei Niederlagen richtig gehend verpatzt wurde, inszenierten die Fans sogar einen Boykott für «Örjan Berg». Während 20 Minuten taten sie keinen Wank, anschliessend riefen sie laut und vernehmlich «Ö-ri-aan, Ö-ri-aan». Natürlich konnten sie damit keine Rückkehr ihres Idols erzwingen, aber ein schönes Zeichen der Wertschätzung war es trotzdem..

 

Erfolge am Laufmeter

 

Unterdessen ist viel Zeit vergangen. Örjan Berg, der auch heute noch privat ab und zu ein Mätschli absolviert, lebt wieder in seiner Heimat – dort, wo es im Sommer nachts kaum richtig dunkel wird. Mit seiner Frau Nina hat er zwei erwachsene Söhne, Marius und Patrick. Im Jahre 2006 hat er seine von vielen Titeln mit Rosenborg Trondheim geprägte und mit Europacupeinsätzen gekrönte Karriere abgeschlossen. Er ist Grossvater geworden und zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Die Aktivzeit als Fussballer fehlt ihm heute nicht im Geringsten. Er hat nie über die Stränge geschlagen und immer ruhig und normal gelebt.

 

Den Wechsel ins Alltagsleben hat er denn auch sehr bewusst vollziehen können. Er geht voll und ganz in seinem jetzigen Job beim FK Bodö/Glimt auf – die kürzlichen Grosserfolge des Vereins, die zu internationalem Medienrummel führten, sprechen für sich selbst. „In der Europa League durften wir gegen die AC Milan spielen“, berichtet der ehemalige FCBler. „Zwar verloren wir auswärts im Stadio San Siro 2:3, aber in den letzten zwanzig Minuten dieses Spiels haben wir der AC Milan richtig eingeheizt. Wir hatten drei Chancen zum Ausgleich. Leider blieben sie ungenutzt. Unser Spieler Jens Petter Hauge wechselte in der Folge zur AC Milan. Seither sind sehr viele Leute bei uns zuhause Milan-Fans.“

 

Stadt und Club im Aufwind

 

Örjan Berg steht voll im Berufsleben. Er führt jetzt dort Regie, wo er einst als Junger gekickt hat. Und es gibt viel zu tun in diesem aufstrebenden Club. Organisatorisch und natürlich auch im Transferbereich. In seiner knapp bemessenen Freizeit frönt er nach wie vor dem Hobby Fischen. Im Meer bei Bodö kann man Kabeljau, Butt und andere Fische fangen. In den Bergseen ist sogar der Lachsfang möglich. Örjan Bergs Heimatstadt mit ihren 55'000 Einwohnern befindet sich aktuell übrigens in einem gewaltigen Wachstumsschub. Der bestehende Flugplatz soll um einige Kilometer weiter nach aussen verlegt werden. Allein diese Arbeiten rund um den Flugplatz kosten über eine Billion Schweizer Franken. An der einstigen Flugplatzstelle ein neues Stadtquartier nach den Prinzipien der Green Economy gebaut werden. Parallel dazu verläuft auch die unglaubliche Geschichte von Bergs Heimatverein FK Bodö/Glimt.

 

Nach vielen Jahren als graue Maus in Norwegen ist dieser Verein in diesem Jahr ganz nach vorne ins Scheinwerferlicht gerückt. Der Verein, bei dem Örjan Berg als Manager und sein Bruder Runar Berg (auch er ein erfolgreicher Profi, der unter anderem bei Rosenborg Trondheim, FK Bodö/Glimt und AC Venezia spielte) als Sponsoring-Chef wirken, brach alle Rekorde in Norwegens Fussball. Die Gelbschwarzen wurden erstmals in ihrer Geschichte norwegischer Champion in der Eliteserien. Und jetzt kommt der Clou an der Geschichte. In der aktuellen ersten Mannschaft spielt ebenfalls ein Berg mit: Örjan Bergs Sohn Patrick. Patrick wurde vor einigen Wochen auch in die Nationalmannschaft aufgeboten, bei der er Ende März in der WM-Qualifikation debütierte. In den vergangenen Jahren hat der norwegische Fussball eine starke Entwicklung durchgemacht. Die jungen Spieler werden gemäss Berg viel mehr gefördert und unterstützt: „Ich bin stolz sagen zu dürfen, dass Bodö/Glimt gerade im Ausbildungsbereich beispielhaft unterwegs ist.“

 

Basel: „Good memories“

 

In den kommenden Jahren will der unternehmungslustige Norweger auch einmal nach Basel kommen: „Für mich hat die ganze Periode, in der ich in Basel gespielt habe so viele gute Erinnerungen mit sich gebracht. Sehr gerne möchte ich wieder einmal nach Basel kommen, mir einige Spiele anschauen und auch die neuen Trainingsmethoden der Basler aus eigener Anschauung kennenlernen“, bekräftigt er. Gäbe es denn in seiner Heimat starke Akteure, die dereinst auch bei uns spielen könnten? „Jawohl. Wir haben bei Bodö/Glimt und auch sonst in Norwegen einige sehr gute Fussballer. Aber Leute mit dieser Qualität haben auch ihren Preis.“

 

 

 

Steckbrief

 

 

Name: Berg

Vorname: Örjan

Geburtsdatum: 20. August 1968

Position: Offensives und defensives Mittelfeld

 

 

Vereine:

 

 

FK Bodö/Glimt 1987-1988

Rosenborg Trondheim 1988-1990 

FC Wettingen 1990-1992 

TSV 1860 München 1992

FC Basel 1893 1992-1994  (76 Spiele in Meisterschaft und Cup, 22 Tore)

FK Bodö/Glimt 1994-1999 

Rosenborg Trondheim 1999-2006 

 

 

Erfolge:

 

 

Aufstieg mit dem FC Basel in die Nationalliga A 1994.

Norwegischer Meister in den Jahren 1988, 1990, 1999, 2000, 2001, 2002, 2003, 2004 und 2006.

Norwegischer Cupsieger 1988, 1999 und 2003.

19 Einsätze mit dem norwegischen Nationalteam 1988-2000, ein Tor.

 

 

Fotos: Stefan Holenstein / Örjan Berg

 

Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019)z, Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020) und Mike Speidel (29. Dezember 2020).

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