Jean-Pierre Maradan – wichtige Stütze in der FCB-Abwehr

Porträt
Mittwoch, 11.09.2024 // 15:00 Uhr

In Deitingen und Grenchen ist er grossgeworden, im Stadion Brühl hat Jean-Pierre Maradan als 17-jähriger sein erstes Spiel im Rahmen der Nationalliga A absolviert. Das war 1971. Heute ist er pensioniert und geht seinen verschiedenen Hobbies nach. Als erfolgreicher FCB-Ehemaliger verfolgt er die Geschicke des FC Basel 1893 stets mit wachem Interesse.

In der Saison 1982/83 liess sich der FC Basel einen witzigen Werbe-Gag einfallen. Vor jedem Spiel wettete ein Spieler gegen eine Niederlage und gegen ein Unentschieden seines Teams. Falls es dann doch eins «aufs Dach» gäbe, verpflichteten sich alle teilnehmenden Spieler jeweils für einen Match zu einer originellen Aktion. Vor dem Heimspiel gegen den FC Bulle war beispielsweise Jean-Pierre Maradan an der Reihe. «Wenn wir nicht gewinnen, werde ich am Montag, 15 Uhr auf dem Marktplatz im «Senne-Gwändli» Vacherin offerieren», so lautete seine Wette. Anders als einige andere seiner Teamkameraden musste Maradan dann aber nicht zur Entschuldigungs-Tour auf dem «Märt» antreten, denn der FCB gewann diese Begegnung gegen die Fondue-Spezialisten von Bulle mit 3:1.

Jean-Pierre Maradan: Zweimal Schweizer Meister und einmal Alpencupsieger mit Basel.

Jean-Pierre Maradan stammt aus einer Fussball-Familie. Sein Vater wirkte als Offensivspieler beim FC Solothurn in der Nati B. In jeder freien Minute trieb er Sport – nicht nur Fussball, sondern auch Leichtathletik und Turnen. Im Winter wässerten er und seine Kameraden zudem ein Feld und frönten dem Eishockey. Mit zwölf Jahren entschied sich der Jüngling dann allerdings doch für den Fussball. Seine vierjährige Lehre schloss er im Mechanikerberuf ab. Via die Junioren B von Deitingen und die Junioren Interregional 1 von Grenchen stiess er mit 16 Jahren zum FC Grenchen. Von da an ging es Schlag auf Schlag.

Aufnahme in der Profi-Gruppe

Im zarten Alter von 17 Jahren schloss der durchtrainierte Nachwuchsmann mit dem Männerfussball Kontakt. Auch bei der Junioren-Nati war er dabei. Der Kontakt zum FC Basel kam schliesslich via Helmut Benthaus und Bruno Michaud zustande. Man traf sich in einem Restaurant in Egerkingen und wurde sich schnell einig. An sich wollte Jean-Pierre Maradan neben dem Fussball beruflich tätig werden. Doch in seiner Anfangszeit in Basel hat er rund neun Monate lang nur Fussball gespielt.

Stolz präsentiert Jean-Pierre Maradan das alte Matchprogramm aus der Sammlung des Schreibenden. Die Wette gegen Bulle musste er nicht einlösen.

In der legendären Profi-Gruppe mit Markus Tanner, Detlev Lauscher und Konsorten trainierte er zweimal täglich – am Morgen und gegen Abend auf dem Landhof. Bald schon kam er zu seinem Debüt für die Rotblauen. «Man konnte mich überall einsetzen, ausser natürlich als Goalie und als Stürmer. Doch sonst war ich polyvalent unterwegs. Doch dann hat sich meine Lieblingsposition als Rechtsfüsser herauskristallisiert. Es war die des Linksverteidigers». 

Der Sieg im Wankdorf

In toller Erinnerung behält Schampe die Saison 1976/77 – er absolvierte dabei alle Spiele, ausser das letzte. Damals gelangten die FCB-Spieler nach einer Finalrunde auf Messers Schneide ins Entscheidungsspiel vor 60'000 Zuschauern in Bern gegen Servette Genf. Was sich damals im alten Wankdorf abgespielt hat, ist heute Legende. Die Basler gewannen diesen Thriller dank sehenswerten Toren von Walter Mundschin und Turi von Wartburg gegen die favorisierten Grenats mit 2:1 und sicherten sich damit die begehrte Meistertrophäe. Jahrelang spielte Maradan in der Folge in der Nationalliga A und im Cup gegen die stärksten Angreifer von Zürich, Servette, Grasshoppers und St. Gallen. Seine Mitspieler waren Hans Küng und Hans Müller im Tor, dann die Feldspieler Walter Geisser, Serge Duvernois, Bruno Graf, Jörg Stohler, Winfried Berkemeier, Martin Jeitziner, Beat Sutter, Ruedi Zbinden, Peter Marti, Serge Gaisser, Stefano Ceccaroni und viele andere.

Obwohl Jean-Pierre Maradan auswärts wohnt, ist er ein Basler geblieben – einer der mit den Seinen mitfiebert.

