Hakan Yakin – der Künstler mit der Rückennummer 10

Portrait
Freitag, 04.06.2021 // 13:59 Uhr

Beim FC Concordia Basel ist er gross geworden, beim FC Basel 1893 hatte er seine beste Zeit, ehe es ihn in die Welt hinauszog. Heute fungiert Hakan Yakin als Assistenztrainer seines Bruders Murat Yakin beim FC Schaffhausen, einem Spitzenteam der Brack.ch Challenge League.

Der grosse Dinosaurier in der Brüglinger Ebene und der nahegelegene Spielplatz waren wichtige Fixpunkte in Hakan Yakins Kindheit. Er wuchs in Münchenstein auf. Mutter Emine kochte und buk Gutzi für alle – sie war an jedem Match ihrer Sprösslinge live mit dabei. Ertan Irizik sowie Murat Yakin waren Hakans Ziehväter. Dank ihnen kam er Schritt für Schritt vorwärts. Schon in frühester Jugend hat Hakan Yakin in jeder freien Minute dem Fussball gefrönt. Seit seinem vierten Altersjahr schnürte er für den FC Concordia Basel die Fussballschuhe. Er agierte als Stürmer, als Mittelstürmer und war immer bei den Topskorern. Ein bis zwei Jahre lang spielte er mit seinem Bruder Murat, der ebenfalls bei „Congeli“ wirkte, zusammen.

 

Für Hakan gab es neben dem Fussball immer auch ein anderes Standbein. Er wollte eine solide Grundlage haben. Bei Werner Decker (genannt Pibs) absolvierte er eine vierjährige Metallbau-Lehre, denn im Fussball kann man bekanntlich nicht wissen, wie sich eine Karriere entwickelt und ob man verletzungsfrei durchkommt. Er ist heute noch froh, dass er diesen Weg gewählt und die Abschlussprüfung bestanden hat. „Werner Decker war selber Fussballer, er gewährte mir den nötigen Freiraum, dass ich mich gut entfalten konnte“, sagt er. Beim FC Basel folgten für den Linksfüsser neben Meisterschafts- und Cupbegegnungen schon bald die ersten UI-Cup-Spiele mit internationalen Gegnern wie Gornik Zabrze, Schachtjor Donezk, Antalyaspor, Heerenveen und Aston Villa. Noch gut erinnert er sich an das Auswärtsspiel in Birmingham, als FCB-Trainer Christian Gross in der Halbzeitpause seine von einem TV-Team gefilmte, legendäre Ansprache an ihn richtete: «Chumm abe Hakan...niemertz isch perfekt Hakan...» Die Basler mussten in dieser Partie allerdings die Überlegenheit der Angelsachsen anerkennen. Nach dem Hinspiel-1:1 im Joggeli verloren sie diesen UI-Cup-Final nach dem anfänglichen Führungstreffer durch Scott Chipperfield am Schluss mit 1:4. Aber alle Beteiligten hatten gesehen, man war nahe dran an den besten Teams Europas.

 

Das erste Double seit langem

 

Hat Hakan Yakin, der in der Ära Gross von der Sturmspitze ins rautenförmige Mittelfeld wechselte, Erinnerungen an die ersten Jahre nach dem Einzug in den neuen St. Jakob-Park? „Ja natürlich. 2002 holten wir nach langer Pause wieder einmal den Schweizer Cup, die Sandoz-Trophäe, nach Basel.“ Der FCB führte in diesem kapitalen Match 1:0. Hakan Yakin hatte den afrikanischen Sturmtank Hervé Tum mit einem fabelhaften Pass auf die Reise geschickt. Doch im Interview erwähnt er lieber die Szene mit seinem Bruder in der 112. Minute, die ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist: „Verteidiger Boris Smiljanic von GC begeht im eigenen Strafraum ein Hands. Dann kommt Muri mit seinem Penalty zum 2:1, der Rest ist Geschichte. Wir holten das Double. Es war für Basel der erste Grosserfolg seit 22 Jahren.“

 

