Marek Suchy – der souveräne Patron in der FCB-Abwehr

Porträt
Donnerstag, 13.06.2024 // 15:00 Uhr

Als Marek Suchy zum FC Basel 1893 stiess, war er bereits ein ausgebuffter Profi, ein fertiger Spieler, der mit Slavia Prag bereits zwei Meistertitel eingefahren und anschliessend einen Auslandtransfer vollzogen hatte. Von Spartak Moskau aus kam er mit der Erfahrung von summa summarum 193 Spielen in Tschechien und Russland nach Basel. Beim FCB avancierte er nach dem Karriereende von Matías Emilio Delgado sogar zum Captain. Hier ist seine Geschichte.

Im Januar 2014 holten die Transferverantwortlichen des FCB einen tschechischen Innenverteidiger namens Marek Suchy von Spartak Moskau nach Basel. Leihweise mit Kaufoption. Zum Glück stand dieser Zusatz «mit Kaufoption» im Vertragswerk drin und so konnten sich die Rotblauen im Sommer 2014 definitiv die Dienste von Marek Suchy sichern.

Zweikampfstark und unerbittlich – so kennen die Basler Fans ihren Marek Suchy.

Aufgewachsen ist Marek Suchy im Quartier Prag 10. Prag, das ist die Stadt mit der legendären Rathausuhr am Altstädter Ring und mit der von Figuren geschmückte Karlsbrücke, deren Tor fürs Publikum begehbar ist und ans einstige Rheintor bei der heutigen Schifflände in Basel erinnert. Prag ist auch die Stadt mit dem wuchtigen Vysehrad (deutsch: Wyschehrad), der grossen Burg, welche alles überragt. Klar, dass Suchy bei der Erwähnung dieser Sehenswürdigkeiten stolz ist auf seine Wurzeln. 

Steile Karriere

Als junger Mann holte er sich bereits erste Lorbeeren. Bester Jugendspieler von Tschechien (2005/06) und Zweiter der U20-Weltmeisterschaft war er. Und mit Slavia Prag dominierte er die oberste tschechische Liga. Zweimal durfte er sich als Tschechischer Meister feiern lassen, mit den rotweiss Gestreiften aus der Hauptstadt. Doch dann zog es ihn hinaus, in die grosse Welt – zu den Clubs, die mit Champions-League-Sternen liebäugeln. Zu diesen Clubs gehörte unter anderen auch der FC Basel.

Wuchtiger Innenverteidiger mit souveränem Positionsspiel: Marek Suchy.

Am Rheinknie wurde der technisch versierte Abwehrprellbock schnell heimisch. Am 2. Februar 2014 absolvierte Marek Suchy sein Debüt in der ersten FCB-Mannschaft, mit einem 3:1 gegen Lausanne-Sport auf der Pontaise. Drei Tage später feierte er schon seine Tor-Premiere – es war das zwischenzeitliche 2:0 im Cupmatch gegen Le Mont. Suchy beobachtete, Suchy schaute, Suchy ackerte, Suchy kämpfte, Suchy orchestrierte – bald schon war es sonnenklar, wer fortan in der Vierer-Abwehr der Bebbi die zentrale Position besetzen wird.

Abgebrüht und brandgefährlich

Der beidfüssige, zweikampfstarke Marek Suchy interpretierte seine Rolle im Abwehrzentrum sehr intuitiv. Er wusste stets, wann er gegen hinten absichern und seine Mannen dirigieren musste, wann er mit wohltemperierten Pässen seine Nebenleute lancieren und wann er mit seinem berühmten Tschechen-Power selber nach vorne marschieren und in der Offensive etwas Entscheidendes bewirken konnte. Jeweils im goldrichtigen Moment zog es ihn über die Mittellinie. Urplötzlich und für jeden Gegner unerwartet tauchte er dann in Abschlussposition auf und wuchtete das Leder Richtung gegnerischen Kasten. Rotblau hat in Josef Zindels FCB-Bibel nachgeschlagen und stiess im Lauf der Zeit auf wichtige Suchy-Treffer in Meisterschaft und Cup gegen die Young Boys, den FC Zürich, den FC Lugano, die Grasshoppers und andere grosse Mannschaften. Viermal Meister wurde der sympathische FCB-ler – zu zweien Malen liess er sich gemeinsam mit seinen Teamkollegen als Cupsieger feiern. Hinzu kommen zahlreiche Europacup-Einsätze, unter anderem gegen Saint-Étienne, Sevilla, Arsenal, Paris St-Germain, Benfica, Fiorentina (2:2 – auch dank einem Tor von Suchy) und gegen Belenenses.

Stand in zahlreichen Europacuppartien und Länderspielen seinen Mann: Marek Suchy.