Neben dem Fussball hat er aber wie bereits angetönt immer gearbeitet – unter anderem in der Chemischen Industrie, bei der Pax Versicherung (die Pax war in den achtziger Jahren Leibchensponsor des FCB) und bei der Helvetia Versicherung.  Auch später arbeitete er bei der Helvetia – in Solothurn. Ab 1996 wechselte er ins Bankenwesen, bis zu seiner Pensionierung. Maradan wurde übrigens auch ins Nationalteam aufgeboten, aber wegen Verletzungen und wegen der Doppelbelastung Beruf-Sport musste er da und dort etwas absagen. «Ich bestritt offiziell ein Länderspiel, weil die Zählweise damals anders war als heute», sagt er.

Im Europacup der Meister

Glorreiche Zeiten erlebte der FC Basel immer wieder im Cup der Landesmeister, der im Gegensatz zur heutigen Champions League wirklich nur die Champions aller europäischen Ligen – jeweils einen pro Land – versammelte. Gerne erinnert er sich an diese wunderbaren Nächte im Joggeli zurück. Im Europacup der Meister gelangte der FCB damals über Club Brügge (Maradan war verletzt) in die Ausmarchung mit Roter Stern Belgrad. «Dieser Match vor über 100'000 Zuschauern im Marakana-Stadion von Belgrad hätte im Prinzip auch anders laufen können. Wir haben zwei Riesenchancen verpasst. Wenn eine von beiden drin gewesen wäre, dann – ja dann», sinniert Maradan und schmunzelt.

Jean-Pierre Maradan ist seit einigen Jahren auch als Winzer tätig. Gemeinsam mit seinen Getreuen liefert er jedes Jahr 500 bis 600 Flaschen feinen Oensinger Wein.

Schon Momente später freut er sich wieder an den Top-Resultaten auf europäischer Ebene. Da gab es schon damals historische Quervergleiche, etwa im UEFA-Cup gegen Glentoran Belfast, gegen den VfB Stuttgart und gegen Athletic Bilbao. Von diesen Partien, die den jüngeren FCB-Fans nur vom Hörensagen bekannt sind, hat Maradan noch die eine oder andere Videocassette im Schrank.  Heute sind das gesuchte Sammlerstücke.Gross aufgespielt haben die Bebbi auch im Alpencup – in dieser Konkurrenz bleibt ihm das Finalspiel mit dem Penaltyschiessen in bester Erinnerung.

Selbstbewusst und kampfstark: Jean-Pierre Maradan im Zweikampf mit Georg Volkert vom VfB Stuttgart im UEFA Cup 1978/79.

Noch heute fiebert der 70-jährige Kämpe mit seinen Baslern mit, vor allem dann, wenn es in einem Europacup- oder Cupspiel zur Kurzentscheidung vom Punkt aus kommt. Und er durfte seither als Zuschauer von aussen her doch einige Male zufrieden von einem Penaltyschiessen mit gutem Ausgang für den FCB Kenntnis nehmen. Der SK Slovan Bratislava beispielsweise oder Tottenham Hotspur im Europacup lassen hier grüssen. 

Grossvater mit vielen Hobbies

Heute ist Maradan pensioniert. Er kocht gerne, spielt Tennis mit Kollegen von früher, betreut seine Enkelkinder und arbeitet auch gerne im Garten. Besonders zeitintensiv ist für ihn und seine Frau Ruth die Arbeit im Rebberg in Oensingen. Pro Jahr produziert er mit seinen Getreuen 500 bis 600 Flaschen, den roten Oensinger Wein, basierend auf der Regent Traube. «Wir sind drei Parteien, die das machen, und wir werden von zahlreichen tatkräftigen Helfern und Helferinnen unterstützt», unterstreicht er. Seine guten Kontakte zu den Ehemaligen des FCB pflegt er selbstverständlich nach wie vor. «Wenn unsere Rotblauen im Joggeli spielen, bin ich ab und zu gerne live mit dabei».


Steckbrief

Name: Maradan
Vorname: Jean-Pierre
Geburtsdatum: 19. Februar 1954
Nationalität: Schweizer
Position: Verteidiger und Mittelfeldspieler
Beruf: Kaufmännischer Angestellter

Vereine:

Nachwuchs FC Deitingen: bis 1970
FC Grenchen: 1970-1976
FC Basel 1893: 1976-1984
FC Grenchen: 1984-1986

254 Spiele, 13 Tore für den FCB

Erfolge:

Meister mit dem FCB 1977 und 1980
Cupfinalist 1982
Alpencupsieger 1981
Aufstieg in die Nationalliga A mit dem FC Grenchen 1985
Internationale Partien unter anderem gegen Roter Stern Belgrad, Athletic Bilbao, Glentoran Belfast und VfB Stuttgart

Jean-Pierre Maradans Leistungsdaten beim FCB: Hie​r klicken


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019)z, Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022), Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022), Peter Nadig (31. Dezember 2022), Otto Demarmels (28. März 2023), Mario Frick (18. Juni 2023) Martin Mullis (20. September 2023) und Alfred Lüthi (22. November 2023), Matías Emilio Delgado (27.12.2023), Admir Smajic (26. März 2024) und Marek Suchy (13.6.2024).

Text: Lukas Müller

Fotos: Manuel Geisser, ZvG und imago

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