Im Prinzip bildete dieses Husarenstück den Anfang der glorreichen Zeit des FCB. Es folgte eine Europacup-Kampagne, wie es sie seither nie mehr gegeben hat und bei welcher sowohl Celtic Glasgow als auch der FC Liverpool ohne Wenn und Aber eliminiert wurden. Hakan Yakin beendete den Celtic-Match nach einem Zusammenprall mit einem Schotten mit einem blauen Turban, aber „das war alles halb so schlimm“, wie er im Interview berichtet. „Wenn ich heute auf diese Partie angesprochen werde, denke ich vor allem an diesen Schuss des Celtic-Glasgow-Spielers Chris Sutton, der um Millimeter neben dem von Pascal Zuberbühler grossartig gehüteten FCB-Goal vorbeizischte.“ Was sagt Hakan zu seinem legendären Laser-Steilpass, mit welchem er in dieser unvergesslichen Sternen-Nacht etliche Grünweisse überspielte und seinem Teamkollegen Jimmy Gimenez nach acht Zeigerumdrehungen das Tor zum 1:0 ermöglichte? „Wenn Du als Offensivspieler Stürmer wie Jimmy Giménez und Julio Hernán Rossi vor dir hast und ihre Laufwege kennst, dann wird alles einfach“, gibt er sich bescheiden. „Für mich als 10er war das ein Traum, mit solchen Klasseleuten zusammenzuspielen. Ich hatte die Aufgabe, sie mit Bällen zu füttern, damit sie den Ball hineinschieben können.“

 

Das Geheimnis des Erfolgs

 

Hakan Yakin, der beim FCB einen Meistertitel und zwei Cuperfolge gefeiert hatte, darf sich heute bei den besten Torschützen seit Bestehen der Super League einreihen. Ob im FCB-Dress, im GC-Dress, im St. Gallen-Dress, im YB-Dress, im Luzern-Dress oder im Bellinzona-Dress, er wusste stets, wo das gegnerische Tor steht. Was braucht es denn als Angreifer oder als stürmender Mittelfeldspieler, um Tore buchstäblich wie am Fliessband zu erzielen? „Da braucht es vor allem einmal das Talent. Dann musst du arbeiten und immer an dich glauben. Und du musst Glück haben mit dem Trainer. Ich war eben mehr der Künstler auf dem Platz und brauchte gewisse Freiheiten.“

 

Aber wie schafft man das derart viele Treffer zu erzielen? Ist es so, dass man im Strafraum bisweilen einfach entschlossen abdrücken muss, wie es Ottmar Hitzfeld formulierte, oder dass man bei sämtlichen Schüssen darauf schauen sollte, dass die Bälle sehr platziert aufs Tor fliegen, wie es Alexandre Rey sagte? Hakan Yakin sieht es wie folgt: „Die defensiven Dinge – den Spielaufbau von hinten, das Anlaufen der Gegner und das Verschieben in der Abwehrkette – das kannst du trainieren. In der Offensive ist es so, dass man die Kaltblütigkeit und ein gutes Positionsspiel einfach von Haus aus mitbringen muss. Den Spielwitz mit Dribblings und Steilzuspielen sowie die Stärke im Abschluss, das kann man nicht trainieren. Das muss man im Blut haben.“

 

Erfahrungen im Ausland

 

Nach höchst erfolgreichen Zeiten bei den Rotblauen mit Matches unter anderem gegen Manchester United, Valencia und Juventus Turin zog es Hakan Yakin zum Leidwesen der Basler Anhängerschaft in die grosse weite Fussballwelt hinaus. Der Erfolg hielt sich allerdings in Grenzen. Beim VfB Stuttgart hat er neun Partien absolviert, bei Galatasaray Istanbul deren zwei. Paris St-Germain mit seinem mythischen Parc des Princes war kurzzeitig ebenfalls eine Möglichkeit. Aber unter Trainer Vahid Halilhodzic (einem ehemaligen Fussballstar von Nantes) blieb es für den Basler Local Hero bei einem zweiwöchigen Intermezzo unter dem Motto ausser Spesen nichts gewesen. „National hatte ich alles in allem eine ganz gute Karriere. International hätte man es besser machen können“, bekräftigt er.