Toll waren für ihn natürlich das 5:0 vor 34’111 Zuschauern gegen Benfica mit Julio Cesar, Luisao, Jonas und Jimenez im Joggeli, das 1:0 gegen Manchester United mit Pogba, Ibrahimovic, Rashford und Lukaku vor 36’000 Zuschauern im Joggeli und der 2:1-Auswärtssieg gegen Manchester City mit Stones, Gündogan, Foden, Bernardo Silva und Gabriel Jesus vor 49’411 Zuschauern im City Of Manchester Stadium. «An solche Partien erinnert man sich immer sehr gerne», lächelte Suchy, als wir ihn am Ehemaligen-Tag im Joggeli auf diese denkwürdigen Zeiten ansprachen. Dass er gegen Ende seiner Zeit im FCB-Trikot in einem einzigen Match – gegen ZSKA Moskau wars – rabenschwarzes Pech hatte und zwei Gegentore kassierte, die ihn wurmten, das sei hier nicht verschwiegen. Aber eins ist sicher: Marek Suchy hat seine Klasse als agiler, perfekt ausbalancierter Verteidigungsminister auf allerhöchstem Niveau bewiesen. 

Sieg im Cupfinal gegen das stolze Sion

Gegen Ende seiner Laufbahn in Basel stand Marek Suchy mit den Rotblauen nochmals vor zwei grossen Herkules-Aufgaben. Die eine war die Schweizer Meisterschaft, die andere der Cupfinal. Als Gegner für den Cupfinal 2017 hatte sich der FC Sion, der scheinbar übermächtige, auf Siege in Cupfinals quasi abonnierte Gegner, herauskristallisiert. Und seit dem letzten verlorenen Cupfinal gegen eben dieses Sion waren noch kaum zwei Jahre vergangen. Bei den abschliessenden Pressekonferenzen im Vorfeld des Cupfinals kam aus der versammelten Journalistenschar mehrfach die Frage an die Basler, ob sie in diesem Endspiel denn überhaupt eine Chance hätten. FCB-Trainer Urs Fischer formulierte damals sinngemäss, dass er «für den Cupfinal keinen Spieler speziell motivieren» müsse. Und Marek Suchy fügte in seiner betont vorsichtigen Art an: «Für einmal geht der FC Basel als Aussenseiter ins Spiel.» Heute wissen wir: Die Antwort zur damaligen Basler Spielstärke erfolgte im Stade de Genève auf dem Platz.

Nach dem Abgang von Matias Emilio Delgado wurde Marek Suchy Teamcaptain des FCB.

Nach einer Runde des Abtastens wie bei einem Boxmatch, als sich die beiden Finalisten in der ersten Halbzeit gegenseitig praktisch ausschliesslich belauerten, folgte dann im zweiten Durchgang während einer Druckperiode der Rotblauen das vielbejubelte 1:0 für Basel. Die Bebbi bildeten in diesem ganzen Final unter der umsichtigen Leitung von Suchy eine ungemein flexible, rot und blau gefärbte Wand, an der die tapferen Walliser Kämpen Mal für Mal scheiterten. Trotz kollektiven Coaching-Bemühungen konnten die Walliser nicht mehr zulegen. Die Männer von der Rhone fielen mehr und mehr auseinander. Unter Zeitdruck begingen sie dann einige schwere Fehler, und diese wiederum wurden vom cleveren FCB sofort bestraft. 3:0 lautete das für die Walliser letzten Endes brutale Schlussresultat. Ihnen war nichts, den Baslern dafür alles gelungen an diesem für die Basler Fussballer und ihren grossen Anhang perfekten Tag.

Kampf um die Plätze im Nationalteam

Einige Jahre lang stand Marek Suchy auch im Kreis der tschechischen Nationalmannschaft – dort, wo einst Legenden wie Viktor, Dobias, Ondrus, Nehoda, Masny und Panenka agiert hatten. Zeitgenossen und Teamkollegen von Suchy im Nationalteam waren Koryphäen wie Cech, Vaclik (Ex-FCB), Kadlec, Darida, Plasil, Rosicky, Baros (Ex-Liverpool) und ebenso ein gewisser Polak, welcher im Sommer 1999 im UI-Cup mit Boby Brno auf der Schützenmatte gegen den FCB angetreten ist. Besagter Match endete mit einem 0:0.

Marek Suchy sorgte mit seinem Landsmann, Torhüter Tomas Vaclik, für Stabilität in der FCB-Abwehr und gewann einige Titel mit dem FCB.

Natürlich war in der Defensive der Tschechen die Konkurrenz recht gross, gab es doch mit Prochazka und Sivoc Akteure, die beim damaligen Nationalcoach hoch im Kurs standen. Nichtsdestotrotz reichte es dem ebenso kopfballstarken wie souveränen Suchy zu 44 Länderspielen – dabei gelang ihm ein Tor. Marek Suchy lieferte in diesen Begegnungen stets die bestmögliche Leistung ab. Für ihn mit seiner soliden Berufsauffassung stand auch nie etwas anderes zur Debatte.