 

Dafür zog Hakan Yakin dann in Arabien das grosse Los. Bei den Kataris vom Al-Gharafa Sports Club erlebte er viel Spannendes. „Arabien, das war eine schöne Zeit“, betont er heute, wenn er auf der Zeitachse in den Rückspiegel schaut. „Der Fussball dort ist vom Level her etwa mit der hiesigen 1. Liga zu vergleichen. Ich bin dann aber auf Anraten von Nationalcoach Ottmar Hitzfeld in die Schweiz zurückgekehrt, und konnte dann mit der Schweizer Nationalmannschaft noch die Weltmeisterschaft bestreiten.“

 

Verantwortungsvoller Job in Schaffhausen

 

Hakan Yakin, der heute in Zürich wohnt, wirkt seit einiger Zeit mit seinem Bruder Murat Yakin beim FC Schaffhausen. Die gelbschwarzen Munotstädter, deren Spiele des öfteren im TV-Sender Blue Zoom zu sehen sind, wirbeln mit ihrem Wunderstürmer Rodrigo Pollero aus Uruguay in der Challenge League ganz zuvorderst mit. Murat ist Trainer, Hakan sein Trainerassistent. Er durfte auch bereits einmal – als Murat Yakin verhindert war – als Trainer an der Seitenlinie stehen. Bei den Yakin-Brothers funktionieren solche Dinge perfekt. Gibt es mit dem FC Schaffhausen die Möglichkeit, ganz nach oben zu kommen? Laut Hakan Yakin ist in dieser ausgeglichenen Liga alles möglich. Ganz ausschliessen will er einen mittelfristigen Aufstieg natürlich nicht. Denn so wie jetzt ganz vorne platziert zu sein, und in der Challenge League überzeugende Matches zu bieten, das ist sicher etwas Erstrebenswertes.

 

Natürlich verfolgt Hakan Yakin als ehemaliger FCBler auch die Geschicke der Rotblauen sehr aufmerksam. „Der FC Basel mit seinen Fans und seiner Infrastruktur hat nach wie vor den Anspruch, Erster zu werden und Titel zu holen“, kommentiert er. „Man muss alles daran setzen, dass das eines Tages wieder der Fall sein wird.“

 

 

 

Steckbrief

 

 

Name: Yakin

Vorname: Hakan

Geburtstag: 22. Februar 1977

Position: Stürmer, später Mittelfeldregisseur

 

 

Vereine:

 

 

FC Concordia Basel (zuerst bei den Junioren, ab 1994 in der ersten Mannschaft) 1981-1995

FC Basel 1893 1995-1997 

Grasshopper Club 1997-2002

St. Gallen 1879 (Leihe) 1998

FC Basel 1893 2002-2003 

Paris St-Germain FC 2003

FC Basel 1893 2003-2004

VfB Stuttgart 2004-2005 

Galatasaray Istanbul (Leihe) 2005

BSC Young Boys 2005-2008 

Al-Gharafa Sports Club 2008-2009 

FC Luzern 2009-2011

AC Bellinzona 2012-2013 

 

 

Erfolge:

 

 

Schweizer Meister 2001 mit GC und 2002 mit dem FC Basel 1893.

Cupsieger 2002 und 2003 mit dem FC Basel (gegen GC und gegen Neuchâtel Xamax).

Türkischer Cupsieger mit Galatasaray Istanbul 2005.

Torschützenkönig 2007/2008 mit YB, 24 Tore.

Champions-League-Spiele mit dem FC Basel 1893, unter anderem gegen Celtic Glasgow, Liverpool, Spartak Moskau, Valencia, Manchester United, Deportivo La Coruna und Juventus Turin.

UEFA-Cup-Spiele mit dem FC Basel gegen Malatyaspor und Newcastle United.

UI-Cup-Spiele mit dem FC Basel, gegen Sheffield Wednesday, Gornik Zabrze, Karlsruher SC, Arhus, sowie gegen Schachtjor Donezk und Antalyaspor sowie gegen Grindavik, Heerenveen, Lausanne-Sports und Aston Villa (UI-Cup- Finalspiele).

UEFA-Cup mit YB gegen Marseille.

UI-Cup mit YB gegen Marseille.

UEFA-Cup mit dem FC Luzern gegen Utrecht.

Spieler des Jahres in der Schweiz 2003 und 2008.

87 Spiele mit dem Schweizer Nationalteam, 20 Tore. EM-Teilnahme 2004 und 2008, WM-Teilnahme 2006 und 2010. 33 Spiele in den drei Nachwuchs-Nationalmannschaften, 21 Tore.

 

 

Schwarzweissfoto: Stefan Holenstein / Farbfotos: Sacha Grossenbacher und Luca Cavegn

 

Bisher porträtierte Spieler: Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017) und Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019), Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020) und Örjan Berg (15. April 2021).

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