Nach wie vor im Profifussball tätig

Ganz am Schluss seiner FCB-Zeit wollten ihn die hiesigen Fanhorden kaum mehr gehen lassen. «Marek blybb bi uns – Marek blybb bi uns», skandierten sie im Joggeli. Das ist die oberste Stufe von Anerkennung, die in Basel von der Muttenzerkurve verliehen wird. Nach dem Abschied von Basel, welcher notabene auch wegen unterschiedlicher finanzieller Vorstellungen zwischen Vereinsleitung und Spieler erfolgte, weilte der ruhige Akteur noch eine Zeitlang bei Augsburg in der Bundesliga.

Nach fünfeinhalb Jahren beim FCB wurde Marek Suchy im Sommer 2019 emotional verabschiedet.

Heute noch ist Marek Suchy im bezahlten Fussball tätig. Unterdessen verleiht der Routinier mit seinen wohl überlegten Angriffsauslösungen dem 50 Kilometer nordöstlich von Prag domizilierten tschechischen Erstligisten Mlada Boleslav Sicherheit und Stabilität. Mit seinem Club schloss er die soeben abgelaufene Meisterschaft auf dem fünften Rang ab und qualifizierte sich für die UEFA Conference League. «Wenn ich gesund bleibe, kann mir gut vorstellen, noch die eine oder andere Saison anzuhängen», betont Marek Suchy.


Steckbrief

Name: Suchy
Vorname: Marek
Geburtsdatum: 29. März 1988
Nationalität: Tscheche
Position: Verteidiger

Vereine:

Nachwuchs SK Slavia Prag: 1994-2005
SK Slavia Prag: 2005-2009
FK Spartak Moskau: 2010-2013
FC Basel 1893: 2014-2019
FC Augsburg: 2019-2021
FK Mlada Boleslav: 2021 bis jetzt

224 Spiele, 14 Tore für den FCB

Erfolge:

Vierfacher Schweizer Meister (2014, 2015, 2016 und 2017)
Zweifacher Schweizer Cupsieger (2017 und 2019)
Zweifacher Tschechischer Meister (2008 und 2009)
44 Länderspiele für Tschechien, ein Tor
Vize-U20-Weltmeister 2007
65 Länderspiele mit Nachwuchs-Nationalteams (U 16-U21) von Tschechien, fünf Tore
Bester Jugendspieler von Tschechien 2005/06

Marek Suchys Leistungsdaten beim FCB: Hier klicken​


Bisher porträtierte Spieler

Pascal Zuberbühler (28. August 2014), Roland Paolucci (3. Oktober 2014), Christian Giménez (29. Dezember 2014), Martin Andermatt (12. Februar 2015), Nestor Subiat (18. März 2015), Erni Maissen (6. Mai 2015), Eigil Nielsen (16. Juli 2015), Maximilian Heidenreich (4. September 2015), André Sitek (13. November 2015), Papa Malick Ba (13. Januar 2016), Bruno Sutter (26. April 2016), Argemiro Veiga (24. Juni 2016), Carlo Porlezza (6. September 2016), Markus Tanner (10. November 2016) und Martin Jeitziner (14. Februar 2017), Attila Sahin (17.April 2017), Hervé Tum (21. Juni 2017), Arthur von Wartburg (7. September 2017), Scott Chipperfield (15. November 2017), Reto Baumgartner (11. Februar 2018), Walter Mundschin ( 29. März 2018), Thomas Hauser (3. Juni 2018), Stefan Huber (8. August 2018), Adrian Knup (13. Oktober 2018), Alex Nyarko (28. Dezember 2018), Helmut Hauser (28. März 2019), Peter Bernauer (9. Juni 2019),  Marco Zwyssig (21. August 2019) Lars Olsen (15. Oktober 2019), Ottmar Hitzfeld (16. November 2019)z, Thimotée Atouba (30. Januar 2020), Franco Costanzo (22. April 2020), Jörg Stohler (16. Juli 2020), Kurt Stettler (9. Oktober 2020), Mike Speidel (29. Dezember 2020), Örjan Berg (15. April 2021), Hakan Yakin (4. Juni 2021), Jean Müller (7. September), Mile Sterjovski (19. November 2021), Behrang Safari (20. Dezember 2021), Peter Marti (16. April 2022), Walter Geisser (6. Juni 2022), Beat Sutter (1. August 2022), René Hasler (27. September 2022), Sèbastien Barberis (7. Dezember 2022), Peter Nadig (31. Dezember 2022), Otto Demarmels (28. März 2023), Mario Frick (18. Juni 2023) Martin Mullis (20. September 2023) und Alfred Lüthi (22. November 2023), Matías Emilio Delgado (27.12.2023) und Admir Smajic (26. März 2024).

Text: Lukas Müller

Fotos: Sacha Grossenbacher und Uwe Zinke

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